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Gesamtschule Blankenese - Projekt "Agua es vida"

26. März 2012

Die Idee

„Agua es vida“ ist die gemeinsame Projektreihe der Gesamtschule Blankenese-Hamburg und der Universität von Leon/Nicaragua. Ziel dieser Projektreihe ist die Installation von solargestützten Wasserversorgungssystemen in der ländlichen Region Leons.  Seit 2002 sind 17 solargestützte Pumpsysteme in der ländlichen Region Leons installiert worden. Sie versorgen Menschen, Vieh und Pflanzen mit Wasser.

Nicaragua ist in bestimmter Hinsicht ein reiches Land. Die Landwirtschaft an der Westküste etwa findet exzellente Bedingungen für ihre Produktion vor. Die schier unerschöpfliche Sonneneinstrahlung, die pro Jahr fast das Doppelte der Menge im Vergleich zu Norddeutschland erreicht, könnte der sichere Garant für die Produktion nicht nur der benötigten Biomasse, sondern auch der Elektrizität sein. Der Boden ist fruchtbar und durch Vulkanasche hoch mineralisiert und selbst die Niederschläge sind im Raum Leon – eins der trockensten Gebiete Nicaraguas - mit etwa 1600 mm pro Jahr hinreichend. Doch diese Niederschläge fallen nicht gleichmäßig über das Jahr verteilt, kurze und heftige Regenzeiten wechseln sich mit langen Trockenperioden ab. Normalerweise gibt es eine kleinere Regenzeit im Mai/Juni und eine große im September/Oktober. Seit Jahren beobachten die Bauern an der Pazifikküste Nicaraguas jedoch, dass die kleinere Regenzeit „versiegt“, d.h., geringere Niederschläge bringt oder ganz ausbleibt. Dann dehnt sich die Trockenzeit auf neun Monate aus. Ausbleiben der Regenzeit bei gleichzeitigem Rückgang der absoluten Niederschlagsmenge, das führt laut der Weltgesundheitsorganisation WHO zu einem „Korridor der Trockenheit“ in Zentralamerika. 8,6 Millionen Menschen leben in diesem Korridor und das westliche Nicaragua gehört zu dieser vom Klimawandel bedrohten Region. Die künstliche Feldbewässerung wird für die landwirtschaftliche Produktion eine Überlebensfrage.

Vor diesem Hintergrund  begann 2002 innerhalb der Städtepartnerschaft Hamburg - Leon die Kooperation zwischen dem Agrarinstitut der Universität von Leon/Nicaragua (UNAN) und der Gesamtschule Blankenese-Hamburg. Diese Partnerschaft stellte von Anfang an das Thema „solargestützte Wasserversorgungssysteme“ ins Zentrum ihrer Zusammenarbeit. Jährlich besuchen seitdem Physik/Technik-Kurse bzw. Profilklassen der GS Blankenese die Partnerstadt Leon.

Ergebnisse

  1. Physik und Technik wird den Schülern innerhalb der Projektreihe „Agua es vida“ auf neuen Wegen interessant und anschaulich vermittelt. Die Attraktivität von Physik und Technik wird gesteigert. Fragen der zukünftigen Energieversorgung und des Klimaschutzes werden im Unterricht als globale Fragen erkannt und behandelt. Das Kooperationsprojekt der GS Blankenese und der UNAN Leon stellt diesen Zusammenhang in einem praktischen Projekt her.
  2. Die gesamte Vorbereitung auf den Projekteinsatz in Nicaragua wird im fächerverbundenen Unterricht organisiert, „Agua es vida“ zielt auf eine anwendungsorientierte Ausbildung in moderner, zukunftsfähiger Energietechnik. Die Projektreihe bündelt die Themen Solarenergie und Entwicklung innerhalb der schulischen Ausbildung. Es kooperiert mit Firmen, um modernes Ingenieurswissen für den Unterricht bereit zu stellen. Überdurchschnittlich viele unserer Abiturienten wählen das Thema „Regenerative Energien“ zum Mittelpunkt ihrer universitären Ausbildung und ihres Berufes.
  3. „Agua es vida“ führt deutsche und ausländische Schüler auf der Grundlage gemeinsamer Interessen zusammen. Dieses gemeinsame Interesse besteht in der Installation und Anwendung moderner Energietechnik. Die Interessensidentität ist die Grundlage der äußerst erfolgreichen Zusammenarbeit
  4. Die Projektreihe „Agua es vida“ ist ökologisch, weil die notwendige elektrische Energie für den Betrieb der Pumpen durch Photovoltaik-Generatoren umwelt- und klimaschonend bereitgestellt wird. Damit werden Dieselgeneratoren, die in den netzfernen ländlichen Gebieten der eigentliche Konkurrent sind, entweder ersetzt oder erst gar nicht installiert. Alle Systeme, die von Schülerinnen und Schülern der GS Blankenese und Studierenden der UNAN in den sieben gemeinsamen Projekten installiert worden sind, erzielen durchweg gute Ergebnisse. Sie arbeiten zuverlässig und nahezu wartungsfrei. Sie verfügen über insgesamt 7,5 kW Solargeneratorleistung und ersparen der Atmosphäre jährlich ca. 46,8 Tonnen CO2, die beim Einsatz leistungsentsprechender Dieselgeneratoren erzeugt worden wären. In den Trockenzeiten sind zusätzliche Ernten eingefahren worden.
  5. Der produktive Einsatz der Solarenergie erweist sich als unmittelbar existenzsichernd. Das Einkommen der betroffenen Bauern konnte gesteigert und die Ernährungssituation ihrer Familien verbessert werden. Durch die Produktivitätssteigerung können die Bauern einen wachsenden Anteil  an der Finanzierung solcher Pumpsysteme übernehmen. Die Bauern sind verpflichtet, sich an den Kosten für die Pumpanlagen zu beteiligen (Brunnenvorbereitung, Trägergestell für den Solargenerator, Installations-, Wartungs- und Reparaturkosten), sie tragen zur Zeit etwa 30% der Gesamtkosten. Ziel ist es, schließlich komplett auf die finanzielle Hilfe Dritter verzichten zu können.
  6. Die Projektreihe ist dynamisch und wirkt mobilisierend auf andere. Viele landwirtschaftliche Produzenten in Nicaragua sind auf unsere Arbeit aufmerksam geworden und zeigen lebhaftes Interesse. Die Projekte haben zur Etablierung regenerativer Energietechniken in Nicaragua beigetragen und zur Gründung einer Solartechnikfirma in Leon geführt; diese Firma ist inzwischen in Leon wichtiger Installateur für diverse photovoltaische Anwendungen und für uns ein weiterer Kooperationspartner: Sie übernimmt fällige Wartungs- und Reparaturarbeiten an den Anlagen.
  7. Für die Leoner Universität ergeben sich moderne Inhalte, die in die  bestehenden Ausbildungsgänge eingeordnet und gleichzeitig – von der Seite der Wissenschaft – für die Unterstützung und Entwicklung der Landwirtschaft genutzt werden. Gegenwärtig bereitet die Universität einen neuen Fachbereich „Regenerative Energien“ vor.

Rückkopplungseffekte auf die schulische Organisation

Alle Maßnahmen zur Umsetzung unserer Projektreihe verlaufen innerhalb des normalen Unterrichts. Sie sind Teil des schulischen Curriculums und werden damit relevant für schulische Abschlüsse, etwa das Abitur. Durch die Einbindung in die schulische Organisation gewinnt die Arbeit Kontinuität und Zuverlässigkeit. Sie wird institutionalisiert.

Gegenwärtig ist das Oberstufenprofil Zukunftsfähige Energiesysteme der organisatorischer Kern der Projektreihe „Agua es vida“. In diesem Profil werden – ausgehend von kommerziell erhältlichen Komponenten - solargestützte Pumpsysteme entworfen, aufgebaut und getestet. Der Unterricht ist anwendungsbezogen und projektorientiert.

Das Profil Zukunftsfähige Energiesysteme verknüpft die Fächer Technik, Physik und Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. Während innerhalb des Technikunterrichts die solargestützten Pumpsysteme schon vor dem Einsatz in Nicaragua aufgebaut und getestet werden, liefert die Physik das Grundlagenwissen, um diese Systeme zu verstehen. In Politik, Wirtschaft und Gesellschaft werden schließlich Klimafragen behandelt sowie die politischen und ökonomischen Rahmenbedingungen geklärt, unter denen die Erfolgsgeschichte der solaren Energieversorgung fortgeschrieben werden kann.

Kontakt:

Clemens Krühler
ClemensKruehler [at] aol.com

Weitere Informationen und Dokumentationen:

www.gesamtschule-blankenese.de/schule/schwerpunkte/energieundklimaschutz/

Ein Film zu sehen, der von zwei Schülern während des letzten Projekteinsatzes im Oktober 2010 gedreht worden ist ist zu sehen unter

http://vimeo.com/17297236

Eine Fotogalerie, die ebenfalls den letzten Projekteinsatz dokumentiert ist eingestellt unter

www.fotokaspar.de/Travel/Nicaragua/13921227_XZ49b

Kategorie:
Veröffentlicht am 26.03.12

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Wie sagte schon Bacon: „Wissen ist Macht!“
*Francis Bacon, 1561 - 1625, Philosoph & Jurist
 

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