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Uni Witten/Herdecke wird zum Teddybär-Krankenhaus

Studierende möchten Kindern aus Witten und Umgebung die Angst vor Ärzten nehmen.

Die große Halle der Universität Witten/Herdecke (UW/H) wird am 27. Oktober (9 bis 15 Uhr) von Patienten ungewöhnlicher Art bevölkert sein: Mehr als 200 Kuscheltiere und Puppen mit gebrochenen Armen, Bauchschmerzen oder anderen inneren Erkrankungen wollen Studierende der UW/H dann im "Teddybär-Krankenhaus" versorgen. Von der Anmeldung über Behandlungsräume bis hin zu einem Röntgengerät, einem eigenen Teddy-OP-Saal und einer Apotheke zur "Medikamentenausgabe" reicht die Klinik-Ausstattung, so dass die Halle der Uni an diesem Tag einem echten Stofftier-Lazarett gleichen wird. Die Schirmherrschaft des Projekts haben Wittens Bürgermeisterin Sonja Leidemann sowie Prof. Dr. Stefan Wirth (Dekan der Fakultät für Gesundheit) übernommen.

Insgesamt 35 eingeladene Kindergärten werden mit einer oder sogar mehreren Gruppen vor Ort sein. Vor dem Besuch wurden die Themen unter Leitung der Erzieher erarbeitet, zudem haben die Kinder ihren Stofftieren im Vorfeld schon eine Krankheit zugewiesen, die dann im "Teddybär-Krankenhaus" behandelt wird. Die Teddy-Ärzte studieren Medizin in Witten und wurden auf die Aufgabe von geschultem Personal vorbereitet. "Uns geht es darum, dass die Kindergartenkinder ihre 'kranken' Teddys oder Puppen begleiten und so die Situation einer Behandlung aus der Beobachterperspektive erleben", erklärt Johanna Werner vom Organisationsteam. "Durch diese spielerische Begegnung möchten wir den Kindern die Angst vor einem Arztbesuch nehmen."

Dazu kommen die Puppenmütter und Teddyväter mit ihren Lieblingskuscheltieren ins Teddy-Krankenhaus und schildern einem "Facharzt für Stofftierheilkunde" (Medizinstudierende) die erdachten Leiden. Anhand des ärztlichen Parcours, welcher mit den Plüschpatienten absolviert wird, sollen die kleinen Beobachter einen realistischen Einblick in die ärztliche Arbeitswelt erhalten und so auf spielerische Weise ihre Ängste verlieren. Wenn die Behandlung abgeschlossen ist, gibt es, je nach Erkrankung, einen Verband oder ein Rezept für ein Medikament. Auch ein richtiger Rettungswagen steht zur Besichtigung bereit. "Der wissenschaftliche Hintergrund des Projekts basiert auf dem Modell des Rollenspiels", erläutert Johanna Werner. "Die Studierenden sind Ärzte, Kinder sind Eltern und Teddys Patienten. Kinder lernen gewöhnlich durch Spiele und Rollenspiele. Dieses Prinzip wird durch das Teddybär-Krankenhaus genutzt, indem auf der spielerischen Ebene des Kindes ärztliche Tätigkeiten erklärt werden. Dabei ist das Kind nicht gezwungen, sich der Erwachsenenwelt anzupassen. Der Teddy spiegelt die Ängste und Probleme des Kindes wider, die es auf ihn projiziert und auf die eingegangen wird, indem die 'Ärzte' sie beim plüschigen Freund ernst nehmen und behandeln."

Neben den Kindern profitieren jedoch auch die Studierenden von dem Projekt. Durch den Kontakt zu den kleinen Patienten schulen sie ihre kommunikativen und psychologischen Fähigkeiten und sammeln zudem Erfahrungen in der Kinderheilkunde. "Das Teddy-Krankenhaus ist in vielerlei Hinsicht eine gute Vorbereitung auf den Beruf", so Louisa Daunert aus dem Organisationsteam. "Kinder nach einer Krankheit zu befragen ist viel schwerer als es das bei Erwachsenen ist, die Gesprächsführung muss einfach und klar sein - so wie Erwachsene sich das von ihrem Arzt auch manchmal wünschen."

Das Teddybär-Krankenhaus basiert auf der ehrenamtlichen Arbeit von engagierten Studierenden der Bundesvertretung der Medizinstudierenden in Deutschland (bvmd), die mit Begeisterung hinter dem Projekt stehen und in Witten studieren. Die diesjährige Veranstaltung wurde von einem Organisationsteam unter Koordination von Louisa Daunert, Johanna Werner, Darius Saberi, Katharina Weber und Kristin Frommann auf die Beine gestellt. Louisa Daunert: "Ohne die zahlreichen Teddyärzte, Helfer und Sponsoren wäre die Veranstaltung nicht möglich. Für das Engagement können wir uns nur herzlich bedanken!"

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