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5 Fragen — 5 Antworten: mit Erzbischof Dr. Stefan Heße

29. März 2017

Stefan-Heße-wissensschule-interview

Erzbischof Dr. Stefan Heße (1966 in Köln geboren) ist Erzbischof von Hamburg. wissensschule tauschte sich mit ihm über Medienarbeit der Kirche, lebensnahen Unterricht sowie die Liberalisierung der katholischen Sexualmorallehre aus.

 

Die Frage, was man nach dem Abitur vorhat, nervt nicht nur die Abschlussklassen. Mit der Antwort „Irgendetwas mit …....“ zählen einige Schüler schon zu den Entschlossenen. Wie haben Sie die Zeit erlebt, als Sie 1986 am Kölner Georg-Büchner Gymnasium Ihr Abi gemacht haben?

Erst einmal möchte ich festhalten, dass sich irgendwo in der Welt des Internets das Büchner Gymnasium eingeschlichen hat. Ich bin allerdings nie auf diesem Gymnasium gewesen, sondern habe mein Abitur auf dem Gymnasium Kreuzgasse abgelegt. In der Tat wurde mir in der Oberstufe immer klarer, dass ich zu einem Weg in der Kirche berufen sein könnte. Also wollte ich irgendetwas mit Kirche machen und habe mich dann entschieden, den Weg zum Priesteramt einzuschlagen wohlwissend, dass das mit einem langen Studium und einer Ausbildung im Priesterseminar verbunden ist, bei der nicht nur ich meine Vorstellungen einbringen kann, sondern auch andere mich begleiten und mir Rat geben.

Durch den Tweet der damals 17-jährigen Schülerin Naina, in dem der Wunsch nach "mehr lebensnahem Unterricht" geäußert wurde und Themen wie z.B. Steuern, Miete und Versicherungen mit behandelt werden sollten, wird die Diskussion um die Wissensvermittlung an unseren Schulen wieder neu befeuert. Wie ist Ihre Meinung zu diesem Thema und muss nicht auch der Religionsunterricht komplett neu überdacht werden?

Ich kann mich noch gut an die Aufregung um die Äußerung von Naina erinnern. Sie besuchte seinerzeit eine der erzbischöflichen Schulen im Bistum Köln. Natürlich braucht der Unterricht an allen Schulen eine gewisse Lebensnähe. Das bedeutet, dass junge Menschen lernen, ihr Leben verantwortlich zu gestalten und auszurichten. Hier kann gerade auch der Religionsunterricht Horizonte aufzeigen. Er sollte immer Wissen vermitteln, das bedeutsam für das Leben junger Menschen ist. Dazu gehören auch Dialog- und Urteilsfähigkeit. Viele andere praktische Dinge wird man sich aber auch über andere Wege aneignen müssen. Und zur Erziehung und Ausbildung tragen ja nicht nur unsere Schulen bei, sondern auch die Familien, die kirchlichen Jugendverbände, Vereine, Freunde, Bekannte, Verwandte und viele andere mehr.

Wer heute nichts tut, lebt morgen wie gestern! Was tut Kirche heute, um  Menschen von gestern auch morgen noch zu erreichen?

Wir müssen versuchen in einen Dialog mit den Menschen einzutreten, um ihre Fragen zu hören und zu verstehen. Nur dann werden wir auch Antworten finden können, die von den Menschen verstanden und angenommen werden

Der Papst zum Beispiel hat das, finde ich, in seiner Umwelt-Enzyklika sehr gut gemacht. Er findet ja überhaupt oft die richtigen Worte. Auch er ist lebensnah. Genauso sind wir in Fragen des Lebensschutzes und der Sterbehilfe gefordert. Um viele Menschen zu erreichen, müssen wir viele Kanäle nutzen. Gerade, wenn wir auch die Menschen erreichen wollen, mit denen wir sonntags nicht den Gottesdienst feiern.

Sie sehen in der Medienarbeit und im Web 2.0 besondere Aufgaben für die Kirche der Zukunft. Wie und durch welche Botschaften wollen Sie gerade die jüngere Generation für sich gewinnen, für die das Wort Gottes nicht mehr die gleiche Bedeutung hat wie vor einigen Jahrzehnten? 

In Norddeutschland leben junge katholische Christen oft in einer sehr extremen Minderheitensituation. Da ist es wesentlich, persönliche Begegnungen und Gemeinschaftserlebnisse zu ermöglichen. Das halte ich für sehr wichtig, damit junge Menschen ihren Glauben entwickeln und leben, aber auch ihre Fragen und Zweifel formulieren und besprechen können. Solche Orte sind gefragt. Zum Beispiel wird der Weltjugendtag 2016 in Krakau ein wichtiges Ereignis sein. Mir liegt aber auch daran, dass wir im Erzbistum Hamburg solche Orte und Ereignisse gestalten.

Im August diesen Jahres forderten Sie eine Liberalisierung der katholischen Sexualmorallehre. Müssen Kirchen es nicht zukünftig wertschätzen, wenn in homosexuellen Beziehungen Werte wie Treue und Verlässlichkeit gelebt werden?

Das wird vielfach auch schon getan.Für mich stellt es eine Selbstverständlichkeit dar. Mit der Chiffre Liberalisierung hat das meines Erachtens auch wenig zu tun. Im Gegenteil: Es geht darum, das Liebesgebot Jesu mit Leben zu füllen. Das verpflichtet uns eigentlich stets zu einem Mehr an Liebe. Wir können nicht so tun, als wenn das nichts wäre. Und wir müssen deutlich machen, dass homosexuelle Menschen einen Platz in der Kirche haben.

Veröffentlicht am 29.03.17

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Wie sagte schon Bacon: „Wissen ist Macht!“
*Francis Bacon, 1561 - 1625, Philosoph & Jurist
 

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