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Auslandsstudium Kunstgeschichte in Wien

16. September 2016
Foto: Pixabay.com

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Ich habe es also gemacht – als Ruhrpottlerin zog ich los, 1000 Kilometer weit weg, um das schöne Wien zu erkunden. Für zwei Jahre. Ein genauer Zeitplan war vorhanden und wurde recht schnell von der Wienerischen Gemütlichkeit überrumpelt. Hier studiert es sich anders, hier lässt man sich leicht auch mal ablenken und genießt die Stadt und die zahlreichen Kulturangebote.

In meinem Fall wirkt sich das Ablenken durch Museumsbesuche nicht so schlecht auf mein Studium aus, wie es bei anderen wäre. Ich studiere nämlich Kunstgeschichte im Master hier. Zuvor habe ich meinen Zweifachbachelor in Kunstgeschichte mit dem Nebenfach Geschichte in Düsseldorf an der Heinrich-Heine-Universität gemacht. Nachdem ich in Düsseldorf ziemlich fleißig und ziemlich genau dem vorgeschlagenen Zeitplan entlang studiert habe, nahm ich mir vor, dies auch in Wien mit meinem Master zu tun. Wohlweislich, dass die Studienpläne in unseren Nachbarländern durch die nicht wenig umstrittene Bologna-Reform ja soo ähnlich sind. Dies ist tatsächlich auch der Fall – erstaunlicherweise ähnelt sich das System (trotz der 1000 Kilometer) sehr. Wenn es auch einige Eigenheiten gibt, die ich in meinem ersten Semester einfach nicht wissen konnte und die mir später zu schaffen machten. So wird das Studium hier (entgegen der Wiener Gelassenheit, die den Bewohnern hier ja zugeschrieben wird) ganz strikt aufgebaut. In Düsseldorf konnte ich den vorgeschlagenen Studienplan befolgen, wenn ich wollte, konnte aber auch alles kreuz und quer belegen, verkürzen oder ein Semester lang drei Seminare besuchen oder keins, ohne dass das irgendwelche Auswirkungen hatte. Man konnte sich alles selbst so einteilen, wie man es mochte, hauptsache man hatte am Ende des Studiums alle vorgegeben Seminare, Vorlesungen und Übungen belegt und gemeistert. Ich hätte auch im ersten Semester nur eine Vorlesung besuchen können und trotzdem nach vier Semestern abschließen können, wenn ich mir dann die nächsten Semester die Stundenpläne unmenschlich voll gestopft hätte. Keiner hätte mich daran gehindert. Das ist wirklich ein großer Vorteil, falls man in einem Semester mal in kein Seminar reinkommt oder die Auswahl einen einfach wenig bis gar nicht interessiert. So, dachte ich, würde der Master dann auch laufen. Man kann mehr nach seinem Geschmack wählen und wenn mal nichts interessantes dabei ist, macht man im nächsten Semester einfach mehr. Haha, Pustekuchen. Das ist hier in Wien dann doch nicht so – was mir leider recht spät klar wurde. Hier kann man (theoretisch) nur ein Seminar pro Semester besuchen und den Rest mit Vorlesungen, Übungen und Exkursionen ausfüllen. Wenn man also nicht in sein Wunschseminar kommt, weil es einfach (und das ist wohl an jeder Uni gleich) überlaufen ist, dann geht man lieber in seine Zweit- oder Dritt- oder sogar Viertwahl, denn sonst wird der Studienplan immer länger und länger. Allerdings gibt es auch bei dieser Option gewisse Schwierigkeiten. Beim Wählen der Seminare muss man eine Präferenzliste erstellen. Wenn ich nicht in meinen Lieblingskurs komme, heißt das aber nicht, dass ich mir dann meiner zweiten oder dritten Wahl sicher sein kann. Nicht selten befindet man sich dann auch nur auf der Warteliste, wenn man dort vielleicht auch auf einem besseren Wartelistenplatz ist. Das macht einem dann erst einmal Angst, wenn man sich seinen Semesterplan zusammenstellen will und irgendwie nirgends sicher teilnehmen kann. Doch man muss in den ersten Wochen einfach durch sämtliche Kurse tingeln und hoffen und bangen. Ich selbst kam dieses Semester nur in mein bevorzugtes Seminar, weil ich die ganzen drei Stunden der ersten Sitzung brav sitzen blieb (trotz Wartelistenplatz) und am Ende von der Münze, die der Dozent zur Entscheidung warf, dann ausgewählt wurde. Da war das Glück dann auf meiner Seite. Mit derselben Methode ist es dann auch möglich, doch zwei Seminare in einem Semester zu belegen, aber das ist eine noch nervenaufreibendere Sache und nur zu empfehlen, wenn man (wie ich) einfach planlos hierher kam und das erste Semester nicht nach gewünschtem Studienplan gemacht hat und die zwei Seminare dann später dringend braucht.

Ansonsten ist das Studium aber sehr angenehm, es gibt sehr gute Dozenten und gute Angebote, wie auch zuvor in Düsseldorf. Wenn es für mich auch schwieriger ist, Angebote zu finden, die mich sehr interessieren, denn ich habe mich auf moderne und postmoderne Kunst spezialisiert, die hier eher kein Lehr-Schwerpunkt ist. Aber man findet immer wieder sehr interessante Kurse und mal abgesehen davon, kann man natürlich seinen Moderne-Durst auch in der Albertina (meinem bevorzugten Museum, dessen Jahreskarte ich schon besitze) hervorragend stillen.

Und das ist wohl auch das größte „Problem“ am Studium in Wien: man muss dem Charme und überreichen Angebot der Stadt widerstehen. Sich im Sommer lieber an den Schreibtisch zu setzen als in der Donau zu planschen oder draußen den guten österreichischen Weißwein zu genießen oder – in meinem Fall – das unglaubliche vegane Essensangebot hier genauestens zu testen, erfordert eine große Disziplin. Vor allem wird diese geschädigt, wenn man noch recht neu in der Stadt ist (ich bin seit etwas über einem Jahr hier) und noch alles erkunden und mitmachen möchte. Nicht dass Düsseldorf und vor allem mein alter Wohnort im Ruhrgebiet nicht genug Anreize und Ablenkungen geboten hätten – oh nein, ich weiß Düsseldorf mit seinen großartigen Sammlungen sehr zu schätzen und liebe auch das Ruhrgebiet nicht nur aus Heimatgefühl (wenn ich auch immer daheim voll Stolz Westernhagens „Wieder hier“ mitsinge). Aber in einer neuen Stadt ist es einfach natürlich, sich genauestens umsehen zu wollen. Ich habe in zahlreichen Artikeln zu Auslandsstudien gelesen, dass es nicht auf den perfekten Notenschnitt und das am schnellsten geschaffte Studium geht. Es geht um die Erfahrungen, die man sammelt und das man trotz anfänglicher Schwierigkeiten doch sein Studium ganz gut schafft und dabei auch das Kulturangebot der Stadt erkundet hat. Was nützt es, wenn ich mich später irgendwo außerhalb Österreichs bewerben würde und man würde mich fragen, ob ich nicht auch die wunderbare Sammlung im Kunsthistorischen Museum immer wieder besucht habe und ich nur von meinen Bibliotheks-Lern-Besuchen berichten könnte? Nichts natürlich. Studiert man im Ausland, muss man es einfach erkunden. Das gehört dazu und das mache ich auch.

Würde ich also einen Master der Kunstgeschichte in Wien empfehlen? Ja, ich würde. Mal abgesehen davon, dass diese Stadt alles für ein Auslandsstudium bietet, ist sie vor allem für weniger Mutige (wie ich es auch bin), die nicht gerade in Australien oder Amerika studieren wollen, zu empfehlen: hier spricht man die selbe Sprache (wenn einem das auch oft nicht so vorkommt, wenn man mit echten Wienern spricht und einfach nichts versteht) und man kann locker mal mit dem Zug oder dem Flieger heim, wenn man mal wieder Freunde, Familie und die Stadt besuchen will. Hier ist es einfach herrlich für Kunstliebhaber, weil das Angebot wirklich unglaublich groß ist. Es ist, wie die Wiener sagen: urleiwand.

Veröffentlicht am 16.09.16

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Wie sagte schon Bacon: „Wissen ist Macht!“
*Francis Bacon, 1561 - 1625, Philosoph & Jurist
 

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