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Chancen und Risiken der digitalen Bildung in Schulen

9. Januar 2018

passbild Alex farbeDigitale Bildung in Schulen ist derzeit eins der am meisten brennenden Themen an und in Schulen und wird von Befürwortern und Kritikern heiß diskutiert. Wie es allerdings in der täglichen Praxis aussieht und welche Chancen und Risiken sich dahinter verbergen, darüber erfahren wir nur am Rande etwas. Nur diejenigen, die tagtäglich damit zu tun haben und auch dazu etwas zu sagen haben, wissen, wie es wirklich aussieht. Darüber sprachen wir mit  Alexander Fischer, er ist Lehrer, unterrichtet die Fächer Biologie, Englisch, Technik und IT an einer Realschule in Baden-Württemberg und berät Schulen in den Bereichen IT-Ausstattungen und Medienpädagogik. Privat betreibt er seinen Blog http://www.macundschule.de/

Herr Fischer, zunächst ein Blick zurück in Ihre eigene Schulzeit: Waren Sie ein guter Schüler und gingen Sie gerne zur Schule?

Ich bewegte mich immer irgendwo im Mittelfeld. Zur Schule ging ich prinzipiell sehr gerne, schließlich war und ist sie auch heute nicht nur ein Ort des Lernens, sondern auch ein Ort zwischenmenschlicher Begegnungen und oft auch die Basis für teils lebenslange Freundschaften. Ein Ort, an dem man auch Spaß haben kann, an dem wir einen beachtlichen Teil unserer Kindheit und Jugend verbringen und der unser Leben deshalb ein gutes Stück weit prägt.

Viele sehen die Digitale Bildung als eine große Chance. Wie ist Ihre Meinung dazu und wo liegen die Chancen und welche Risiken sehen Sie als Pädagoge?

Bildung mit und über digitale Medien ist in meinen Augen ganz wichtig, wenn wir unsere Kinder auf ein mündiges und selbstbestimmtes Leben in der heutigen und zukünftigen Gesellschaft vorbereiten wollen. Die Digitalisierung hat inzwischen all unsere Lebensbereiche irreversibel durchzogen und es wäre töricht, sie in Bildung und Erziehung auszublenden.

Mein Abitur liegt inzwischen über 20 Jahre zurück. Damals gab es an meiner Schule einen Computerraum mit einem Lehrerrechner und einigen Schülerrechnern. In vielen Schulen finde ich, wenn überhaupt, genau diese Situation auch heute noch so vor – gut, die Gehäuse der Rechner sind inzwischen schicker und die Monitore können mehr als nur einen Farbton darstellen 😉 Ansonsten hat sich oft nicht viel geändert.

Wie hat sich die Digitalisierung in den letzten 20 Jahren also innerhalb und außerhalb von Schule entwickelt? Die Diskrepanz könnte kaum größer sein. Schülerinnen und Schüler nutzen das Smartphone als eines ihrer wichtigsten Kommunikations- und Informationsmittel – mit allen Vor- und Nachteilen. In Schulen diskutieren wir über Handyverbote...

Von daher sehe ich die Chance, dass Schule sich im Bereich Digitalisierung nun (endlich) unserer Lebensrealität annähern kann, um die oben genannten Ziele zu erreichen.

In den Bereichen des individuellen Lernens, der individuellen Förderung und einer effizienteren Gestaltung von Arbeitsprozessen kann die Digitalisierung große Vorteile bringen und neue Perspektiven eröffnen. Hierbei muss ein zielgerichteter und bedachter Einsatz der digitalen Medien im Vordergrund stehen.

Nichtsdestotrotz ist „digitale Bildung“ nicht das Allerheilmittel, das dürfen wir bei all ihrer Bedeutung nicht außer Acht lassen.

Das (Wahl)-fach Informatik in Ihrem Bundesland BW wird wahrscheinlich kommen. Was bedeutet das für Sie und welche Auswirkungen wird es in Bezug auf Digitales Lernen haben?

So wie es aktuell aussieht wird in Baden-Württemberg ein informatisches Fach eingeführt werden – je nach Schulart verpflichtend oder eben als Wahlfach ab dem Schuljahr 2017/18.

Das ist meiner Meinung nach auch sinnvoll und gut so. 

Neben den beiden Bereichen der Medienbildung, dem Lernen mit Medien und dem Lernen über Medien, sehe ich die Informatik als zweite Säule der „digitalen Bildung“. Sie kann ein wichtiges Instrument vor allem in den naturwissenschaftlichen Fächern aber auch in den Geisteswissenschaften werden. Spannend bleibt natürlich die Frage, wer das Fach unterrichten soll. 

Wie verändert die Methodik des digitalen Lernens zukünftig die Rolle des Lehrers?

Hier kann ich natürlich nur Vermutungen äußern. Ich denke aber, dass sich die Rolle von Lehrerinnen und Lehrern nicht grundlegend ändern wird. Die reinen Wissensvermittler sind wir ja schon lange nicht mehr.

Sicherlich werden wir unseren Schülerinnen und Schülern künftig mehr denn je Wege aufzeigen müssen, Informationen aus einem riesigen Informationspool heraus zu filtern, zu bewerten und zu strukturieren.

Ein Teil der Vermittlung von Faktenwissen wird also sicherlich der Vermittlung von prozeduralem und strategischem Wissen weichen müssen.

Generell werden Lehrerinnen und Lehrer nach wie vor eine wichtige Rolle in der Schule bei Erziehung und Bildung spielen.

Schülerinnen und Schüler zu motivieren, für ein Thema zu begeistern, darüber mit ihnen zu diskutieren und gemeinsam mögliche Konsequenzen für unser Handeln zu finden, wird vermutlich so bald keinem Roboter gelingen.

Bitte vervollständigen Sie den Satz: „Digitale Bildung ist bei aller Diskussion nur ein kleiner Teil von Schule, um dies jedoch zielführend und erfolgreich zu realisieren, brauchen wir ... ?“

Bereitschaft, Engagement und vielleicht auch ein wenig Mut in bildungspolitischen Bereichen. Dazu gehören z.B. Anpassungen in der Lehrerausbildung und die Versorgung der Schulen mit zusätzlichen Ressourcen.

Fachwissenschaftliche und -didaktische Aus- und Fortbildung von Lehrerinnen und Lehrern.

Verbindlichkeiten  — Ohne Verbindlichkeiten z.B. in Form eines Medienbildungsplanes bzw. eines Mediencurriculums für jede einzelne Schule bleibt das Erreichen der im Bildungsplan gesteckten Ziele ein Glücksspiel.

Umsetzung der technischen Voraussetzungen — Eine angemessene Anbindung ans Internet, die nötige kabelgebundene Infrastruktur in den Schulen, WLAN und die nötigen Endgeräte (PC, Smartphone, Beamer etc.) sollten jederzeit und an jedem Ort ohne organisatorischen Aufwand verfügbar sein, um im Unterricht ganz selbstverständlich und situativ angemessen eingesetzt werden zu können.

Fachleute, die diese Technik warten und administrieren.

Und schließlich die finanziellen Mittel, um die genannten Punkte auch umsetzen zu können.

Eine ausführlichere Übersicht habe ich versucht hier zusammenzustellen: http://www.macundschule.de/digitale-bildung-in-schulen/

Veröffentlicht am 09.01.18

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Wie sagte schon Bacon: „Wissen ist Macht!“
*Francis Bacon, 1561 - 1625, Philosoph & Jurist
 

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