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Plädoyer für die Einführung eines Schulfachs Medienpädagogik an jeder Schule

31. Juli 2019

3In unserer heutigen Zeit herrscht die sozusagen digitalisierte Öffentlichkeit. Die Informationsverbreitung wird immer einfacher. Es finden sich viel Hate Speech, Fake News und Mobbing in den sozialen Netzwerken.

Bisher haben die an der Spitze stehenden sozialen Netzwerke wie Facebook und Twitter nur etwas gegen Hate Speech, Fake News und Mobbing unternommen, um rechtliche Klagen abzuwenden. Häufig vernachlässigten sie die Verfolgung von Straftaten im Netz. Auf YouTube wurden Propagandavideos des IS veröffentlicht, auf Facebook kam es zum Aufruf, Asylbewerber zu vergasen und auf Twitter fanden sich viele Morddrohungen gegen Polizisten. Selbst bei einer Meldung durch einen User ist oft nichts passiert. Kam es dann doch zu einer Prüfung durch das Netzwerk, ist dieses häufig zu dem Entschluss gekommen: „…. Wir haben das gemeldete Video geprüft und festgestellt, dass es nicht gegen unsere Gemeinschaftsstandards verstößt.“ Wir geraten also schnell mit rechtswidrigen Inhalten in Kontakt. Nun ist das Netzwerkdurchsetzungsgesetz in Kraft getreten. Durch dieses sollen rechtswidrige Inhalte innerhalb von 24 Stunden nach Eingang der Beschwerde entfernt oder der Zugang zu ihm gesperrt werden. Ist sich ein Unternehmen unsicher, ob der veröffentlichte Beitrag rechtswidrig ist, so kann es sich an eine staatliche Behörde wenden und verhindert damit Bußgelder bis zu einer Höhe von 50 Mio. €. Hier liegt aber schon das Problem. Viele Kritiker behaupten, dass durch die staatliche Behörde der Staat indirekt eingreift und sich so einen Nutzen daraus verschaffen könnte. Außerdem sorgt eine Löschung innerhalb von 24 Stunden dafür, dass zu viele Beiträge zu schnell gelöscht werden, einfach nur um Bußgelder zu vermeiden. Kritiker sind also der Meinung, dass die im Grundgesetz verankerte Meinungsfreiheit des Menschen eingeschränkt wird. Doch das Gesetz ist in Kraft getreten, denn die Politik hat für Gerechtigkeit im Netz zu sorgen. Ein privates Unternehmen stellt einen öffentlichen Raum dar und der Staat trägt Verantwortung für öffentliche Räume. Es überschneiden sich also Privates und Öffentliches, was wiederum zu Streitpunkten führt. Es muss schnell, unabhängig und sicher darüber entschieden werden, was wahr ist und was falsch, was Diskriminierung und was Meinungsäußerung, was Fake News und was seriöse Berichterstattung ist.

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Aber vielleicht sollten wir bei uns anfangen. Jeder kann ganz einfach Informationen im Internet veröffentlichen. Wenn nicht auf einem sozialen Netzwerk, dann mit ein paar Klicks auf einem eigenen Blog oder auf Wikipedia. Wir müssen bei uns selber beginnen, richtig zu recherchieren und zu veröffentlichen. In einem Referat dreißig verschiedene Quellen zu nutzen, ist zwar schön und gut, heißt aber nicht, dass sie auch der Wahrheit entsprechen. In einem Seminar der Jugendpresse Hamburg zum Thema Faktencheck habe ich ein großartiges Beispiel dafür bekommen. Dies ist einigen von euch vielleicht sogar bekannt, es handelt sich nämlich um Karl- Theodor zu Guttenberg. Genauer gesagt um Karl-Theodor Maria Nikolaus Johann Jacob Philipp Wilhelm Franz Joseph Sylvester Freiherr von und zu Guttenberg. Doch ein Vorname ist erfunden. Am Abend bevor Guttenberg als neuer Bundeswirtschaftsminister (2009) vorgestellt wurde, fügte ein anonymer User einen weiteren Vornamen in seinen Wikipedia Eintrag ein. Es war der Name Wilhelm. Niemand hat es bemerkt. Handelsblatt.com, heute.de, spielgelonline und die Bildzeitung und noch viele andere Medien veröffentlichten diesen falschen Namen, die Bild Zeitung sogar auf der Titelseite mit der Überschrift: "Müssen wir uns diesen Namen merken?" Also, aus meiner Sicht Nein, denn er ist ja falsch. Damit hat sich die Bildzeitung selbst ein Bein gestellt. Dabei wäre es doch so einfach gewesen nachzuschauen, ob der Name der Wahrheit entspricht oder nicht. Man hätte einfach mal in der Chronik von Wikipedia nachlesen müssen, denn Wikipedia sichert jede einzelne Veränderung an einem Artikel und macht diese für jeden sichtbar. Bei gründlicher Recherche wäre dieser Fehler nicht passiert. Aber woher sollen wir als Schüler so etwas wissen, wenn wir nicht freiwillige Seminare in den Ferien besuchen? Eigentlich gibt es eine ganz einfache Lösung! Es muss an jeder Schule das Fach Medienpädagogik eingeführt werden. Darin soll unterrichtet werden: Wie gehe ich mit Medien um, wie checke ich Fakten und erkenne social bots. Es ist doch ganz offensichtlich, dass weite Teile unseres Schulsystems nicht mehr zeitgemäß sind. Ist jetzt nicht vielleicht der richtige Zeitpunkt, um etwas zu ändern?


Über die Autorin | Mein Name ist Carolin Schnelle, ich bin Jungjournalistin und besuche die 11. Klasse des Gymnasiums der St.-Johannis-Schule in Bremen. Breits seit der 5.Klasse arbeite ich aktiv an unserer mehrfach ausgezeichneten Schülerzeitung mit. Seit nun vier Jahren habe ich die Leitung übernommen. Neben der Schülerzeitung schreibe ich einen Blog (https://carolinschnelle.wordpress.com) , in dem ich meine Erfahrungen und Erlebnisse als Jungjournalistin teile und über die verschiedensten Events, wie z.B. die NDR-Talkshow oder 3 nach 9 berichte.

Veröffentlicht am 31.07.19

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Wie sagte schon Bacon: „Wissen ist Macht!“
*Francis Bacon, 1561 - 1625, Philosoph & Jurist
 

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