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5 Fragen — 5 Antworten: Mit Yannick Haan

18. April 2018

image1Yannick Haan (1986 in Luxemburg geboren) engagiert sich seit mehreren Jahren politisch im Bereich Netzpolitik. Außerdem ist er Autor des Buches "Gesellschaft im digitalen Wandel - ein Handbuch" und ist Vorsitzender der SPD Alexanderplatz sowie Mitglied im Vorstand für die Rechte zukünftiger Generationen. wissensschule tauschte sich mit ihm über die neue Datenschutz-Grundverordnung sowie Politikverdrossenheit junger Menschen aus.

Die Frage, was man nach dem Abitur vorhat, nervt nicht nur die Abschlussklassen. Mit der Antwort „Irgendetwas mit …....“ zählen einige Schüler schon zu den Entschlossenen.Direkt ins Studium, eine Ausbildung machen oder  im Ausland erste Erfahrungen sammeln? Den eigenen Interessen folgen oder einen sicheren Weg gehen? Wozu würden Sie jungen Menschen raten? 

Ich würde jedem raten den eigenen Interessen nachzugehen und die Jugend und Zeit zu nutzen, um sehr unterschiedliche Dinge auszuprobieren. Diese Freiheit, die man am Anfang des Berufslebens hat, kommt nie mehr wieder. Ich kenne niemanden dem es nachher leidgetan hat, dass er ein Jahr im Ausland war. Bei allen Erfahrungen die wir sammeln, lernen wir uns besser kennen und nur so können wir wirklich herausfinden, was wir wollen. 

Durch den Tweet der damals 17-jährigen Schülerin Naina, in dem der Wunsch nach "mehr lebensnahem Unterricht" geäußert wurde und Themen wie z.B. Steuern, Miete und Versicherungen  mit behandelt werden sollten, wird die Diskussion um die Wissensvermittlung an unseren Schulen wieder neu befeuert. Wie ist Ihre Meinung zu diesem Thema, bereitet Schule zu wenig auf das Leben vor?

Ich verstehe den Wunsch von Schülern mehr lebensnahe Themen zu behandeln. Allerdings sehe ich die Aufgabe der Schule vor allem darin, uns ein freies und kritisches Denken beizubringen, unsere Kreativität anzuregen und unsere Talente zu fördern. Irgendwann erkennt man, dass uns diese Fähigkeiten weiterbringen als die Fähigkeit eine Steuererklärung fehlerfrei ausfüllen zu können. Und im Notfall kann das mittlerweile auch eine Software für uns übernehmen.

Kaum ein Thema an unseren Schulen wird derzeit so kontrovers diskutiert wie Digitales Lernen. Befürworter und Kritiker führen ihre Argumente ins Feld und lassen dabei verunsicherte Eltern und Schüler zurück. Fake News und Mobbing in den sozialen Netzwerken verunsichern junge Menschen noch mehr und lassen sie rat- und hilflos zurück. Wäre es nicht an der Zeit über eine flächendeckende Einführung eines Schulfachs Medienpädagogik nachzudenken oder wie sind hier Ihre Vorstellungen? 

Unabhängig davon wie man das Fach nennt halte ich es für essentiell, dass Jugendliche in der Schule lernen mit digitalen Medien umzugehen. Die digitale Welt hat leider nicht nur positive sondern mit Fake News und Mobbing auch negative Seiten. Wir stehen damit vor der Entscheidung, ob wir die Jugendlichen mit diesen negativen Seiten des Internets alleine lassen oder wir zusammen mit ihnen lernen, wie man damit umgehen kann. Es ist wichtig, dass wir die Jugendlichen für die digitale Welt rüsten.

Die am 25. Mai diesen Jahres anzuwendende Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) der Europäischen Union verunsichert nicht nur Konzerne und Behörden sondern mehr noch kleine und mittlere Unternehmen (KMU). Der Missbrauch von rd. 87 Millionen Facebook-Profilen hat die ganze Sache noch einmal richtig befeuert. Die wirtschaftliche Machtkonzentration von Technologieunternehmen wird dabei immer deutlicher aber auch bedrohlicher.  Brauchen wir nicht hier ein neues Verständnis für Datenethik und wie könnte dieses konkret aussehen?

Zuerst einmal freue ich mich, dass die neue Datenschutz-Grundverordnung jetzt endlich in Kraft tritt. Damit spricht Europa erstmals bei diesem wichtigen Thema mit einer Stimme und hat auch eine wirkliche Macht gegenüber den großen amerikanischen Plattformen. Doch wir dürfen jetzt hier gesellschaftlich nicht stehenbleiben sondern brauchen eine breite Debatte über den Wert und die Ethik von Daten. Wie weit dürfen zum Beispiel Datenprognosen in unser Leben eingreifen? Und wo können wir Daten zum Vorteil für die Gesellschaft nutzen?

Weniger als acht Prozent der Abgeordneten im Bundestag sind unter 35 Jahren – in der Bevölkerung kommt diese Altersgruppe auf 35 Prozent. Eines der großen Probleme unserer Zeit scheint zu sein, dass junge Menschen nicht daran glauben, politische Entwicklungen beeinflussen zu können. Was muss in allen politischen Parteien passieren, damit junge Menschen wieder Lust haben, sich zu engagieren?

Wir haben aktuell die paradoxe Situation, dass wir eine sehr alte Politik und sehr politische junge Generation haben. Die jungen Leute sind nicht politikverdrossen, sie gehen aber lieber in NGOs oder engagieren sich im Internet als in Parteien. Daher müssen die Parteien schnell ihre Strukturen wandeln. Sie müssen endlich eine Online-Mitarbeit ermöglichen, müssen deutlich durchlässiger werden, müssen eine zeit- und ortsunabhängige Mitarbeit möglich machen. Junge Menschen werden sich dann wieder in Parteien engagieren, wenn sie das Gefühl haben, dort etwas verändern zu können.

Veröffentlicht am 18.04.18

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Wie sagte schon Bacon: „Wissen ist Macht!“
*Francis Bacon, 1561 - 1625, Philosoph & Jurist
 

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