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Gefährdet künstliche Intelligenz die Übersetzungsbranche?

15. März 2018

Christoph NeuholdDass Google Translate mitunter sehr lustige Ergebnisse liefert, die in keiner Weise widerspiegeln, wie tatsächlich gesprochen wird, ist bekannt. Aus diesem Grund wurde der Übersetzungsdienst auch nie als ernstzunehmende Konkurrenz für professionelle menschliche Übersetzer gesehen. Ein neues Tool namens „DeepL“ könnte diesen Schritt aber nun tatsächlich übernehmen, denn es beweist im Praxistest extrem gute Übersetzungsfähigkeiten.

Daher stellt sich nun vielen Übersetzern die Frage: Müssen wir in Zukunft um unseren Job bangen? Oder braucht man sich um künstliche Intelligenz bei Übersetzungen keine Sorgen machen?

DeepL – Konkurrenz für Google, Microsoft und Co.

DeepL heißt das neue Übersetzungstool, das bei der Qualität der Übersetzungen momentan alle in Staunen versetzt. Die Entwickler haben es sich zum Ziel gesetzt, besser zu werden als Google und Microsoft – ein Ziel, das sie bisher auch schon erreichen konnten. DeepL stützt sich auf einen Supercomputer mit 5,1 Petaflops. Das bedeutet: Es werden von Menschen übersetzte Texte herangezogen, um bessere Ergebnisse zu liefern.

Praxistests mit dem Tool, das bisher die Sprachen Englisch, Deutsch, Französisch, Spanisch, Italienisch, Niederländisch und Polnisch unterstützt, haben gezeigt, dass die maschinelle Übersetzung von Zeitungstexten nur an sehr wenigen Stellen fehlerhaft war und sich die Übersetzungen sehr flüssig lesen. Eine praktische Funktion von DeepL besteht auch darin, dass man einzelne, fehlerhafte Wörter schnell mit einem Mausklick durch andere passende Wörter ersetzen kann, die das System vorschlägt – eine Funktion, die es bei Google und Microsoft bisher nicht gab.

In den kommenden Monaten sollen auch Übersetzungsdienste für die Sprachen Portugiesisch, Russisch und Mandarin angeboten werden, womit DeepL seine Dienste noch weiter ausbaut.

Künstliche Intelligenz holt auf

Aber auch Google Translate holt gewaltig auf. Waren die Ergebnisse vor ein paar Jahren noch so gut wie unlesbar, werden sie heute immer besser. Das liegt daran, dass Google für Übersetzungen Daten aus dem Netz heranzieht, um seine Übersetzungen immer weiter zu verbessern. Je mehr Übersetzungen ins Netz gestellt werden, umso ausgefeilter wird auch Google Translate in allen Sprachen. Aber auch Microsoft ist auf dem Vormarsch und man darf auf zukünftige Ergebnisse gespannt sein.

Wahrscheinlich werden sich schon in wenigen Jahren deutliche Verbesserungen bei den jeweiligen Übersetzungstools zeigen. Nun stellt sich natürlich für Übersetzer die Frage: Werden meine Dienste dann überhaupt noch gebraucht?

Was bedeuten diese Entwicklungen für angehende Übersetzer?

Unter Übersetzern herrscht momentan Unsicherheit. Zwar weisen viele Übersetzungsmaschinen immer noch ein fehlendes Kontextverständnis auf, weshalb viele Übersetzer keinen Grund sehen, um ihren Job zu bangen. Allerdings lässt sich nicht abstreiten, dass die Systeme künstlicher Intelligenz immer ausgefeilter werden.

Am Beispiel von DeepL zeigt sich, dass die Systeme immer weniger anfällig für Fehler werden und in Zukunft einfache Übersetzungen von Menschen eventuell nicht mehr nötig machen können.

DeepL macht es schon sehr gut vor, wie Übersetzungen von Maschinen in Zukunft aussehen könnten. Auch, wenn diese Entwicklung noch in den Kinderschuhen stecken mag, sollten sich Übersetzer auf die zukünftigen Entwicklungen früh genug vorbereiten.

Das können Übersetzer tun, um sich zu schützen

Natürlich, nur weil ein Tool momentan sehr ausgefeilt ist und gute Übersetzungen liefert, heißt das noch lange nicht, dass in Zukunft alle Übersetzer arbeitslos werden. Einfache Übersetzungen in gängigen Sprachen wie Englisch, Deutsch und Spanischwerden allerdings als erstes wegfallen. Abgesehen davon, dass es hier ohnehin bereits ein Überangebot an Übersetzern gibt.

Für Übersetzer aller Sprachen ist es daher kein Fehler, sich um eine Spezialisierung zu kümmern. Viele Übersetzer haben diese sogar bereits. Hier gilt folgender Grundsatz: Je ungewöhnlicher oder gefragter die Spezialisierung, umso besser kann man sich positionieren und umso besser sind auch die langfristigen Jobaussichten.

Gerade medizinische, rechtliche oder technische Übersetzungen sind extrem anfällig für Fehler, die unter Umständen tatsächlich ziemlich fatal sein können. Auch im Finanzsektor werden immer wieder Experten gesucht, die wirklich über das Thema Bescheid wissen, das übersetzt werden muss. Entsprechend werden in diesen Branchen wahrscheinlich auch in Zukunft keine maschinellen Übersetzungen herangezogen. Den maschinellen Übersetzern fehlt es an Kontextverständnis, welches sicher nicht so einfach zu programmieren sein wird.

Das gleiche gilt natürlich auch für das Übersetzen von wichtigen Dokumenten, wie Geburtsurkunden, Zeugnissen, Bescheiden und dergleichen. Fehler sind hier ein absolutesNoGo!

Auch eine ungewöhnliche Sprache kann als Positionierung oder Alleinstellungsmerkmal eines Übersetzers gelten. Deutsch-Englisch Übersetzer gibt es wie Sand am Meer und hier werden auch die maschinellen Übersetzungen immer besser. Eine kluge Strategie für Übersetzer ist daher auch, sich eine ungewöhnlichere Sprache auszusuchen. Wie wäre es zum Beispiel mit Estnisch, Isländisch oder Afrikaans?

Künstliche Intelligenz holt in der Tat extrem auf und natürlich kann es in der Zukunft sein, dass maschinelle Übersetzungen so gut werden, dass gewisse Übersetzungen nicht mehr von Menschen getätigt werden müssen. Allerdings sollten sich Übersetzer noch keine allzu großen Sorgen um ihre Zukunft machen, denn bis DeepL, Google Translate und Co. an menschliches Fachwissen herankommen, wird es wohl noch einige Jahrzehnte dauern.

Autor: Christoph Neuhold

Christoph Neuhold ist beim ÜbersetzungsbüroTranslate Trade in München in den Bereichen Qualitätsmanagement und Marketing tätig. Zum Thema künstliche Intelligenz in der Übersetzungsbranche hat er eine klare Meinung: Einfache Übersetzungen sind völlig legitim, bei komplexen Übersetzungen ist der Mensch auch in den kommenden Jahren nicht ersetzbar!

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Veröffentlicht am 15.03.18

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Wie sagte schon Bacon: „Wissen ist Macht!“
*Francis Bacon, 1561 - 1625, Philosoph & Jurist
 

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