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„Life. Time. Experience.“ Simons Studium in Korea

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Während seines Studiums hat Simon ein Semester in Südkorea verbracht. Hier erzählt er von seinen Erfahrungen, neuen Eindrücken und kulturellen Unterschieden, die vielleicht gar nicht so extrem sind wie viele meinen.

Warum hast du dich dazu entschieden ausgerechnet in Südkorea zu studieren?

Ehrlich gesagt war das eine Entscheidung über Umwege. Während meines Studiums durfte ich für ein Semester ins Ausland gehen. Ich wollte unbedingt außerhalb Europas studieren. Wie so ziemlich jeder Student, wollte ich damals unbedingt in den USA studieren. Hier hatte meine Hochschule allerdings nur zwei Partneruniversitäten mit denen sie ein Austauschprogramm hatte. Es bestand also mehr Nachfrage als es Studienplätze gab, was zur Konsequenz hatte, dass die Plätze ausgelost wurden. Wer kein Glück hatte, konnte also nicht ins Ausland gehen.

Ich wollte aber auf jeden Fall für ein Semester weg, also entschloss ich mich für ein Studium im asiatischen Raum. Hier hatte meine Hochschule Partneruniversitäten in China, Hong Kong und Südkorea. Um ehrlich zu sein, hat mir dann die Online-Präsentation der Keimyung University in Daegu am besten gefallen. Über das Land Südkorea wusste ich damals sehr wenig. Es war also mehr eine Entscheidung für die asiatische Kultur und für die Universität mit dessen reichhaltigen Lehrangeboten.

Hast du während des Aufenthalts „Kulturschocks“ erlebt?

Nein, eigentlich gar nicht. Ich hatte im Vorfeld ein paar Ratgeber gelesen, die sich unter anderem auch mit der Kultur auseinandersetzen. Das hat mir sehr geholfen, da ich in etwas wusste, was auf mich zukommen würde. Außerdem hatte ich das Glück im Studentenwohnheim mit einem Koreaner auf einem Zimmer wohnen zu dürfen. Er konnte mir viele Dinge, die mir zunächst befremdlich waren, aus seiner koreanischen Sicht erklären und somit als eine Art „kultureller“ Übersetzer dienen.

Auf der anderen Seite ist es aber auch so, dass man in Südkorea zwar eine asiatische Kultur vorfindet, diese aber durch auch einen starken anglo-amerikanischen Einfluss unterliegt. Dieser interessante kulturelle Mix macht es meiner Meinung nach für europäische Studenten einfacher in Korea zu studieren. Die Gefahr einen Kulturschock zu erleiden ist daher relativ gering. Allerdings sollte man auf jeden Fall die richtige Einstellung mitbringen, d.h. offen für neues und tolerant anderer Sichtweisen gegenüber sein.

Wie lief das Studium ab? Musstest du Koreanisch lernen?

Das eigentliche Studium in Korea habe ich durchweg positiv in Erinnerung. Es gab zwei Pflichtkurse, die speziell für ausländische Studenten vorgesehen waren. Zum einen die koreanische Sprache, d.h. man musste keine Vorkenntnisse mitbringen, und zum anderen ein Kurs der sich mit der koreanischen Geschichte und Kultur auseinandersetzte. Alle weiteren Kurse durfte man sich selbst aussuchen. Man musste allerdings die Kurswahl begründen können und vor allem mit der eigenen Hochschule daheim „absegnen“ lassen. Viele Kurse wurden in Englischer Sprache angeboten und natürlich gab es ein Maximum an Kursen, die man belegen durfte.

Ansonsten war das Studium nicht besonders schwer, wenn man regelmäßig gelernt hat und einfach „am Ball“ blieb. Außerdem war es so, dass viele Professoren sich geehrt fühlten, dass man sich nicht nur in Südkorea , sondern auch noch für die Keimyung Universität und dann ausgerechnet auch noch für diesen Kurs entschieden hat. Die Professoren ließen oft auch keine Zweifel daran, dass die Anforderungen an koreanische Studenten höher angelegt war, als an uns Austauschstudenten.

Wenn du deinen Aufenthalt in drei Worten beschreiben solltest; welche wären das?

Life. Time. Experience.

Welche Unterschiede gibt es zwischen dem Studium in Deutschland und dem in Korea?

Das kann ich ehrlich gesagt gar nicht so genau sagen, da ich ja in den Niederlanden und in England studiert habe. Prinzipiell kann man aber sagen, dass koreanische Studenten unter einem viel höheren Leistungsdruck stehen, als Studenten in Deutschland oder Europa. Bildung hat in Korea einen enorm hohen Stellenwert. Dort bekommt praktisch niemand einen Job, der nicht auch Studiert hat. Wenn ein Koreaner keine guten Noten mit nach Hause bringt, dann bringt das gleich Schande über die gesamte Familie. Nicht nur der Student ist dann gesellschaftlich erledigt, sondern die gesamte Familie. Dieser Druck führt dann dazu, dass koreanische Studenten unheimlich hart studieren.

Das Lernen ist dort aber auch eher ein anderes. Dort wird viel auf Gedächtnisleistung abgestellt. Die Studenten müssen praktisch die Lehrbücher auswendig rezitieren können. Im Sprachunterricht (Ich durfte den Deutschunterricht besuchen und hatte zu der Zeit auch zwei deutsche „Nachhilfeschüler“) wird nicht in der Sprache unterrichtet, die gelehrt wird, sondern mehr Wert auf Vokabular und technische Erklärungen der Grammatikregeln gelegt.

Trotz dieser Unterschiede habe ich die Erfahrung gemacht, dass man als deutscher Student in Korea ganz gut mithalten kann. Das liegt hauptsächlich an der unterschiedlichen Vorgehensweise wie hier zu Lande gelernt wird. Nichtsdestotrotz war es unheimlich bereichernd diese Unterschiede einmal kennengelernt zu haben.

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