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5 Fragen - 5 Antworten: mit Dr. Michael Kemmer

29. März 2018

Dr. Michael Kemmer (1957 in Nördlingen/Bayern geboren) ist Hauptgeschäftsführer und Mitglied des Vorstands Bundesverband deutscher Banken e.V.
wissensschule.de tauschte sich mit ihm über die Schwierigkeit der Einführung eines Schulfachs "Ökonomische Bildung" sowie die Aktivitäten des Bankenverbands im schulischen Bereich aus.

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Die Frage, was man nach dem Abitur vorhat, nervt nicht nur die Abschlussklassen. Mit der Antwort „Irgendetwas mit …....“ zählen einige Schüler schon zu den Entschlossenen. Direkt ins Studium, eine Ausbildung machen oder  im Ausland erste Erfahrungen sammeln? Den eigenen Interessen folgen oder einen sicheren Weg gehen? Wie haben Sie diese Zeit erlebt?

Man könnte es vielleicht als Silvesterparty-Phänomen bezeichnen: „Frühzeitig entscheiden, wo man hingeht, ist uncool.“ Aber im Ernst: Heutzutage legen sich Berufseinsteiger ja nicht fürs ganze Berufsleben in einer Branche oder gar einem Unternehmen fest. Das ist sicher anders als zu der Zeit, als ich mich für den Berufseinstieg mit einer Banklehre entschieden habe. Da es den eher klassischen oder „sicheren Weg“ nach meiner Beobachtung so eindeutig nicht mehr gibt, liegt sicherlich eine Chance darin, der persönlichen Begeisterung zu folgen – wenn man die Möglichkeit dazu hat. Bei mir waren das offensichtlich schon sehr früh Zahlen, und das zieht sich bis heute durch.

Mit dem Tweet der damals 17-jährigen Schülerin Naina, in dem der Wunsch nach "mehr lebensnahem Unterricht" geäußert wurde und Themen wie z.B. Steuern, Miete und Versicherungen  mit behandelt werden sollten, wird die Diskussion um die Wissensvermittlung an unseren Schulen wieder neu befeuert. Wie ist Ihre Meinung zu diesem Thema?

Die von Naina angesprochenen Themen sind ja nah an den Fragen, über die man früher oder später mit seiner Bank spricht. Und in der Tat ist dieses Wissen aus unserer Sicht unverzichtbar, um junge Menschen auf ihr späteres Berufsleben und auf die Lebenspraxis vorzubereiten. Die Diskussion nach 140 Zeichen, die jetzt fast schon ein Jahr andauert, zeigt übrigens auch, wie Agenda-Setting heutzutage über Soziale Medien funktioniert. Und wenn Schülerinnen und Schüler sich damit selbst einbringen, kann die Debatte eigentlich nur gewinnen.

Viele Unternehmen sowie Personalverantwortliche  beklagen schon seit Jahren einen Mangel an Allgemeinbildung sowie fehlendes bzw. rudimentäres Verständnis für wirtschaftliche Zusammenhänge bei Schulabgängern. Wo muss hier aus Ihrer Sicht gegengesteuert werden?

Nicht zuletzt mit Blick auf unsere Volkswirtschaft können wir uns dieses Defizit in der Tat schon längst nicht mehr leisten. Es gibt aber einen positiven Ansatz bei diesem Thema – die Eigenmotivation der Betroffenen: Die Jugendstudie des Bankenverbandes zeigt regelmäßig, dass die jungen Leute selbst für mehr Wirtschaftsthemen in der Schule plädieren. Darin liegt die Chance, mit der Vermittlung ökonomischer Bildung bei der Jugend zu beginnen. Denn nur wer als junger Mensch einen soliden Grundstock an Wirtschafts- und Finanzwissen erwirbt, kann als Erwachsener, als mündiger Verbraucher, darauf aufbauen.

Bundespräsident Gauck bemängelte bereits im letzten Jahr die fehlenden finanziellen und ökonomischen Grundkenntnisse in der Bevölkerung. Auch und gerade bei deutschen Schülern mangelt es an diesem Wissen, warum tun wir uns in diesem Land so schwer mit der Einführung eines Schulfachs "Ökonomische Bildung"?

Man kann es sich an dieser Stelle vermeintlich leicht machen und „G8“, vor allem aber den deutschen Bildungsföderalismus ins Feld führen. Tatsächlich wird aber umgekehrt ein Schuh daraus: Gerade die Kultusministerkonferenz hat ja schon 2008 den Stellenwert der ökonomischen Bildung als unverzichtbaren Teil der Allgemeinbildung betont. Und das Beispiel Baden-Württemberg, wo jetzt das neue Schulfach „Wirtschaft/Berufs- und Studienorientierung“ an allen weiterführenden Schulen verpflichtend eingeführt wird, zeigt ja, dass die Möglichkeit besteht, das Themenfeld Wirtschaft fest in den Schulen zu verankern. Als Bankenverband fordern wir seit vielen Jahren ein eigenes Schulfach „Wirtschaft“ in allen Bundesländern – auch mit Blick auf die damit verbundene grundständige fachliche Ausbildung der Lehrerinnen und Lehrer.

Vor fast 30 Jahren hat sich  der Bankenverband dem Thema ökonomische Bildung angenommen und stand mit dieser Erkenntnis und seiner Forderung nach mehr Wirtschaft in der Schule nahezu alleine da. Das hat sich erfreulicherweise geändert. Für dieses Ziel setzen sich  der Bankenverband und seine Mitglieder, die privaten Banken, seit über 25 Jahren auch mit eigenen Aktivitäten ein. Im Rahmen des Schul-Bank-Programms unterstützt der Verband Lehrer und Schüler mit Unterrichtsmaterialien und trägt auch Schülerwettbewerbe aus. Sind Sie mit dem bisher Erreichten zufrieden oder wo bzw. in welchen Bereichen sehen Sie noch Luft nach oben?

Insgesamt rund 90.000 Teilnehmer an unseren beiden Schülerwettbewerben, dem Bankenplanspiel SCHUL/BANKER sowie dem Kooperationsprojekt mit der F.A.Z. „Jugend und Wirtschaft“, sprechen sicher für sich. Und auch die Nutzung unserer Materialien – übrigens zunehmend via Internet – bestätigt unsere Rolle als anerkannter Akteur im Bereich der ökonomischen Bildung. Wir freuen uns, wenn Lehrerinnen und Lehrer unsere Angebote wertschätzen. Wie im Bankgeschäft sehe ich auch in der Bildung in jedem Fall neue Möglichkeiten durch die Digitalisierung: Sowohl, was die Formate unseres Angebots anbelangt, als auch bei den Themen, die das Wirtschafts- und Finanzwissen ergänzen werden.

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Wie sagte schon Bacon: „Wissen ist Macht!“
*Francis Bacon, 1561 - 1625, Philosoph & Jurist
 

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