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Abi & JETZT?! #9 FSJ — Missionarin auf Zeit in Indien

23. Dezember 2015

CAM05230In der neuen Reihe abi & JETZT?! zeigt wissensschule.de, wie viele Möglichkeiten man nach dem Abi hat. Wir wollen zeigen: Studium und Ausbildung sind zwei Wege, es gibt aber noch viele andere Möglichkeiten. Heute tauscht sich wissensschule.de mit Lena Schroers aus, die nach ihrem Abitur im letzten Jahr ein freiwilliges soziales Jahr (Missionar/in auf Zeit) in Indien absolviert hat.

Abitur … und jetzt?  Das Studium nach dem Abitur ist nicht zwangsläufiger weise für jeden der nächste Schritt. Sie haben sich nach dem Abi für ein freiwilliges soziales Jahr in Indien entschieden. Warum ausgerechnet Indien und welche Eindrücke haben Sie von dort mitgenommen?

Ich wollte schon seit vielen Jahren ein Auslandsjahr absolvieren. Irgendwann habe ich angefangen, mich für die afrikanische und die indische Kultur zu interessieren. Als ich eine passende Organisation fand (Hiltruper Missionsschwestern), erzählten sie mir vom Sneha Care Home, ein Zuhause für Kinder, die HIV+ sind, in Bangalore. Und so ging es für mich Mitte August 2014 für ein Jahr nach Südindien.

Die indische Kultur ist wirklich faszinierend, die Menschen unglaublich freundlich und offen und das Land ist einfach sehenswert. Ich bin froh, dort gewesen zu sein.

In Indien sind Sie ja in einem vollkommen anderen Kulturkreis angekommen. Die Dinge des täglichen Lebens, die bei uns in Deutschland selbstverständlich sind, werden Sie dort bestimmt nicht als selbstverständlich angetroffen haben. Weniger ist mehr, machen solche Erfahrungen nicht auch ein Stück weit "demütig"?

In Indien begann für mich ein ganz neuer Alltag, ein ganz neues Leben. Vieles war plötzlich ungewohnt und gar nicht mehr so selbstverständlich, wie ich es aus Deutschland zuvor gewohnt war. Meine Kleidung habe ich mit Seife und Bürste auf einem Waschstein gewaschen, anstatt Duschen gab es bloß Eimer und Stromausfälle sind alltäglich. Mir ging es gut in meinem Projekt, dennoch habe ich auf den Straßen Indiens viel Armut gesehen; fließendes Wasser und Stromversorgung gibt es längst noch nicht überall. Manche Länder schweben im Luxus und irgendwo anders auf der Welt leben die Menschen in schlimmsten Verhältnissen. Das macht nachdenklich, traurig und wütend.

Bundesbildungsministerin Johanna Wanka will an den Schulen ein Unterrichtsfach zur Vorbereitung auf die Herausforderungen des Alltags einführen als Reaktion auf den Tweet der damals 17-jährigen Schülerin Naina. Wie denken Sie darüber?

Gerade heutzutage werden die Jugendlichen vor viele Herausforderungen und Entscheidungen im Alltag gestellt. Es gibt unendlich viele Studiengänge und Ausbildungsangebote, dass man den Überblick verliert. Mit Entscheidungsmöglichkeiten sind eben auch Entscheidungszwänge verbunden. Außerdem bin ich der Meinung, dass viele junge Leute gar nicht mehr wissen, was eigentlich moralisch richtiges und moralisch falsches Verhalten ist. Ich denke, es ist gut und wichtig, Teenager auf ,,das Leben da draußen" vorzubereiten.

Wie geht es jetzt für Sie weiter? Hat Ihnen das Auslandsjahr bei der Entscheidung Ihres weiteren Werdegangs  geholfen?

Ich spielte schon länger mit dem Gedanken, in den sozialen Bereich einzusteigen. Bevor ich in Indien war, habe ich mich in einigen verschiedenen Einrichtungen sozial und ehrenamtlich engagiert. Meine Arbeit mit Kindern in Indien hat mich meinem Wunsch ein Stück weit näher gebracht. Allerdings schwanke ich noch zwischen einem Studium der Sozialen Arbeit und Grundschullehramt. Ich werde Ende September 2015 Soziale Arbeit in Köln studieren. Wenn es mir nicht gefällt, werde ich mich für Grundschullehramt bewerben. Besser spät als nie!

Viele Schüler/innen haben das Gefühl, dass sie möglichst jung, mit möglichst guten Noten einen Abschluss machen sollten, um dann sofort in den Arbeitsalltag einsteigen zu können. Wie denken  Sie darüber?

Meiner Meinung nach, können Praxiserfahrungen nie schaden, bevor man in den Arbeitsalltag einsteigt. So macht beispielsweise eine gute Freundin von mir eine Ausbildung zur Gesundheitspflegerin, um danach Medizin zu studieren. Wer hat z.B. im Studiengang Medizin die größeren Vorteile? Ein Abiturient mit einem Schnitt von 1,0 oder eine examinierte Gesundheitspflegerin? Gute Noten sind wichtig für den späteren Lebenslauf, aber sie sind kein Grund, früh in das Arbeitsleben einzusteigen. Vorerfahrungen zahlen sich aus!

Veröffentlicht am 23.12.15

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Wie sagte schon Bacon: „Wissen ist Macht!“
*Francis Bacon, 1561 - 1625, Philosoph & Jurist
 

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