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5 Fragen — 5 Antworten: mit Thomas Rath

16. Oktober 2015

Thomas Rath interview

Thomas Rath (1966 in Köln geboren) ist ein deutscher Modedesigner, Modeunternehmer, Moderator sowie Gast-Juror bei "GNTM". wissensschule.de tauschte sich mit ihm über zeitlose Eleganz, häufig gemachte Fehler in der Selbstständigkeit sowie Möglichkeiten, das Schneiderhandwerk auch für junge Menschen wieder attraktiv zu machen aus.

Viele Schülerinnen und Schüler wissen nach der Schule oftmals nicht was sie machen sollen — direkt ins Studium, eine Ausbildung machen oder im Ausland erste Erfahrungen sammeln? Den eigenen Interessen folgen oder einen sicheren Weg gehen? Wie haben Sie diese Zeit erlebt?

Als Sohn einer Lebensmittel-Fabrikanten-Dynastie entschied ich mich bereits in sehr jungen Jahren in die Mode zu gehen. Entgegen der Familientradition – meine Familie hat mich dabei stets unterstützt. Das ist in der beruflichen Findungsphase sehr wichtig!

Das Zeichnen haben Sie sich als Autodidakt selbst beigebracht. Muss man heute, um in der Modebranche bestehen zu können, studiert haben oder obsiegen immer wieder die Unangepassten?

Lernen, lernen, lernen! Und bloß nicht gleich ein eigenes Label starten. In Deutschland gibt es so viele gute Häuser, die dringend Nachwuchs brauchen. Da sollte man erstmal hin und dann den Job von der Pieke auf lernen.

Aber nicht zu vergessen: Die persönliche und vor allem authentische und nahbare Handschrift eines Designers ist doch das A und O. Ich arbeite sehr detailverliebt: Handwerk, Schnittkunst und beste Qualitäten mit allen Zutaten vom einzelnen Knopf bis zur kleinsten Naht. Meine Handschrift trägt eine ganz eigene Formsprache. Sie beinhaltet eine gefühlvolle Designvision, welche die Hommage an den unwiderstehlichen Glamour zeitloser Eleganz impliziert. Dabei darf man das Business aber auch nicht aus den Augen verlieren. Ich bin Modeunternehmer und Designer zugleich. Ich liebe meinen Job. Alles was ich tue, tue ich mit einer großen Leidenschaft und Energie. Auch wenn die Zeit drängt zur Kollektionsübergabe, wenn wir unsere aufwendigen Fashionshows planen oder ich über Stunden hinweg live bei QVC meine THOM Kollektion präsentiere.

In Ihrer Karriere waren Sie als Designer unter anderem für die Label Windsor, Jil Sander, Mulberry und Escada tätig. Wie geht man hier mit solchen Namen um, eher mit einer gewissen Demut oder mit "breiter Brust", es allen zeigen zu wollen?

Ich habe von jeder beruflichen Station für mich etwas mitgenommen. Irgendwann kam dann der Zeitpunkt, da fühlte ich mich reif für ein eigenes Unternehmen und eine eigene Modemarke. Das Wichtigste ist auf jeden Fall „learning by doing“. Und das machen viele falsch, die gerade von den Modeschulen kommen und sich direkt den Traum von der Selbstständigkeit erfüllen wollen. Wenn man als junger Designer von der Schule kommt, muss man erst einmal in die Industrie, um zu wissen, wie es da draußen funktioniert, Kundenkontakte zu sammeln und sich erst einmal das Gerüst zu erarbeiten, was neben dem Design für ein eigenes Label wichtig ist. Man muss erst Erfahrungen sammeln. Und das geht nur, indem man bei guten Firmen arbeitet. Erst zuschauen und lernen ist die Devise.

Welche auffälligen Entwicklungen haben sich in der Modewelt mit Beginn der 90er Jahre bis einschließlich heute gezeigt?

Zeitlose Eleganz ist die Devise. Man muss Modeliebhaber abholen, genau wissen, was sie zu brauchen und nicht gleich jeden kurzläufigen Trend umsetzen. Damit mache ich Frauen glücklich und sie mich - so einfach ist das mit gutem Design (lacht).Als Designbotschafter bin ich ein "Repräsentant" für junge talentierte Modedesigner in Europa. Ich unterstütze die Arbeit des VDMD, dem berufsständischen Verband und Netzwerk Deutscher Mode- und Textildesigner, bringe junge Labels mit dem Markt zusammen und kümmere mich vom Standort Düsseldorf aus, um den Nachwuchs – den brauchen wir, denn er ist unsere Zukunft! Immerhin ist Design etwas ganz wundervolles. Es macht unsere Welt schöner und bereichert sie. Junge Ideen sind die Inspiration der Mode!

Alte Handwerksberufe, wozu auch der des Schneiders gehört, sind bei jungen Menschen nicht besonders "sexy". Es ist offenbar gerade gesellschaftlicher Konsens, dass man erst studieren muss, um etwas zu werden.  Was ist zu unternehmen, damit das Schneiderhandwerk gerade auch bei Jugendlichen wieder ein erstrebenswerter und attraktiver  Ausbildungsberuf wird?

Den Jugendlichen mehr Chancen und Raum für Kreativität bieten. Dazu gehört dann noch eine Extraportion Glück und Leidenschaft. Ich bin sehr happy, dass ich bei diesen großartigen internationalen Marken das Geschäft von der Pike auf lernen konnte.  Schnittfolgen, Stofflager und Kollektionsaufbau...und dies im Luxus-Segment. Das brachte mich letztlich auf die Idee mein eigenes Modeunternehmen zu gründen.

Und da gibt es noch so viele Dinge. Ich springe in so viele verschiedene Bereiche hinein: Es gibt Tage, an denen habe ich Events, arbeite ein bisschen fürs Fernsehen, bin als Designbotschafter unterwegs, mit meinem Design-Team bei QVC vor Ort, beschäftige mich mit Anproben in meinem Atelier.... Und dann steht noch Produktion, Firmenführung und Disposition an, also alles, was zu einem Unternehmen dazu gehört. Und das muss natürlich alles immer unter einen Hut passen. Das wichtigste ist ein klarer Kopf und die große Leidenschaft für das, was man tut.

Veröffentlicht am 16.10.15

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Wie sagte schon Bacon: „Wissen ist Macht!“
*Francis Bacon, 1561 - 1625, Philosoph & Jurist
 

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