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5 Fragen — 5 Antworten: Mit Dr. Reinhard Sprenger

21. Juli 2016

Dr. Reinhard K. Sprenger (1953 in Essen geboren) ist ein deutscher Managementberater, Autor von Managementliteratur sowie Lehrbeauftragter an den Universitäten von Berlin, Köln, Essen und Bochum und Musiker. Er studierte Philosophie, Psychologie, Betriebswirtschaft, Geschichte und Sport.  Sein jüngstes Buch trägt den Titel "Das anständige Unternehmen" und ist erschienen beim DVA Verlag. wissensschule.de tauschte sich mit ihm über Führungskultur, Positionierung von Schulen im Wettbewerb sowie wenig wertgeschätzte Mitarbeiter aus.

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Die Frage, was man nach dem Abitur vorhat, nervt nicht nur die Abschlussklassen. Mit der Antwort „Irgendetwas mit ...“ zählen einige Schüler schon zu den Entschlossenen. Direkt ins Studium, eine Ausbildung machen oder  im Ausland erste Erfahrungen sammeln? Den eigenen Interessen folgen oder einen sicheren Weg gehen? Wozu würden Sie jungen Menschen raten?

Das kann man nicht generell beantworten, sondern nur individuell. Jeder junge Mensch sollte das machen, was zu ihm und seiner Lebensphase passt. Es ist doch unsinnig, einem unternehmerisch disponierten Menschen ein Studium zu empfehlen. Zudem kann heute niemand mehr voraussagen, auf welche Zukunft man sich vorbereiten soll. Schon deshalb ist der eigene Weg immer der richtige.

Durch den Tweet der damals 17-jährigen Schülerin Naina, in dem der Wunsch nach "mehr lebensnahem Unterricht" geäußert wurde und Themen wie z.B. Steuern, Miete und Versicherungen  mit behandelt werden sollten, wird die Diskussion um die Wissensvermittlung an unseren Schulen wieder neu befeuert. Wie ist Ihre Meinung zu diesem Thema, bereitet Schule zu wenig auf das Leben vor?

Jenseits eines unverzichtbaren Basiswissens scheint mir das "Wie" des Lernens wichtig. Interdisziplinäres, projektbasiertes, ergebnisoffenes Lernen im individuellen Tempo und Modus. Wir brauchen mehr unternehmerische Kompetenz im Sinne der Initiative und des Gestaltenwollens.

Unternehmen und andere Organisationen werden zukünftig nur dann erfolgreich sein, wenn Mitarbeiter als Individuen und Vertrauenspersonen wertgeschätzt werden. Die Realität sieht jedoch anders aus: Misstrauenskultur, regelmäßige Meetings, in denen Zielvereinbarungen getroffen und Mitarbeitergespräche geführt werden, bestimmen den Arbeitsalltag in deutschen Unternehmen. Führt diese Entwicklung nicht in eine vollkommen falsche Richtung, unterbindet jegliche Eigenverantwortung und erzieht zur Konformität ?

Ja. Aber nicht Appelle oder Warnungen werden diesen Konformitätsdruck mildern, sondern nur die disziplinieren Wirkung des Marktes – wenn man ihn denn wirken lässt. Der Mensch ist zwar lernfähig, aber unbelehrbar.

Auch das "Unternehmen" Schule ist eine lebende und lernende Organisation. Wie muss sich Schule nach innen und nach außen positionieren, um auch hier im Wettbewerb mit anderen Schulen erfolgreich zu bestehen?

Sehen, was andere nicht sehen; denken, was andere nicht denken; machen, was andere nicht machen.    

Mitarbeiter in Unternehmen und anderen Organisationen streben nach Autonomie und Selbstbestimmtheit. Man hat jedoch das Gefühl, dass in Unternehmen Konformität mehr zählt und somit anerkannt wird und Individualität von Unternehmen mehr bestraft wird. Wie erklärt sich so ein Widerspruch?

Organisationen brauchen beides, Vertrauen und Misstrauen, Autonomie und Anpassung. Es ist eine Frage des Maßes, nicht des Entweder-Oder. Und dieses Maß bezieht sich auf die Umweltdynamik. Wer, wie Schulen oder Behörden, nicht oder kaum vom Wettbewerb bestraft wird, der kann sich ein höheres Maß an Ignoranz und Kundenfeindlichkeit leisten. Warum gibt es nur eine Monopolkommission?


Foto: Sabine Felber, Campus Verlag

Veröffentlicht am 21.07.16

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Wie sagte schon Bacon: „Wissen ist Macht!“
*Francis Bacon, 1561 - 1625, Philosoph & Jurist
 

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