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5 Fragen — 5 Antworten: Mit Prof. Hans Georg Näder

20. März 2017

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Professor Hans Georg Näder (1961 in Duderstadt geboren) ist ein deutscher Unternehmer und  geschäftsführender Gesellschafter der Otto Bock-Firmengruppe. Als Unternehmer trieb er die Internationalisierung des Familienunternehmens erfolgreich voran und machte Otto Bock mit innovativen Produkten und technologischen Neuentwicklungen zum Weltmarktführer in der Prothetik. Neben seinem unternehmerischen Wirken engagiert sich Professor Näder stark im sozialen, kulturellen, kirchlichen sowie humanitären Bereich.

Die Frage, was man nach dem Abitur vorhat, nervt nicht nur die Abschlussklassen. Mit der Antwort „Irgendetwas mit ...“ zählen einige Schüler schon zu den Entschlossenen. Direkt ins Studium, eine Ausbildung machen oder  im Ausland erste Erfahrungen sammeln? Den eigenen Interessen folgen oder einen sicheren Weg gehen? Wozu würden Sie jungen Menschen raten?

Als erstes: Seid vorsichtig bei solchen Entweder-Oder-Fragen! Den eigenen Interessen zu folgen, das ist der sicherste Weg. Es gibt keine Alternative dazu, sein eigenes Leben zu führen, und zwar jeden Tag aufs Neue. Planen ist ja gut, aber intuitiv und spontan richtig entscheiden zu können, das wird immer wichtiger werden. Dazu muss ich bei mir selbst sein. In Zukunft wird es die Ausnahme sein, dass jemand einen Beruf erlernt und dann bis zum Rentenalter dieselbe Arbeit erledigt. Industrie 4.0 wird Abläufe grundlegend und mit wachsendem Tempo verändern. Wem die Ergebnisse seiner Arbeit persönlich wichtig sind, der kann das mitgestalten. Solche Menschen werden wir immer brauchen.

Durch den Tweet der damals 17-jährigen Schülerin Naina, in dem der Wunsch nach "mehr lebensnahem Unterricht" geäußert wurde und Themen wie z.B. Steuern, Miete und Versicherungen  mit behandelt werden sollten, wird die Diskussion um die Wissensvermittlung an unseren Schulen wieder neu befeuert. Wie ist Ihre Meinung zu diesem Thema, bereitet Schule zu wenig auf das Leben vor?

Klar müssen wir über zeitgemäße Lerninhalte reden. Gute Lehrer machen das. Aber man darf die Schule nicht überfrachten. Lebenserfahrung kann sie nicht ersetzen. Selbst die beste Schule hätte mich damals nicht auf die digitale Transformation vorbereiten können. Ich habe in meinen jungen Jahren gelernt, vor Veränderungen keine Angst zu haben. Oft sind sie doch schön. In meiner Schulzeit zum Beispiel konnte ich mit dem Kunstunterricht wenig anfangen. Heute kommen die Leute in meine Ausstellungen in Berlin oder Duderstadt, um Bilder meiner privaten Sammlung zu sehen.

Sie sind Unternehmer, visionärer Bauherr, leidenschaftlicher Kunstsammler, begeisterter Sportler, sozial engagierter Mensch, Kosmopolit und lokal verwurzelt. Was davon sind Sie am liebsten ?

Das sind unterschiedliche Merkmale, aber keine gegensätzlichen. Das ist wichtig, sonst könnte ich nicht authentisch sein. Als Kunstsammler kann ich gleichzeitig sozial denken und die Leute gratis in meine Ausstellung lassen. Als Unternehmer kann ich mich für Sport begeistern und die Paralympics unterstützen. Als Kosmopolit kann ich meine Geburtsstadt Duderstadt als Heimathafen erleben, mit hohem Sicherheitsfaktor, wenn ich von den Weltmeeren zurückkomme. Ein visionärer Bauherr kann barfuß über seinen Rasen gehen. Zu Ihrer Frage also: Ich bin alles gleichzeitig und das mit Leidenschaft.

Viele Unternehmen und Personaler klagen über die mangelnde Ausbildungsreife ihrer Auszubildenden. Aber auch bei Hochschulabsolventen ist nicht alles im grünen Bereich. Welche Fähigkeiten abseits des Fachwissens, die nicht an den Hochschulen gelehrt werden, sind in Ihren Augen unerlässlich, gehören hier nicht auch Empathie und Offenheit für andere Kulturen und Andersdenkende dazu? 

Empathie ist tatsächlich eines der schönsten Ergebnisse der menschlichen Evolution. Mit ihr wird gute Kommunikation erst möglich, ohne sie wäre Verantwortung nur Last und keine Lust. Man kann Empathie so wenig trainieren, wie man die Zahl der Spiegelneurone im Gehirn einfach vermehren könnte. Aber man kann ihr im Leben mehr Platz einräumen. Dann hat die Offenheit gegenüber dem Anderen eine gute Chance, sich zu entfalten. Übrigens auch an der Hochschule.

Wenn Sie jungen Menschen, aufgrund Ihrer gemachten Erfahrungen und Erfolge, Lebensweisheiten und Ratschläge in drei Sätzen mit auf den Weg geben könnten, welche wären das?

Lebt im Heute, bleibt authentisch und lasst euch nicht irre machen. Blickt ohne Angst in die Zukunft und bewahrt euch euren Mut, eure Neugier und eure Kreativität. No stress! Denkt daran, dass auch die kühnsten Visionen eine Vergangenheit haben, in der sich Werte wie Vertrauen und Verlässlichkeit herausgebildet haben, die dem Leben Kontinuität geben können und den Visionen eine vernünftige Richtung.

Veröffentlicht am 20.03.17

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Wie sagte schon Bacon: „Wissen ist Macht!“
*Francis Bacon, 1561 - 1625, Philosoph & Jurist
 

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