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5 Fragen – 5 Antworten: mit Dr. Sven Baszio

13. Januar 2016

Prominente-Baszio

Dr. Sven Baszio (1966 in Frankfurt/Main geboren) ist geschäftsführender Vorstand der Stiftung Jugend forscht e.V., dem bundesweit bekanntesten Jugendwettbewerb. wissensschule.de tauschte sich mit ihm über seinen Lebensweg, Talentförderung sowie schulische und außerschulische Förderaktivitäten aus.

Die Frage, was man nach dem Abitur vorhat, nervt nicht nur die Abschlussklassen. Mit der Antwort „Irgendetwas mit …“ zählen einige Schüler schon zu den Entschlossenen. Direkt ins Studium, eine Ausbildung machen oder im Ausland erste Erfahrungen sammeln? Den eigenen Interessen folgen oder einen sicheren Weg gehen? Wie haben Sie diese Zeit erlebt?

Aus Vernunftgründen habe ich seinerzeit ein Informatikstudium begonnen und parallel aus Leidenschaft im Doppelstudium Biologie studiert. Dann bin über die Paläontologie in die Wissenschaftsadministration gekommen. Heute freue ich mich, dass ich in jeder Lebensphase das machen durfte, was mir am meisten Spaß gemacht hat. Daher rate ich jedem jungen Menschen, seinen Neigungen zu folgen. Denn nur bei echter Leidenschaft, kann man sein Potenzial voll entfalten. Der Schritt nach der Schule wird oft unter sehr hohem Druck und damit viel zu verkopft gefällt. Dabei legt sich mit dieser Entscheidung niemand lebenslang fest. Vielmehr verlaufen die erfolgreichen Karrierewege selten geradlinig.

Durch den Tweet der damals 17-jährigen Schülerin Naina, in dem der Wunsch nach „mehr lebensnahem Unterricht“ geäußert wurde und Themen wie z.B. Steuern, Miete und Versicherungen mit behandelt werden sollten, wird die Diskussion um die Wissensvermittlung an unseren Schulen wieder neu befeuert. Wie ist Ihre Meinung zu diesem Thema?

Natürlich sollten Lerninhalte mit der Lebenswelt junger Menschen in Verbindung gebracht werden, denn nur so gewinnen Pädagogen das Interesse ihrer Schülerinnen und Schüler. Auf der anderen Seite müssen während der Schulzeit spezifische Fachkenntnisse und Methoden vermittelt werden. Jeder kann sich nur für Dinge begeistern, die ihm – möglicherweise auch ohne Alltagsbezug – nahe gebracht wurden. Letztlich befähigt uns vor allem eine breite Bildung, zu der auch ein fundiertes abstraktes, theoretisches Wissen gehört, zu einer aktiven, erfolgreichen Teilhabe an unserer modernen Gesellschaft.

Getaktete Unterrichtseinheiten, nicht immer zeitgemäße bis hin zu vollkommen unzureichenden Ausstattungen zum Experimentieren ist der Hauptfeind des forschenden Lernens an Schulen. Die Wirtschaft sucht dringend naturwissenschaftlich-technischen Nachwuchs und die Schulen können nicht liefern. Was läuft falsch in unserem Land?

Die Schulen liefern durchaus. Aber in Zeiten einer weiter steigenden Fachkräftenachfrage im MINT-Bereich bei gleichzeitig sinkenden Schülerzahlen ist der Bedarf nur schwer zu decken. Nach dem PISA-Schock sind forschendes Lernen und individuelle Förderung, die bei Jugend forscht schon immer gelebte Praxis waren, im Bildungsbereich inzwischen breit verankert. Dennoch können die schulischen und außerschulischen Förderaktivitäten viel mehr Wirksamkeit entfalten, wenn sie noch besser vernetzt werden und es flächendeckend eine lückenlose MINT-Bildungskette gibt. Diesen Vernetzungsprozess unterstützen wir als größte öffentlich-private Partnerschaft im Bildungsbereich.

Vor mehr als 50 Jahren ist Jugend forscht an den Start gegangen und hat sich zu einem einzigartigen Erfolgsmodell mit hohem Bekanntheitsgrad entwickelt. Die Symbiose aus Ehrenamtlichen, Juroren, Wissenschaftlern und der Wirtschaft macht dieses Erfolgsmodell sicherlich aus. Wo sehen Sie Jugend forscht in den nächsten 10 bis 15 Jahren?

Unser Ziel ist es, jedem MINT-Talent in Deutschland die Möglichkeit zu eröffnen, am Wettbewerb teilzunehmen, denn kein Talent darf verloren gehen. Daher ist es wichtig, gerade dort, wo Schulen die Projektbetreuung nicht leisten können, eine umfassende außerschulische Förderung anzubieten. Hier ist das Jugend forscht Netzwerk etwa mit der Gründung neuer Schülerforschungszentren bereits sehr aktiv. Und keine Frage: Auch in 15 Jahren sollen die Menschen mit der Marke Jugend forscht erfolgreiche Nachwuchsförderung verbinden.

Teilnehmer und Gewinner von Jugend forscht haben nicht selten einzigartige Karrieren und bemerkenswerte Lebensläufe hingelegt. Hierzu gibt es zahlreiche Beispiele; sehen Sie Jugend forscht vor dem Hintergrund nicht auch als „Karriere-Booster“?

Jugend forscht ist ohne Zweifel ein Karrieresprungbrett. Aber dennoch hat ein Bundessieger immer noch einen weiten Weg zu bewältigen etwa bis zur Professur. Jugend forscht gibt jungen Menschen vor allem die Bestätigung, dass sie über Kompetenzen – weit über den MINT-Bereich hinaus – verfügen und dass sie in diesem Bereich erfolgreich sein können. Dies wirkt dann erfahrungsgemäß als besondere Motivation und vermittelt auch das Selbstvertrauen, im MINT-Bereich voll durchstarten und Karriere machen zu können.

Foto: Stiftung Jugend forscht e.V.

Veröffentlicht am 13.01.16

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Wie sagte schon Bacon: „Wissen ist Macht!“
*Francis Bacon, 1561 - 1625, Philosoph & Jurist
 

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