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Ausbildungsmarketing in Zeiten digitalen Wandels - Interview mit Dominic Lindner

19. Februar 2020

Arbeitgeber und Unternehmen ringen um Fachkräftenachwuchs und haben es dabei mit einer Generation zu tun, die komplett anders tickt als ihre Vorgängergenerationen. Wie müssen sich die Unternehmen aufstellen, um dem Nachwuchsproblem zu begegnen und um auf sich aufmerksam zu machen ? wissensschule.de tauschte sich dazu mit Dominic Lindner aus.


Herr Lindner, können Sie sich bitte unseren Leserinnen und Lesern einmal kurz vorstellen?

Mein Name ist Dominic Lindner und ich betreibe den Blog agile-unternehmen.de zu Themen wie Führung, Agilität, Arbeit und IT – Neben meiner Tätigkeit als Blogger bin ich selbst Führungskraft in einem IT-Dienstleister und schreibe eine Promotion an der FAU Erlangen-Nürnberg zu den Auswirkungen der Digitalisierung auf Unternehmen.

Unternehmen verschiedenster Branchen beklagen den Fachkräftenachwuchs auch in der Ausbildung und haben es hier mit einer Generation zu tun, die komplett anders tickt als ihre Vorgängergenerationen. Welche Wünsche und Werte sind diesen jungen Menschen besonders wichtig?

Man unterscheidet in Praxis und Wissenschaft zwischen der Generation Y und Z. Spannend im Kontext der Ausbildungsberufe ist die Generation Z (Geburtenjahrgänge 1995 – 2010). Diese Generation gilt als engagiert, offen und schnell und ist vor allem mit der Nutzung von Technologie aufgewachsen, was ihnen auch den Namen: „digital natives“ bringt.

Die Generation Z unterscheidet sich massiv von der Generation Y. Berufe, die eine Generation Y noch ablehnte wie z.B. Verwaltungstätigkeiten und Beamtenlaufbahn, gewinnen wieder an Bedeutung. Diese Generation sucht laut aktuellen Wissenstand wieder mehr Sicherheit, Orientierung und klare Strukturen. Insgesamt sind die Studien aber oft noch widersprüchlich. Im Fazit möchte die Generation Selbst- und Eigenständigkeit, aber gleichzeitig Geborgenheit und kein Risiko. Es bleibt also abzuwarten was auf uns zukommt.

Nicht wenige Unternehmen können die von ihnen ausgeschriebenen Ausbildungsplätze über die herkömmlichen Rekrutierungswege nicht mehr besetzen. Was sollten Unternehmen tun, um die heiß umworbene Zielgruppe auf sich aufmerksam zu machen und mit welchen Kommunikationsmethoden sollte dies Ihrer Meinung nach realisiert werden?

Wir haben zunehmend angefangen die Arbeitswelt und das Recruiting auf die Generation Y zu optimieren. Dies zeigt sich u.a. in Gleitzeit, Sabbaticals (Auszeiten) und Homeoffice. Nun zeigen diverse Studien, dass die Generation Z diese Art des Recruitings nicht anzusprechen scheint. Vor allem Botschaften wie geregelte Arbeitszeiten, klare Aufstiegschancen und die Nutzung moderner Technologie am Arbeitsplatz schafft Aufmerksamkeit.

Als Kommunikationswege empfehle ich vor allem die Möglichkeiten, welche „schnell“ und „einfach“ sind. Beispiele sind Whatsapp oder One-Click Bewerbungen sowie soziale Netzwerke. Bei sozialen Netzwerken sollten Sie auf neuere Netzwerke wie Instagram oder TikTok setzen statt auf bewährte Medien wie Facebook. Weiterhin gewinnen Recrutingevents wieder an Bedeutung, da es Sicherheit schafft vor Ort mit einem Unternehmen zwangslos in Kontakt zu kommen.

Allgemein rückläufige Schülerzahlen sowie der Trend, eher ein Studium als eine Ausbildung zu beginnen, erschweren so manchem Unternehmen die Suche nach dem passenden Kandidaten. Ein noch stärkeres Hemmnis für die Unternehmen sind jedoch die unklaren Berufsvorstellungen vieler Schulabgänger. Müssen wir in Deutschland deshalb nicht auch schulische und außerschulische Angebote der Berufs- und Studienorientierung verbessern und weiter ausbauen?

Die Welt dreht sich gefühlt immer schneller und gelehrtes Wissen veraltet sehr schnell. Unternehmen setzen deswegen weniger auf Abschlüsse. Speziell Nebenprojekte, welche oftmals sehr praxisnah sind, helfen Unternehmen Bewerber gut einschätzen zu können. Beispielsweise bringen bei uns in der IT zahlreiche Bewerber eigene Software oder ein selbst entworfenes Hardware-System auf dem berühmten Raspberry PI (Mini Server) mit ins Bewerbungsgespräch. Oftmals sind solche Bewerber sehr stark engagiert und wissen genau, was sie im Job machen wollen. Es sollte deswegen mehr Zeit für Schüler gegeben werden sich in eigenen Projekten zu verwirklichen.

Schlagwörter wie Work-Life-Balance oder Familienfreundlichkeit haben meines Erachtens nach ausgedient, da sie meist gerne versprochen, jedoch nur selten gelebt und eingehalten werden. Womit können Unternehmen die junge Generation zielführend und authentisch motivieren?

Im Verlauf meiner Forschungs- und Führungstätigkeit sind mir 4 Motivatoren begegnet, welche die Generation Z in meinen Augen motivieren. Der erste ist Flexibilität: Zeigen Sie sich flexibel, wenn es um die Vereinbarkeit von Berufs- und Privatleben geht und nehmen Sie bspw. Urlaubswünsche und Gleitzeit wirklich ernst. Motivation 2 ist der Einsatz von sinnvoller Technologie im Unternehmen. Nichts ist schlimmer für diese Generation als mit schlechter Hard- und Software zu arbeiten. Motivator 3 ist Kommunikation und Wertschätzung. Beziehen Sie die jungen Menschen ein und hören Sie ihnen zu. Schnelles Feedback und auch die ein oder anderen Informationen aus der Geschäftsleitung geben das Gefühl auch im Unternehmen einbezogen werden. Motivator 4 ist eine angemessene Sicherheit. Halten Sie Zusagen ein und zeigen transparent wie es den Unternehmen geht.

Veröffentlicht am 19.02.20

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Wie sagte schon Bacon: „Wissen ist Macht!“
*Francis Bacon, 1561 - 1625, Philosoph & Jurist
 

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