wissensschule.de

Deutscher Lehrerpreis 2016: Smartphones und Tablets - vom Schülerprojekt zum Schulkonzept

Smartphones und Tablets können den Unterricht aller Fächer bereichern! Um das Potential von schülereigenen mobilen Endgeräten (BYOD) im Klassenzimmer spontan und pädagogisch sinnvoll einsetzen zu können wurde am Friedrich-Gymnasium Freiburg ein fünfstufiges Medienkonzept entwickelt. Der kleinschrittige Weg bietet die Möglichkeit, durch unterrichtspraktische Beispiele und Erfahrungen im Klassenzimmer Vorbehalte von Lehrern, Schülern und Eltern gegenüber dem mobilen Lernen und der Technik abzubauen.

Zum Video

1. Schritt: Schülerprojekt – Mai 2015

Das Ziel des Schülerprojekts mit 16 Schülerinnen und Schülern eines Physik-Leistungskurses war die Gestaltung einer Ausstellung zum Thema „Smartphones im Unterricht? Schüler zeigen was möglich ist!“ für Lehrerinnen und Lehrer. Zur Vorbereitung der Ausstellung versuchten die Schüler zunächst Experimente aus der Literatur [1-4] nachzustellen um im Anschluss eigene experimentelle Ideen zu entwickeln. Die Schülerinnen und Schüler konnten den ca. 300 Ausstellungsbesuchern an acht Ständen vielfältige Möglichkeiten des Smartphone-Einsatzes im Unterricht erläutern. Die Schülerexperimente wurden nach der Ausstellung überarbeitet und auf der Homepage http://mascil.ph-freiburg.de/smartphone veröffentlicht.

Schritt 1 Medienkonzept: Werbeplakat zur Ausstellung.

2. Schritt: BYOD-Schulversuch – Schuljahr 2015/16

Nach Abschluss des Schülerprojekts wurde in einer Gesamtlehrerkonferenz entschieden, dass im Schuljahr 2015/16 die privaten Smartphones der Schüler gemäß des „Bring your own device Konzepts (BYOD)“ für den Unterrichtseinsatz zugelassen werden. Zur Vermeidung von Missbrauch und Unklarheiten wurden mit dem Schulleitungsteam "Regeln zum WLAN-Einsatz im Klassenzimmer" und "Regeln zur Smartphone-Nutzung im Unterricht" erarbeitet. Es ist klar geregelt, dass die mobilen Endgeräte und das WLAN im Unterricht nicht ständige, sondern nur punktuelle Begleiter sind.

Schritt 2 Medienkonzept: Schüler messen mit ihrem eigenen Smartphone im MINT-Unterricht.

3. Schritt: Mediale Ausstattung der Klassenzimmer – September 2016

Nach der positiven Evaluation des Smartphone-Schulversuchs im Mai 2016 wurde in der Schulkonferenz entschieden, dass die Schule die mediale Ausstattung komplett auf mobile Endgeräte umstellt. Zum zeitlich flexiblen und spontanen Einsatz von Smartphones und Tablets erhielten alle 30 Unterrichtsräume einen fest installierten Beamer, WLAN, AppleTV, Windows-Dongle, Aktivboxen und einen Halter für mobile Endgeräte. Die Ausstattung der Klassenzimmer ist mit allen Betriebssystemen kompatibel.

Schritt 3 Medienkonzept: Standardausrüstung aller Klassenzimmer:
WLAN-Access-Point und Apple-TV auf dem Beamer.

4. Schritt: Tablets für Lehrerinnen und Lehrer – Januar 2017

Ein Tablet mit Stifteingabe und Tastatur in Lehrerhand ersetzt in den Klassenzimmern die sonst notwendigen wartungsintensiven Medieneinheiten mit Computer, Dokumentenkamera und dem interaktiven Whiteboard. Die Schule / der Schulträger kann mit dem Tablet-Lehrer-Konzept sehr viel Geld sparen, da Mobilgeräte wesentlich günstiger sind als die fest installierten Medieneinheiten.

Schritt 4 Medienkonzept: Lehrer-Tablet mit Tastatur und Stift auf Tablet-Halter als Dokumentenkamera

5. Schritt: Tablets für Schülerinnen und Schüler – September 2017

Im Rahmen des Tablets-Schulversuchs des Kultusministeriums Baden-Württemberg (insgesamt 18 Modellschulen) werden alle Schülerinnen und Schüler der 7. Jahrgangsstufe zwei Jahre nacheinander mit 1:1 Tablets (mit Tastatur) ausgestattet. Der Tablet-Schulversuch wird vom Hector-Institut für Empirische Bildungsforschung der Universität Tübingen wissenschaftlich begleitet. Bei der Evaluation soll untersucht werden, ob und unter welchen Voraussetzungen digitale Endgeräte Lernprozesse fördern können.

Differenzierung und Individualisierung mit mobilen Endgeräten

Mit einer offen formulierten Smartphone-Aufgabenstellung oder durch binnendifferenzierende Tablet-Arbeitsaufträge können in heterogenen Lerngruppen sowohl leistungsschwache als auch leistungsstarke Lernende entsprechend ihres Vorwissens und ihres Leistungsvermögens gefördert werden. Schülerinnen und Schüler erleben dabei einen hohen Grad an Handlungsorientierung und Selbstbestimmung. Die Verbindung von mobilen Endgeräten mit offenen Aufgaben und forschendem Lernen [5] leistet somit einen wichtigen Beitrag zur Individualisierung und Differenzierung im Unterricht.

 

Der Autor:
Dr. Patrick Bronner ist Lehrer am Friedrich-Gymnasium Freiburg, Fachberater in der Schulaufsicht für das Fach Physik am Regierungspräsidium Freiburg und Lehrbeauftragter am Seminar für Didaktik und Lehrerbildung Freiburg. Neben der Medienpädagogik beschäftigt er sich mit den Themen Differenzieren, forschendem Lernen sowie einer qualitativen Vermittlung der Quantenphysik. Für das Medienkonzept der Schule erhielt Herr Dr. Bronner mit seinem Team des FG Freiburgs den Deutschen Lehrerpreis 2016 in der Kategorie „Unterricht innovativ“.

Literatur:

Die mobile Version verlassen