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Die Leonardo-Philosophie

24. Februar 2012

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"Es geht darum, einen geeigneten Unterricht für hochbegabte Schülerinnen und Schüler zu ermöglichen und anzubieten, damit sie sich in einer fordernden Lernumgebung in ihrem individuellen Tempo auf ihrem jeweils eigenen Niveau entwickeln können."

Leonardo da Vinci wird als das vielseitigste Genie der Weltgeschichte gefeiert. Da es zu seiner Zeit noch keine Schulen gab, konnte er im frühen Alter ungehindert die Welt um ihn herum erkunden und näher erforschen. Er tat dies unter der Anleitung seines Onkels Francesco, der sich regelmäßig mit ihm auf den Weg machte, um ihm interessante Dinge zu zeigen, und der durch geschicktes Fragen die natürliche Neugierde seinen aufgeweckten Neffen lebendig hielt.

Die Leonardos unserer Zeit können sich bis zu ihrem vierten Lebensjahr in derselben Weise entwickeln. Sie erkunden nach Herzenslust ihre Umgebung und sammeln Erfahrungen, sie fragen ihren Eltern Löcher in den Bauch und haben große Freude daran, täglich Neues zu lernen. Dann aber kommen sie in die Schule – und plötzlich wird alles anders …

Was gelernt werden soll, ist in Zielen und Methoden festgelegt und in Tages- und Wochenplänen, in Tests und Prüfungen vorgeschrieben. Die Art des Lernens und das Niveau des Unterrichtsstoffes sind auf den Durchschnittsschüler und auf das jeweilige Lebensalter abgestimmt.

Hochbegabte Schülerinnen und Schüler lernen jedoch nicht schrittweise, nach und nach; sie haben gegenüber ihren Altersgenossen in der Regel einen Entwicklungsvorsprung von mehreren Jahren. Und das wirft Probleme auf. Man stelle sich nur vor, wie mühevoll es ist, in einer Umgebung bestehen zu müssen, die nicht zu einem passt.
Ein ehemaliger Schüler an meiner alten Schule sagte nach dem ersten Schultag zu seiner Mutter: "Da gehe ich nie mehr hin, das sind ja alles Babys." Er war erst vier Jahre alt, hatte aber den Intellekt eines Achtjährigen.

Mithilfe des Leonardo-Unterrichts möchten wir diesen Schülerinnen und Schülern mehr Raum geben, damit sie sich frei entfalten können. Als Kriterien für die Fächerauswahl wurde darauf geachtet, welche Themen man im Leben benötigt und welche einen – mit Freude – im Leben begleiten, das sind Sprachen (Englisch, Spanisch, Chinesisch), lernen zu lernen sowie Unternehmertum, Sinngebung der Welt (Philosophie), kommunikative Fähigkeiten, Wissenschaft und Technik, Forschung, die Fähigkeit zur objektiven Meinungsbildung sowie kreative Tätigkeiten wie Kunst, Literatur, Musik und Sport. Bei dem Genannten spielt sowohl das gesellschaftliche Umfeld als auch die Wirtschaft eine wesentliche Rolle. Denn außerhalb der Schule ist weitaus mehr Wissen vorhanden als in der Schule selbst – authentisches Wissen und keine Bücherweisheiten. Der Leonardo-Unterricht macht vielfach davon Gebrauch, zum Beispiel anhand von Gastunterricht, Exkursionen, Praxisanleitung und persönliche Betreuung von Schülern, gemeinsames Planen und Durchführen von Projekten und Ähnliches.

Die Zusammenarbeit mit Institutionen, Betrieben und Unternehmen beginnt ab der Mittelstufe. Schülerinnen und Schüler am Leonardo-College erhalten die Möglichkeit, im Rahmen von eingereichten Forschungsvorhaben in ausgewählten Einrichtungen und Unternehmen zu forschen.
Auf diese Weise möchten wir die Gesellschaft mit hochausgebildeten und kreativen Menschen bereichern, die einen wichtigen Beitrag zur Wissensökonomie leisten können und die darüber hinaus aufgrund ihrer breit gefächerten Entwicklung und toleranten Lebenseinstellung in der Lage sind, die Gesellschaft in Richtung eines multikulturellen Miteinanders in positiver Weise mit zu beeinflussen.

Aufgaben und Ziele der Leonardo-Stiftung

Die Leonardo-Stiftung setzt sich für die Gewährleistung und Weiterentwicklung des Leonardo-Konzepts ein. Dieses ermöglicht Kindern mit einer hohen Leistungs- und Lernkapazität, sich in einer stimulierenden, herausfordernden Lernumgebung ohne Einschränkungen in ihrem jeweils eigenen Tempo entwickeln zu können.

In diesem Rahmen will die Stiftung:

  • Kindern mit hoher Leistungs- und Lernkapazität das Leonardo-Konzept verfügbar machen, in dessen Mittelpunkt der Erwerb von Kenntnissen und Fähigkeiten steht, die für das Kind – und später auch für die Gesellschaft – förderlich und wertvoll sind;
  • das Leonardo-Konzept für alle Kinder mit einer hohen Lernkapazität zugänglich machen –unabhängig vom sozialen und wirtschaftlichen Status der Eltern, von Herkunftsland, Glauben oder Hautfarbe;
  • ein landesweites und handlungsorientiertes Netzwerk errichten, das sich am Leonardo-Konzept orientiert;
  • das Leonardo-Konzept als Standard an allen Leonardo-Schulen ermöglichen;
  • die staatliche Finanzierung der Leonardo-Schulen erreichen;
  • den Einsatz und die Anwendung des Leonardo-Konzepts als eigenständiges, unverfälschtes Konzept an Leonardo-Schulen gewährleisten;
  • die Qualität des Leonardo-Konzepts an den Leonardo-Schulen überwachen.

Hochbegabung

Die Leonardo-Schulen sind für Kinder mit Hochbegabung konzipiert. Eine gängige Definition von Hochbegabung stammt von dem amerikanischen Schulpsychologen Joseph S. Renzulli:
•    überdurchschnittliche intellektuelle Fähigkeiten (IQ von 130 oder höher)
•    Kreativität bei der Lösung von Aufgaben
•    Motivation, die sich u. a. in der Beharrlichkeit zeigt, eine Aufgabe zu beenden

Kinder mit diesen Fähigkeiten legen häufig eine andere Denkweise als ihre Altersgenossen an den Tag und sind in intellektueller Hinsicht weiter entwickelt. Auch sind sie bereits in der Lage, Zusammenhänge zu reflektieren und sprachlich zum Ausdruck zu bringen, die ihre Altersgenossen (noch) nicht beschäftigen, und sie stellen Fragen, die in dieser Tiefgründigkeit gänzlich ungewöhnlich sind für Kinder ihres Alters. Von Gleichaltrigen werden sie deshalb häufig als "sonderbar" und "auffällig" erlebt.
Von ihrer emotionalen Entwicklung her sind es "normale" Kinder, die gerne mit anderen Kindern spielen, sei es zu Hause, in der Schule oder auf der Straße. Das macht es für sie auch so schwierig: Einerseits sind sie Gleichaltrigen intellektuell weit überlegen und kommen oft besser mit deutlich älteren Kindern zurecht, andererseits haben sie emotional gesehen das Bedürfnis, mit Gleichaltrigen zusammen zu sein.

Der Fokus des Leonardo-Konzepts liegt darauf, wie hochbegabte junge Menschen heranwachsen und auf welche Art und Weise die Probleme, mit denen diese Menschen in ihrer Entwicklung konfrontiert werden, gelöst werden können.

Besonderheiten der Leonardo-Schulen

Im Folgenden eine Übersicht der Besonderheiten der Leonardo-Schulen für Kinder mit Hochbegabung.

Zusammensetzen von Entwicklungsgleichen
Hochbegabte Kinder weisen gegenüber ihren Altersgenossen einen großen Enzwicklungsvorsprung auf – häufig sind sie Gleichaltrigen vier bis sechs Jahre voraus. Im regulären Lehrsystem ist es aber kaum möglich, diesem Niveau entsprechenden Unterricht zu erteilen. Aus diesem Grund werden hochbegabte Kinder im Leonardo-Unterricht in eigenen Klassen zusammengesetzt. Diese Klassen sind jedoch nach wie vor Teil der normalen Grundschule.

Fordernde Unterrichtsangebote
Das reguläre Lehrangebot wird in komprimierter und zeitlich verkürzter Form durchlaufen. Sobald die Schülerinnen und Schüler mit dem normalen Grundschullehrplan durch sind, wird bereits der Lehrstoff von weiterführenden Schulen angeboten.
Darüber hinaus beinhaltet das Leonardo-Konzept eine Anzahl von Fächern, die regulär nicht angeboten werden oder über die Standardmethoden hinausgehen, wie beispielsweise Englisch, Spanisch, Philosophie, Lernen zu lernen, Unternehmertum, Naturwissenschaften, Informatik, Kommunikation bzw. Umgang mit Hochbegabung, Leonardo-Zeit, Leonardo-Musikmethode, Schach.

Überflieger: ja und nein
Aufgrund der weitreichenden und vielfältigen Unterrichtsangebote sowie der Möglichkeit, auf individuellem Niveau die Fächer Sprachen und Rechnen zu bearbeiten, ist es an den Leonardo-Schulen in der Regel nicht üblich, dass die Kinder Klassen überspringen. Dadurch wird vermieden, dass Schülerinnen und Schüler schon in jungem Alter auf das Gymnasium oder die Universität überwechseln.
Worin die Kinder jedoch deutlich schneller sind, ist das Lerntempo: das Aneinanderkoppeln von Lehrstoff und Altersstufe – wie es in den Regelschulen gemacht wird – ist bei Leonardo nicht gegeben.

Top-down-Lernen
Die Art und Weise der Unterrichtsvermittlung unterscheidet sich von den herkömmlichen Methoden in Regelschulen. Dort geht man gewöhnlich nach dem Bottom-up-Prinzip vor, das heißt: den Schülerinnen und Schülern werden kleine Einheiten angeboten, um nach und nach zu einem Gesamtbild, zu einem Ganzen zu kommen. Der Leonardo-Unterricht geht genau andersherum vor: zunächst wird erklärt, was das Ziel ist, um daraufhin die dazu notwendigen Einheiten zu erarbeiten. Ein Beispiel ist das metrische System im Mathematikunterricht. In der Regelschule werden vier Jahre angesetzt, um diesen Lehrstoff in all seinen Facetten zu behandeln. Im Leonardo-Unterricht geschieht dies dagegen in einer einzigen Stunde, nämlich dann, wenn die Vorgehensweise – die zum Ziel führen soll – besprochen und erklärt wird. Erst danach kommen die einzelnen Facetten wie Gewichte, Flächen- und Längenmaße etc. an die Reihe.

Betonung von Kompetenzen
Weitaus wichtiger als inhaltliche Kenntnisse sind die Kompetenzen der Schülerinnen und Schüler – zum Beispiel die Fähigkeit, sich selbst Wissen anzueignen; die Fähigkeit, in der Gesellschaft Fuß zu fassen und sich in ihr zurechtzufinden; die Fähigkeit oder Kompetenz, eigenständig zu denken und sich eine eigene Meinung bilden zu können über das, was in der Welt geschieht etc. Die Gewichtung der Kompetenzen macht dann auch einen wesentlichen Teil des Schulzeugnisses aus.

Motivation
Häufig haben hochbegabte Kinder einen Unterricht erhalten, der unter ihrem tatsächlichen Niveau liegt. Daher ist bei vielen die Lernmotivation gesunken. Dadurch, dass sie in der Klasse nun aber mit anderen hochbegabten Kindern zusammen sind, durch den ihren Fähigkeiten entsprechenden fordernden Unterricht und durch den Top-down-Ansatz, mit dem der neue Lehrstoff angeboten wird, stellt sich die Lernmotivation bei den meisten Kindern rasch wieder ein, sodass das Lernen und die Schule an sich wieder Spaß machen.

Kreativität
Eine der stärksten Eigenschaften Hochbegabter ist die Fähigkeit, kreativ zu denken, das heißt Lösungen zu ersinnen oder Zusammenhänge zu erkennen, die andere oft nicht sehen. Im regulären Unterrichtssystem wird dieser Aspekt kaum genutzt, sodass das Kreativitätsvermögen mehr oder weniger verkümmert. Sobald es etwas schwieriger wird, sagen Kinder häufig: "das verstehe ich nicht"; sie bemühen sich nicht, selbst Lösungen und Antworten zu finden. Indem man in den einzelnen Fächern auch Aufgaben mit einbezieht, die den Kindern genug Raum lassen, Eigeninitiative zu entwickeln und selbst Lösungsmethoden auszutüfteln, wird ihre Kreativität gestärkt. Beispiele für solche Aufgaben sind: eröffne dein eigenes Restaurant (Fach: Unternehmertum lernen); entwirf eine Werbekampagne für eine bestimmte Marke (Fach: Informatik); konstruiere ein Schiff, das sich mit erneuerbarer Energie fortbewegt (Fach: Naturwissenschaft).

"Co-creation" und Austausch von Wissen
Im Leonardo-Unterricht werden ständig neue Lerninhalte entwickelt. Grund dafür ist einerseits, weil es für hochbegabte Kinder noch keine curricularen Lern- und Richtlinien gibt, andererseits wird mit viel mehr „variablem“ Unterrichtsmaterial gearbeitet und ist der Unterricht abhängig davon, wie die Lehrkraft, die Schüler und auch das gesellschaftliche Umfeld sich einbringen und ihren Beitrag dazu leisten (siehe auch Punkt 9).

In einem digitalen Netzwerk – mit Intranet und Sharepoints – können Lehrinhalte gemeinsam erarbeitet und eingebracht werden – nicht nur durch die Lehrkräfte, sondern auch durch die Schülerinnen und Schüler (co-creation). Im Leonardo-Unterricht entwickelte Projekte werden häufig auch von Hochbegabten-Förderklassen genutzt, in denen Schülerinnen und Schüler aus regulären Klassen in sogenannten ein- oder mehrtägigen Enrichment-Kursen bestimmte Fächer vertiefen können. Das niederländische Ministerium für Unterricht, Kultur und Wissenschaft hat dem Institut für Angewandte Sozialwissenschaften (IST) der Universität Nijmegen einen festen Förderbetrag zur Verfügung gestellt, um in Zusammenarbeit mit der Leonardo-Stiftung die folgenden Zielsetzungen zu realisieren:
-    frühzeitige Diagnostik von Hochbegabung
-    Entwicklung und Ausarbeitung eines speziellen Leonardo-Lehrplans für Hochbegabte
-    weitgehende Digitalisierung des Lehrplans sowie Entwicklung eines geeigneten
Schüler-Monitoring-Systems

Enge Verflechtung mit dem gesellschaftlichen Umfeld, Zusammenarbeit insbesondere mit der Wirtschaft
Leonardo-Schulen und Leonardo-Colleges sind nicht, wie die meisten Schulen, nur auf den internen Schulunterricht ausgerichtet. Auch außerhalb der Schule und weit ab von dem, was in normalen Schulbüchern steht, gibt es eine Vielzahl von Wissenspoolen – wo authentisches, gelebtes Wissen vermittelt wird. Einrichtungen und Unternehmen werden aufgefordert, den Lehrplan durch Gastvorträge, Workshops, Besuche in Unternehmen, Praktikumsplätze etc. zu sinnvoll ergänzen. Darüber hinaus besteht die Möglichkeit, den Leonardo-Unterricht mit finanziellen Förderbeiträgen oder auch mit Materialien zu unterstützen. Derzeitige Partner der Leonardo-Stiftung sind die Rabobank (Partner im Fach Unternehmertum lernen), Steinberg Technologies und Yamaha (Partner im Fach Musik), DSM en NMi (Partner im Fach Naturwissenschaften) und Apple (Informations- und Kommunikationstechnologie sowie digitale Lernumgebung).

Betonung einer vielseitigen Entwicklung
Um möglichst alle Aspekte in der Entwicklung von Schülerinnen und Schülern zu fördern – siehe auch die neun Formen unabhängig voneinander existierender, multipler Intelligenzen von Howard Gardner –, werden im Rahmen des Leonardo-Konzepts auch Kunst, Kultur und Sport miteinbezogen. Neben den regulären Unterrichtsstunden für Darstellende Kunst, Tanz und Theater werden auch spezielle Projekte angeboten wie das Projekt Moderne Kunst, Expressionismus, Cobra, Pop-Art etc. Darüber hinaus gibt es einen eigenen Kurs Literatur, und neben Gymnastik können viele weitere Sportarten ausprobiert werden (z.B. ein Segelprojekt in Venlo) etc. Im Musikunterricht werden neben der musikalischen Entwicklung auch leitunggebende, organisatorische und kreative Kompetenzen gefördert. Nicht zuletzt ist die Fähigkeit zur Kommunikation mit unterschiedlichen Menschen in unterschiedlichen Situationen eine der besonderen Schwerpunkte im Leonardo-Programm.

Veröffentlicht am 24.02.12

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Wie sagte schon Bacon: „Wissen ist Macht!“
*Francis Bacon, 1561 - 1625, Philosoph & Jurist
 

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