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Junior-Prof. Dr. Kalman Graffi: 5 Fragen — 5 Antworten

10. Juni 2015

Kalman Graffi-interview

Junior-Prof. Dr. Kalman Graffi  (1982 in Rumänien geboren) ist Nachwuchswissenschaftler des Jahres 2014. Seine Forschungsinteressen liegen im Bereich der sozialen Netzwerke, dort insbesondere im Hinblick auf hohe Funktionalität, Sicherheit und Datenschutz von dezentralen Netzwerken. wissensschule.de tauschte sich mit ihm über Datenschutz, Aufklärungsarbeit externer Experten in Schulen sowie sein Lieblingsfach in der Schule aus.

Ihre Forschungsinteressen liegen im Bereich der sozialen Netzwerke, dort insbesondere im Hinblick auf Sicherheit und Datenschutz. Die Nutzer solcher Netzwerke wünschen eine  sichere Möglichkeit mit Angehörigen, Freunden und Gleichgesinnten zu kommunizieren, ohne Angriffe durch Hacker, Firmen oder Regierungen fürchten zu müssen. Ist das überhaupt möglich?

Eine sichere, d.h. vertrauliche, integre und authentifizierte Kommunikation ist auch in heutiger Zeit möglich. Die Mathematik in Form von Verschlüsselungsverfahren ist unser Freund. Es gibt Verfahren, die nachweislich nur durch Durchprobieren aller Schlüssel geknackt werden können. Bei ausreichend großem Schlüsselraum würde dies oft Millionen von Jahren dauern so dass die Verfahren und Schlüssel als sicher gelten.

Neben der Verschlüsselung der Daten ist auch deren Speicherort ein kritischer Aspekt in der sicheren Kommunikation. Anbieter, wie Facebook, Google aber auch deutsche Anbieter, die als Betreiber von Kommunikationsdiensten auftreten, sind auch direkte Ansprechpartner für Geheimdienste und die Exekutive, die die Abschaltung oder Herausgabe der Daten erzwingen können. Eine Empfehlung ist daher, die bekannten technologischen Pfade zu meiden. Datensammler entwickeln ihre Überwachungssoftware oft für die populärsten Plattformen.

Nutzen Sie exotische Technologien und Software, idealerweise Open-Source-Software, deren Quellcode einsehbar ist und so Sicherheitslücken und Hintertüren leicht gefunden werden können.

Sie engagieren  sich auch als Mitglied der Arab-German Young Academy of Sciences and Humanities für den interdisziplinären Austausch von Wissenschaftlern. Was war dazu Ihre Motivation?

In meiner Arbeitsgruppe habe ich Doktoranden aus dem arabischen und persischen Raum, sprich Libyen, dem Irak und dem Iran. Es gibt viele Länder auf der Welt in denen Sie für ihre politischen Ansichten, ihre religiösen Anschauungen und sexuellen Interessen, aber auch für Ihren Mut Missstände zu benennen ihr Leben gefährden. Auch in Deutschland ist das nicht so lange her. Mit der Stasi in der DDR, aber auch der Gestapo im Nazideutschland gab es Geheimdienste zur Sicherung der "Staatsinteressen", die gegen die Bevölkerung, insbesondere gegen die Minderheiten, operierten.

In der Arabisch-Deutschen Jungen Akademie der Wissenschaften (AGYA - http://www.agya.info) besteht die schöne Möglichkeit sich interdisziplinär spannenden Fragestellungen, u.a. der Kommunikation in dem Arabischen Frühling, zu nähern. AGYA bietet eine wunderbare Plattform um Wissen und Erfahrungen in beide Richtungen auszutauschen.

Viele gerade junge Menschen stellen nichtsahnend Informationen über sich nebst spektakulärem Bildmaterial in die sozialen Netzwerke. Ist hier mehr Aufklärungsarbeit nicht nur von Schulen sondern auch von externen Experten ratsam?

In der Diskussion zu den Risiken von sozialen Netzwerken betrachte ich oft eine Bagatellisierung in Deutschland. Was kann schon schlimmes passieren? Der Chef oder die Eltern sehen Fotos auf denen man betrunken ist, wird oft als Beispiel gebracht. Das ist ja nicht wirklich schlimm. "Ich habe ja nichts zu verbergen" ist oft ein Grundkommentar. Sascha Lobo, der prominente Internetblogger, hat dazu mal sehr treffend geschrieben: Wer nichts zu verbergen hat, tut das, was alle von ihm erwarten". Ja hier sollten sich Experten äußern, die in Ländern gelebt haben, in denen die Überwachung weiter fortgeschritten ist. Experten, die aus ihrem Leben berichten können was durch die Überwachung in der Gesellschaft zerstört wird. Experten, die nicht in Betrunkene-Party-Pics-Debatte abdriften, sondern die tatsächlich Gefahren für Leib und Leben uns vor Augen führen.

Was macht einen brillanten Wissenschaftler aus, die permanente Suche nach dem Optimum oder aber die Neugierde "immer alles in Frage zu stellen"?

Die Wissenschaft ist eine sonderbare Tätigkeit. Zumindest in der Informatik wird man mit einem Hang zur Optimierung ebenso scheitern wie wenn man "immer alles in Frage stellt". Die praktische Informatik ist eine konstruktive Wissenschaft, die den Ingenieurswissenschaften nahe steht. Simpel ausgedrückt lösen wir Probleme und das macht jede Menge Spaß! Wir identifizieren ein Problem, benennen die funktionalen und qualitativen Anforderungen an eine Lösung, designen eine Lösung und messen ihre Qualität. Einen brillanten Wissenschaftler zeichnet aus, dass er 1. sein Handwerk beherrscht, 2. das auf akute Probleme anwenden kann, 3. die Lösungen anwendbar sind und er 4. ausdauernd ist und sich nicht von Misserfolgen abschrecken lässt.

Schön ist es wenn die eigene Lösung funktioniert, sie gut bewertet wird und man um die Welt jettet um sie auf internationalen Konferenzen vorzustellen.

Hatten Sie schon als Schüler ein Gefühl bzw. ein Gespür dafür, wohin die Reise für Sie nach dem Abitur gehen würde  und was war Ihr Lieblingsfach?

Hier gibt es leider keine Überraschungen. In Mathematik war ich immer gut, sie ist schließlich immer fair, ist nicht groß subjektiv interpretierbar (wie z.B. Gedichte) sondern stets vorhersehbar, wenn man die Regeln beherrscht. Ich hatte das Glück, auf eine Schule (Mittelstufe und dann Oberstufe) gegangen zu sein, an der Informatik ab der neunten Klasse und in der Oberstufe als Leistungskurs angeboten wurde. So zog ich diese Kombination bis zum Studium durch. Hierzu möchte ich betonen, dass "Killerspiele" einen manchmal auch zum Professortitel führen. Man sollte sich nur dafür auch interessieren, wie man sie erstellt.

Mein Tipp für Schüler wäre, sich möglichst für eine Ausbildung oder ein Studium zu entscheiden, mit der man später auch eine gute Arbeit finden kann und man das Wissen anwenden kann. Außerdem schadet es nicht aktiv und aufgeschlossen zu sein und zu schauen, was das Leben einem bietet. Nur bitte, posten Sie das dann nicht gleich auf den sozialen Netzwerken.

Veröffentlicht am 10.06.15

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Wie sagte schon Bacon: „Wissen ist Macht!“
*Francis Bacon, 1561 - 1625, Philosoph & Jurist
 

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