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Gesamtschule Xanten-Sonsbeck: Vertrauen und Verantwortung

Medienscout Matthias

Das Arbeiten mit digitalen Medien in der Schule hat die Beziehung zwischen Schüler*innen, den sogenannten „digital natives“, und Lehrer*innen grundlegend verändert – zum Positiven, wie die Leitung der Gesamtschule Xanten-Sonsbeck (GeXaSo), gerne betont: „Für uns ist es eine ganz besondere Bereicherung! Wir Erwachsenen hinken einfach immer hinterher, wenn es um digitale Technik geht und deshalb lernen wir gerne von den Schüler*innen. Unsere Aufgabe ist es dann, die jungen Menschen in ihrer Wirksamkeit zu unterstützen.“ Deshalb hat sich die Schulleitung seit der Gründung der Gesamtschule als Medienschule 2013 für den Einsatz der digitalen Technik eingesetzt. Dadurch hätte sie zum einen mehr Zeit für persönliche Gespräche im Unterricht, zum anderen seien daraus gegenseitiger Respekt und Vertrauen erwachsen, die das Klima an der Schule positiv beeinflussten.

Vertrauen – das ist die eine Säule, auf der die GeXaSo ihr Medienkonzept aufbaut. „Wir sind zu der Erkenntnis gekommen, dass unsere Bemühungen um Kontrolle hinfällig sind, wenn wir nicht auf der Grundlage von Vertrauen arbeiten“, erklärt die Schulleitung ihre Grundhaltung. Dies gilt vor allem für den Unterricht ab der siebten Klasse. Ab diesem Zeitpunkt dürfen die Schüler*innen ihre eigenen Endgeräte für den Unterricht nutzen, da eine 1-zu-1-Ausstattung finanziell nicht möglich ist. Die Lehrkräfte müssen sich also darauf verlassen können, dass die Jugendlichen die Medien sinnvoll einsetzen. Damit dies gelingt, setzt die GeXaSo von Anfang an auf die Vermittlung von Medienkompetenz: In den Jahrgängen 5 und 6 gehören eine Doppelstunde Informatik sowie der Erwerb des Medienpasses und dann des Handyführerscheines, entwickelt von den Medienscouts, für alle Schüler* zur Grundausbildung.

Medienscouts Alina, Kai, Matthias, Ministerin für Digitales Fr. Dr. Schwall-Dürren, Philipp, Kulius

Medienscouts im Einsatz

Die zweite Säule, auf die die Schule baut, ist Verantwortung. „Mit diesen zwei Grundhaltungen – Vertrauen und Verantwortung – können wir Lernprozesse gemeinsam mit den Schüler*innen gestalten“, so die Schulleitung. Das beste Beispiel, dass dies gelingt, sind die Medienscouts der Gesamtschule. Sie sind zum einen Ansprechpartner für Mitschüler und Lehrkräfte bei technischen Problemen. Sie übernehmen den „firstlevel Support“, arbeiten aber gleichzeitig eng mit der externen Firma WMS zusammen, die für das Funktionieren der Hardware verantwortlich ist und den „end level Support“ übernimmt. Dazu gehören unter anderem die Zurücksetzung von Passwörtern, die Erstellung von Profilen und die Einbindung privater Endgeräte ins Schulnetzwerk. Viele Schulen, die uns besucht haben, haben in den Vorgesprächen eine Administration dieser Userdaten als schwierig erlebt, da sie selber keine Lehrkraft dafür abstellen wollten. Beim Besuch öffneten sich meistens die Augen und die Gäste sahen die Schüler*innen als Mitwirkende im Schulalltag an.

Zum anderen beteiligen sich die Medienscouts an der Beratung und Schulung zu Themen wie Urheberrecht, Selbstdarstellung im Netz oder Persönlichkeitsrechte. Um besser als zuvor aufklären zu können, erstellen sie Kurzfilme, Flyer und Podcasts für alle Jahrgänge und stehen donnerstags für persönliche Gespräche zur Verfügung. Und zu guter Letzt sind Medienscouts verantwortlich für die Hardware-Ausleihe an der Schule. Schüler*innen, die kein eigenes Endgerät haben, können sich in jeder Pause die gewünschte Hardware ausleihen, indem zunächst das entsprechende Gerät und dann der Medienausweis des Ausleihenden eingescannt wird. „Die Einführung der Medienscouts 2008 war ein Meilenstein zum jetzigen Supportdienst – technisch und pädagogisch“, sagt die Schulleitung rückblickend. „Die Zusammenarbeit aller Ebenen, die offene Kommunikation und das Wissen – ich werde gebraucht und ich werde unterstützt! – hilft jedem, keine Hemmungen bei Problemen und auch Neuerungen zu haben.“

Interessant ist dabei, wie die Medienscouts bei der Wahrnehmung ihrer Aufgaben Kompetenzen entfalten und deren Anwendungen der Schule zur Verfügung stellen. So hat ein Medienscout das Programm geschrieben für das System der Barcodeanwendung bei der Ausleihe. Ein anderer hat den digitalen Schulausweis entwickelt. Ein Team gestaltete die Facebookseite der Medienscouts und hält sie aktuell. Bei Elterngesprächsabenden zum Thema Lernen mit digitalen Medienerklären und beraten die Medienscouts Erziehungsberechtigte zum Umgang mit Smartphone, Tablet und Lernprogrammen. Sie zeigen, wie bei der Lösung von Problemen miteinander gearbeitet wird und geben Auskunft über ihr eigenes Lernverhalten.Sie informieren als Peers über Cyberschutz und Missbrauch und nennen falsches Verhalten beim Namen und begleiten Schüler*innen dabei, andere Kommunikationsformen zu entwickeln. Hierbei kann es gut sein, dass die Lehrkraft gebeten wird, den Klassenraum zu verlassen. Denn die Medienscouts berichten, dass dann die Schüler*innen offener und ehrlicher sich zum Thema äußern.

Die langjährige Begleitung der Medienscouts zeigt, dass deren verantwortungsbewusster Einsatz in der Schule nicht nur zur Entfaltung technischer Kompetenzen führt, sondern in ganz herausragender Weise die Möglichkeit bietet, soziale Verantwortung zu entwickeln und zu schulen und Gelegenheit bietet, die eigene Persönlichkeit ganzheitlich auszubilden.

So aufopfernd sich die Medienscouts auch zu geben scheinen, so erlebt der Beobachter doch auch die Wechselwirkung von Leistung einerseits und der Erfahrung von Selbstwirksamkeit und Wertschätzung andererseits. Wenn der Respekt vor dem Engagement oder dessen Anerkennung fehlen, dann sinkt auch die Motivation für den freiwilligen Dienst. Hier sind dann die Erwachsenen gefragt, vor allem die Schulleitung, dem hohen Einsatz der Medienscouts Respekt und Anerkennung zu zollen.


Teilauszüge aus dem Text von Laura Millmann (https://www.forumbd.de/dialog/portraet-gesamtschule-xanten-sonsbeck/)

Weitere Informationen über unsere Medienscouts finden sie unter:

https://wdrmedien-a.akamaihd.net/medp/podcast/weltweit/fsk0/184/1842995/wdr5quarkstopthemenausderwissenschaft_2019-02-19_medienscoutsinschulen_wdr5.mp3

Christian Hauk, Medienscoutsbetreuer und Lehrer an der Gesamtschule Xanten-Sonsbeck

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