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Ist der Unterricht an Schulen zu praxisfern? Ein Lehrer gibt Antworten.

15. September 2017

Johannes-Lohmöller-praxisnaher-unterricht

Die Diskussion ob der Unterricht an deutschen Schulen zu praxisfern ist dauert an. Sollten Kochen und das Schreiben der Steuerklärung bald wichtiger sein als Dramenanalysen und Physik-Experimente? Zumindest eine Schülern aus Köln, könnte sich das gut vorstellen. Wir haben mit Johannes Lohmölller, Lehrer für Englisch, Deutsch, Technik, Sport Religion und Angeln an der Hauptschule Tecklenburg, gesprochen.

Steuern, Miete und Versicherung statt Gedichtsanalyse und lineare Funktion — ist der Unterricht an deutschen Schulen zu praxisfern? Jüngst äußerte eine 17-jährige Gymnasiastin aus Köln ihren Unmut auf Twitter und wünscht sich ganz offen „mehr lebensnahem Unterricht“. Wie ist Ihre Meinung zu diesem Thema?

Meiner Meinung nach sollten beide Bereiche Beachtung finden, d.h. Schüler sollten auch einmal die Chance haben sich mit Dingen zu befassen, die nicht direkt um die Existenz kreisen. Dazu wird es nach der Schule leider nicht mehr so viele Gelegenheiten für die jungen Erwachsenen geben. Auf der anderen Seite ist es sicherlich eine gute Sache, wenn auch Bereiche des zukünftigen Lebensfeldes stärker berücksichtigt werden. Ob man mit dem Fach „Steuererklärung“ allerdings Vorfreude weckt, sei einmal dahin gestellt… Sind das nicht auch Bereiche des Fachs Wirtschaft? (Das ist nicht mein Fach) Das würde ich auf jeden Fall begrüßen!

Was sollte Ihrer Meinung nach an lebensnahen Themen auf dem Lehrplan stehen?

Eine Schuldenberatung, wie sie auch an unserer Schule schon seit langem durchgeführt wird, wäre sicherlich für alle Schulen wünschenswert. Ebenso bekommen wir jedes Jahr Unterstützung von profamilia. Es ist immer gut, wenn externe Experten in die Schulen kommen, das können dann natürlich auch Steuerberater, Ernährungsberater, unabhängige Versicherungsexperten etc. sein.

Wo und in welchen Bereichen wünschen Sie sich Veränderungen an unseren Schulen?

Ich würde mir wünschen, dass der Unterricht insgesamt projektorientierter den Interessen der Schüler angeglichen ist und z.B. Bereiche des Wunschberufes mit aufnimmt.

Eine Möglichkeit wäre es, statt z.B. an Hauptschulen bestimmte Level vorzugeben, die in 9 Jahren erreicht werden müssen. Das könnte dann so aussehen, dass die Schüler in Elemantar-Bereichen den Level A erreichen müssen und dann in weiter führenden Kursen z.B. im Bereich Technik/Metall den Level D erreichen können. Für den Schüler, der sprachlich große Schwierigkeiten hat und nicht unbedingt das Ziel hat, Fremdsprachenkorrespondent zu werden, würde dann in Englisch Level A für den Hauptschulabschluss reichen und für die Quali zum Gymanasium müsste man dann z.B. Level E nachweisen.

Dazu könnte man dann parallel in einzelnen Projekten verschiedene Fachbereiche unterbringen und anhand praktischer Beispiele Unterricht mit allen Sinnen anbieten.

Hat die Äußerung der Schülerin aus Köln an Ihrer Schule ein Diskussion um mögliche Veränderungen ausgelöst und wenn ja, welche?

Es hat schon die eine oder andere Diskussion im Lehrerzimmer gegeben, die in der normalen Alltagshektik aber nicht großartig weiter geführt wurde, da bei vielen Kollegen leider kaum Einflussnahme auf das System und den Lehrplan gesehen wird.

Veröffentlicht am 15.09.17

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Wie sagte schon Bacon: „Wissen ist Macht!“
*Francis Bacon, 1561 - 1625, Philosoph & Jurist
 

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