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5 Fragen — 5 Antworten: Mit Anne-Marie Flammersfeld

17. August 2015

Anne-Marie Flammersfeld-wissensschule-interview

Anne-Marie Flammersfeld (1978 geboren) ist Diplom-Sportwissenschaftlerin und Extremsportlerin. 2012 gewann Sie bei ihrem Debüt das renommierte Ultramarathonrennen "4 Deserts", bei dem sie 1000 Kilometer durch die trockenste (Atacama), steinigste (Gobi), heißeste (Sahara) und kälteste Wüste (Antarktis) der Erde lief. wissensschule tauschte sich mit ihr über Bewegungsmangel bei Kindern und Jugendlichen, ihren Eisbär "Paulchen" sowie Entschleunigung nach ihren Rennen aus.

 

Nachrichten über häufigen Ausfall von Sportunterricht, Kinder und Jugendliche die sich lieber mit Tablets und Smartphones vergnügen sowie eine gestiegene Anzahl übergewichtiger Kinder aufgrund mangelnder Bewegung machen die Runde. Wie denkt eine Extremsportlerin wie Sie über solche Entwicklungen?

Technischer Fortschritt ist ein Produkt unserer Zeit und man sollte sich nicht dagegen wehren. Es sollte ein gesunder Gebrauch von Smartphone, Tablet und PC vermittelt werden. Dass Sportunterreicht immer noch häufig ausfällt, finde ich sehr erschreckend. Schon als ich noch zur Schule gegangen bin, gab es zwei, maximal drei Stunden Sport in der Woche, der dann auch häufig noch ausgefallen ist. Kinder haben einen natürlichen Bewegungsdrang, der in jeden Alter gefördert und gefordert werden sollte. Wenn ich die Debatte im Internet lese, dass die Bundesjungendspiele abgeschafft werden sollen, stimmt mich das sehr nachdenklich. Auf der anderen Seite schreiben große Magazine ihre Titelgeschichten zu Bewegungsthemen und preisen Sport als das neue Medikament gegen eine Vielzahl von Erkrankungen an. Sport und Bewegung sollte ein natürlicher Bestandteil des Alltags jedes Menschen in jeder Altersstufe sein. Die spielerische Vermittlung und die Freude an Bewegung müssen hierbei im Vordergrund stehen. Sportvereine und Schulen sollten offen sein für Veränderungen, Trends und auf einem spielerischen Niveau vieles ausprobieren lassen. „Bewegte Schule“, „Bewegte Kindergärten“, „Bewegungsorientierte Kitas“ sind der Anfang und haben sich gut etabliert. Wenn Bewegung so viele Krankheiten verhindern kann, wieso wird der Sport (-unterricht) dann so stiefmütterlich behandelt?

In 5 Tagen 210 km über 9.400 Höhenmeter vom niedrigsten Punkt der Schweiz (Ascona) auf das Dach der Schweiz (Dufourspitze 4.643 m ü.M.) zurückzulegen, dazu gehört schon mehr als "nur" eiserner Wille, Energie und Ausdauer. Wie bereiten Sie sich mental auf solche Rennen vor?

Mental bereite ich mich eigentlich gar nicht so groß im Vorfeld auf solche Rennen vor. Es geht dann eher um die Krisen, welche ich während des Wettkampfes erlebe. Wenn ich solche langen Distanzen unterwegs bin, kann nicht immer alles 100% gut laufen. Manchmal ist jeder Kilometer so zäh, dass ich mir vorkomme, als sei ich langsam wie eine Schnecke. Ich „checke“ dann mental meinen Körper durch und frage, woran es liegen kann. Manchmal esse ich dann einen Energieriegel oder trinke etwas. Manchmal erinnere ich mich aber auch schöne Momente, die ich schon erleben durfte. Diese geben mir dann wieder neue Energie.

In Ihrem Rucksack immer mit dabei "Paulchen" ein Eisbär aus Stoff, der symbolisch für die Paulchen Esperanza Stiftung steht. Wodurch sind Sie auf die Stiftung aufmerksam geworden und was sind ihre Besonderheiten? 

Die Stiftung wurde vor fast zehn Jahren von einer Freundin gegründet und seit 2012 darf ich als Botschafterin tätig sein. Bei meinen Wettkämpfen in Argentinien und Tansania konnte ich mir vor Ort die verschiedenen Projekte anschauen und gesammelte Spenden wie Laptops und Turnschuhe abgeben. Die Stiftung setzt sich in nachhaltigen Projekten ein, die Kinder und Jugendliche betreut. Es werden zum Beispiel Schulen unterstützt, Waisenhäuser aufgebaut und betreut oder die Armenspeisung finanziert. Da es sich um eine kleine Stiftung handelt, kann man den Weg der Spenden ganz genau nachvollziehen. Es ist ein gutes Gefühl, zu helfen und sich zu engagieren.

Sie haben 2012 das renommierte Ultramarathonrennen "4 Deserts", eines der härtesten Wüstenläufe der Welt gewonnen. Was treibt Sie an?

Bei solchen Projekten steht der Spaß und das Erleben der eigenen Möglichkeiten im Vordergrund. Diese Begeisterungsfähigkeit treibt mich an, weiter zu gehen und zu erleben, was sich hinter der vermeintlichen Grenze, die ich mir im Kopf vielleicht setze, verbirgt. Es ist die Neugierde, zu schauen, wie es sich anfühlt. Ich probiere gerne neue Dinge aus und möchte selber erfühlen, was diese Erfahrungen in mir auslösen zum Beispiel Freude, Dankbarkeit, Glück, etc.. Es lohnt sich immer, etwas auszuprobieren, egal ob das Ergebnis nachher positiv oder negativ ist.

Wie kommen Sie nach erfolgreich beendeten Projekten wieder "runter" und wie spannen Sie danach aus?

Nach einer intensiven Trainings,- und Wettkampfzeit gönne ich mir bewusst Entspannung. Mein Training ist in dieser Zeit dann ganz locker und ich gehe auch schon mal ganz langsam wandern. Ich schlafe viel, treffe Freunde und schreibe meine Erlebnisse auf. Manchmal geht es mir auch gar nicht gut und ich bin richtig traurig, dass diese intensive Wettkampfzeit nun vorbei ist. Mein Körper muss sich dann erst wieder an das „wenige“ Training und an eine andere Routine gewöhnen, das ist ja auch normal. Wenn ich dann wieder mit dem Training anfange, ist es auch erst eine Umstellung.


Foto: Christoph Gramann

Veröffentlicht am 17.08.15

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Wie sagte schon Bacon: „Wissen ist Macht!“
*Francis Bacon, 1561 - 1625, Philosoph & Jurist
 

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