Jonas Nay: 5 Fragen — 5 Antworten
Jonas Nay (1990 in Lübeck geboren) ist ein deutscher Schauspieler und Musiker. Bereits seine erste Filmhauptrolle in HOMEVIDEO von Kilian Riedhof wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet. 2016 wurde Jonas Nay mit dem Deutschen Fernsehpreis in der Kategorie „Bester Darsteller“ ausgezeichnet – und ganz aktuell mit dem Grimme Preis. wissensschule.de tauschte sich mit ihm über seine Schulzeit, Cybermobbing an Schulen sowie über seine Band Northern Lights aus.
Viele Schülerinnen und Schüler wissen nach der Schule oftmals nicht, wie es danach weiter geht — direkt ins Studium, eine Ausbildung machen oder im Ausland erste Erfahrungen sammeln? Den eigenen Interessen folgen oder einen sicheren Weg gehen? Wie haben Sie diese Zeit erlebt?
Den eigenen Interessen zu folgen, ist meiner Erfahrung nach immer der beste Plan. Ob Studium, Ausbildung, Ausland, Inland- eigentlich egal. Hauptsache, man findet etwas, wofür man brennt. - Und dann kommt es eh meist anders, als man denkt. Ich glaube wir leben in einer Gesellschaft, in der der berufliche Werdegang selten klar vorgezeichnet ist. Man darf sich als junger Mensch nur nicht vom scheinbar grenzenlosen Angebot blockieren lassen. Einfach lossprinten, in eine Richtung, die einen interessiert, und dann nach links und rechts gucken.
Haben Sie bereits während Ihrer Schulzeit realisiert, was später einmal Ihre Profession sein würde bzw. was war für Sie der Impuls, der Ihnen den Weg für Ihren weiteren beruflichen Werdegang geebnet hat?
Schon während der Unterstufe habe ich angefangen, als Schauspieler beim Fernsehen zu arbeiten, nahm dies damals aber eher als eine Art Lernphase für die Erwachsenenwelt und weniger als reale berufliche Option war. Nach meinem Abitur hatte ich dann den Plan geschmiedet, ein Lehramtsstudium mit dem Hauptfach Musik zu machen. Ich habe schon damals Klavierunterricht für Anfänger gegeben und ich merkte mehr und mehr, dass mir das Unterrichten großen Spaß macht. Mit meiner ersten Filmhauptrolle in „homevideo“ änderte sich dann meine Sicht auf die Schauspielerei und ich begann fortan zweigleisig zu fahren. Schauspielerei entwickelte sich zu meinem Beruf und ich entschied trotz allem, erst Komposition und dann Jazzpiano zu studieren und mit meiner Band „Northern Lights“ an einer Musikkarriere zu arbeiten.
Bundesbildungsministerin Johanna Wanka will an den Schulen ein Unterrichtsfach zur Vorbereitung auf die Herausforderungen des Alltags einführen als Reaktion auf den Tweet der damals 17-jährigen Schülerin Naina. Wie ist Ihre Meinung dazu?
Naina ist in jedem Fall nicht alleine mit ihrem Gefühl, sehr viel lernen zu müssen, was an der späteren Lebensrealität vorbei geht. Dies ging auch mir so und tausenden anderen Jugendlichen, die ihren Tweet derart populär gemacht haben. Es wird gern das Gegenargument ins Feld geführt, Schule müsse methodische Fähigkeiten vermitteln, mit welchen später die lebens- und berufsspezifischen Aufgaben selbstständig bewältigt werden können. Dies ist vollkommen richtig, steht aber in keinem Gegensatz. In meinen Augen geht es sehr wohl auch wesentlich um die Inhalte, gerade mit Blick auf den Fakt, dass man auch am besten lernt, wenn man an Dingen aktives Interesse hat. Ich habe so viel vergessen, was ich in der Schule lernen sollte, aus dem einfachen Bewusstsein heraus, dass ich dieses Wissen nie wieder brauchen werde. Inhaltlich sehe ich daher einen großen Reformationsbedarf und mir kommen leider die bisherigen Reformen in vielen Bundesländern eher wie Sparmaßnahmen mit schönen Titeln vor, als wie ein Schritt in diese Richtung.
Im Film "Homevideo" wird Cybermobbing und die Auswirkungen auf die menschliche Psyche von Ihnen mehr als eindrucksvoll und nachhaltig gespielt. In Zeiten sozialer Netzwerke und "always on zu sein" gehört Cybermobbing zum schulischen Alltag. Wie würden Sie aus heutiger Sicht mit dem Thema an Schulen umgehen?
Es gibt bereits viele Konzepte, in Schulen einen verantwortungsvollen Umgang mit sozialen Medien zu fördern. Meine Erfahrung ist, dass die Generation der sogenannten "digital natives", zu denen zum Beispiel mein kleiner Bruder gehört, ein Gegenüber benötigen, dass ebenso mit sozialen Medien aufgewachsen ist, wie sie. Und das fehlt oft. Schüler müssen Schüler unterstützen und beraten. Denn kein Schüler lässt sich gern von einem Erwachsenen beraten, der auf weniger Erfahrung in der digitalen Welt zurückgreift als sie selbst.
Sie studieren an der Musikhochschule Klavier, spielen selbst Gitarre und Schlagzeug und schreiben auch die Songs für Ihre Band Northern Lights. In welches Genre würden Sie die Musik Ihrer Band einordnen und wann dürfen wir mit dem ersten Album rechnen?
Wir nennen unser Musikgenre „progressive pop“. Wir machen deutschsprachige Musik, spielen live mit zusätzlicher Bläsersection und die Musik ist enorm tanzbar, würde ich sagen. Wir haben gerade unsere erste deutsche EP „Pulsar“ herausgebracht, die sehr gut ankam und spielen dieses Jahr noch einige Auftritte quer durch die Nation. Wer mag, kann sich meine Band auch im August bei den Ufa Filmtagen mit einer eigens komponierten Filmmusik zu dem Stimmfilmklassiker „Richard Oswalds unheimliche Geschichten“ anhören!
Am Album wird derzeit auch gearbeitet. Da nehmen wir uns aber Zeit für — soll ja schick werden!