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5 Fragen — 5 Antworten: mit Hubertus Porschen

18. November 2015

Dr. Hubertus Porschen (1982 in Untereschbach geboren) ist CEO der iConsultants GmbH in Köln und Betreiber der Marke App-Arena.com sowie seit September diesen Jahres Vorsitzender des Verbands DIE JUNGEN UNTERNEHMERwissensschule.de tauschte sich mit ihm über seine frühe Berufung zum Unternehmertum, Verbesserungsmöglichkeiten unseres nicht mehr ganz so zeitgemäßen Bildungssystems sowie stärkerer Vernetzung zwischen Wissenschaft und Unternehmen aus.

Hubertus Porschen

Die Frage, was man nach dem Abitur vorhat, nervt nicht nur die Abschlussklassen. Mit der Antwort „Irgendetwas mit ...“ zählen einige Schüler schon zu den Entschlossenen. Direkt ins Studium, eine Ausbildung machen oder  im Ausland erste Erfahrungen sammeln? Den eigenen Interessen folgen oder einen sicheren Weg gehen? Wie haben Sie diese Zeit erlebt?

Ich habe in der 5. Klasse schon Lollis am Kiosk besorgt und in den Pausen an meine Mitschüler weiterverkauft – Unternehmertum war früh mein Ding. Nach dem Abi kam aber zunächst der Zivildienst. Meine Schichten habe ich so gelegt, dass ich nebenbei jobben konnte. Mit dem Geld reiste ich dann drei Monate durch Australien. Dort beschloss ich Wirtschaft zu studieren. Dabei bin ich einfach meinen Interessen gefolgt. Das mache ich auch heute noch so. In sich reinzuhören, ist immer ein guter Rat.

Durch den Tweet der damals 17-jährigen Schülerin Naina, in dem der Wunsch nach "mehr lebensnahem Unterricht" geäußert wurde und Themen wie z.B. Steuern, Miete und Versicherungen mit behandelt werden sollten, wird die Diskussion um die Wissensvermittlung an unseren Schulen wieder neu befeuert. Wie ist Ihre Meinung zu diesem Thema?

Naina hat es mit ihrer persönlichen Story absolut auf den Punkt gebracht: Unser Bildungssystem hinkt der Lebensrealität weit hinterher. Schüler lernen viel Theorie, aber kaum etwas über wirtschaftliche Zusammenhänge, die zu ihrem Alltag gehören und sie fit für den Job machen. Sie kennen das Datum historischer Schlachten, aber verstehen sie auch die Umwälzungen, die gerade durch die Digitalisierung stattfinden? Schule muss auch wichtige Kompetenzen für die heutige Lebens- und Arbeitswelt ausbilden: Kreativität, Risikobereitschaft, Problemlösungsfähigkeit.

Viele Unternehmen sowie Personalverantwortliche  beklagen schon seit Jahren einen Mangel an Allgemeinbildung sowie fehlendes bzw. rudimentäres Verständnis für wirtschaftliche Zusammenhänge bei Schulabgängern. Wo muss hier aus Ihrer Sicht gegengesteuert werden?

Klar stelle auch ich fest, dass in Bewerbungsschreiben leicht zehn Rechtschreibfehler sind und wir bei den wirtschaftlichen Grundkenntnissen unserer Azubis bei null anfangen müssen. Unser Verband DIE JUNGEN UNTERNEHMER fordert ein Pflichtfach Wirtschaft und initiiert seit vielen Jahren das Bildungsprojekt „Schüler im Chefsessel“, bei dem Schüler wie Unternehmer gemeinsam tolle Erfahrungen machen. Zudem wünschen wir uns Informatik als Wahlpflichtfach, um digitales Wissen früh zu vermitteln. Aber nicht nur Schulen stehen in der Verantwortung, auch die Elternhäuser sind gefragt. Und: Innerbetriebliche Fort- und Weiterbildung ist auch Unternehmensaufgabe – ein weiterer Aspekt unserer Zeit, in der sich Betriebe auch um Mitarbeiter „bewerben“ müssen.

Unsere Wirtschaft ist geprägt von Schnelllebigkeit, einer Verkürzung der  Produktlebenszyklen sowie der Digitalisierung von Produktionsprozessen. Unser Bildungssystem ist geprägt von Unbeweglichkeit, länderübergreifendem Bildungsfürstentum sowie unterbelichteter IT-Wissensvermittlung. Ist unser Bildungssystem wirklich so großartig, wie uns Politiker das glauben machen?

Früher wurden wir international für unser Bildungssystem mit Humboldtscher Prägung beneidet. Heute ist es zu starr und veraltet. Besonders mit Blick auf den Fachkräftemangel müssen wir neue Wege gehen und unsere Schüler besser qualifizieren. Dafür brauchen wir auch im Bildungswesen mehr Wettbewerb, das heißt mehr Eigenverantwortung und Leistungsanreize für die Schulen, um bessere Bildungsangebote zu machen. Die Bundesregierung hat die Ausgaben für Bildung sowie Forschung  und Entwicklung  gesteigert. Wichtig ist aber vor allem, dass wir diese Mittel effizient einsetzen. Wir müssen deutlich stärker als bisher Umsetzungskompetenzen und Eigeninitiative junger Menschen fördern. Im internationalen Vergleich haben wir bspw. zu wenige Patente. Auch brauchen wir wieder mehr junge Gründer in Deutschland.

Innovative Ideen können sich nur dann zügig in neue Produkte bzw. Geschäftsmodelle verwandeln, wenn Unternehmen kompetent im Innovationsmanagement sind. Wie dies organisiert sein muss, lernen Studierende der Betriebswirtschaft  oder der Ingenieur- und Naturwissenschaften in der Regel nicht. Wo sehen Sie Nachbesserungsbedarf an unseren Hochschulen?

An unseren Hochschulen wünsche ich mir mehr interdisziplinäre Vernetzung und Entrepreneurship. Das bedeutet, dass Unternehmer und Wissenschaftler gezielt vernetzt werden müssen: Biologen und Betriebswirte. Ingenieure und Pharmazeuten. Wir müssen ein unternehmerisches Klima und Rahmenbedingungen schaffen, die eine schnelle und effektive Umsetzung von Ideen ermöglichen, denn die Innovationszyklen werden immer kürzer. Wichtig ist aber vor allem: Unser Bildungssystem muss wieder mehr Unternehmer hervorbringen, statt Manager!

Foto: Anne Kreuz Fotografie

Veröffentlicht am 18.11.15

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Wie sagte schon Bacon: „Wissen ist Macht!“
*Francis Bacon, 1561 - 1625, Philosoph & Jurist
 

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