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Die Kreidezeit an Deutschland Schulen beenden – Auf dem Weg zur Smart School

11. Oktober 2017
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Juliane Petrich

Die stetig schneller voranschreitende Digitalisierung hat innerhalb kürzester Zeit alle Lebensbereiche erfasst.  Digitale Technologien gehören längst zur Lebenswirklichkeit für einen Großteil der Bevölkerung. Digitalisierung als Querschnittsthema erfordert daher eine breit angelegte digitale Grundbildung, um eine digitale Spaltung – im beruflichen wie im privaten Bereich – zu verhindern.

Digitale Technologien bieten enorme Potenziale für das lebensbegleitende Lernen über alle Altersgruppen hinweg. Sie ermöglichen flexibles, zeit- und ortsunabhängiges Lernen, erleichtern individuelles und vernetztes Lernen, unterstützen Inklusion und verbessern Qualität sowie Chancengerechtigkeit im Bildungssystem. Doch internationale Vergleichsstudien zeigen: Deutschland liegt nur im Mittelfeld. Dies gilt insbesondere für die Schulen. Es mangelt an technischer Ausstattung, pädagogischen Konzepten und digitalen Lerninhalten sowie geeigneten Fortbildungsmaßnahmen für Lehrkräfte im Umgang mit digitalen Technologien. Darüber hinaus sehen Schulleiter und Lehrer häufig eher die Herausforderungen als die Chancen, die mit digitaler Bildung verbunden sind.

Den Erwerb digitaler Kompetenz – im Sinne eines kompetenten Umgangs mit digitalen Medien und des Aufbaus einer grundständigen IT-Kompetenz – langfristig zu garantieren, muss gemeinsames Interesse von Politik, Bildungseinrichtungen und Wirtschaft sein. Sie ist die Voraussetzung für die Teilhabe am sozialen Leben und politischer Partizipation, für die Gestaltung des persönlichen Umfeldes und die individuelle Verwirklichung in einer digitalen Gesellschaft.

Die Lebenswelt fast aller Schüler und vieler Lehrkräfte ist von digitalen Medien durchdrungen. Trotzdem spielen digitale Technologien und Inhalte im deutschen Schulunterricht, wenn überhaupt, eine untergeordnete Rolle. Laut einer Bitkom-Umfrage[1] fordern gut acht von zehn Bundesbürgern ab 14 Jahren (81 Prozent), dass Bund und Länder mehr in Digitaltechnik an Schulen und die Ausstattung mit digitalen Lernmitteln investieren sollten. Neben digitalen Technologien müssen für die Mehrheit auch digitale Inhalte und der kompetente Umgang damit auf den Stundenplan. 85 Prozent der Befragten sagen, dass angesichts von Fake News, Hass-Rede und Mobbing im Internet der Umgang mit digitalen Medien verstärkt gelehrt werden sollte. Und gut neun von zehn Deutschen (93 Prozent) sind der Meinung, dass Lehrerinnen und Lehrer mehr Digitalkompetenz brauchen und darin besser ausgebildet werden müssten.

Digitalisierung und Schule sind keine Gegensätze, sondern gehören zusammen. Dabei ist Technikeinsatz im Unterricht kein Selbstzweck, sondern muss pädagogisch und didaktisch fundiert sein. Deutschlands Schulen müssen zu Smart Schools werden, also unter Einsatz digitaler Technologien, Bildung für die Welt von morgen gestalten. Die erfolgreiche Digitalisierung unserer Schulen erfordert ein Konzept, das auf drei Säulen basiert: Erstens bedarf es einer digitalen Infrastruktur, bestehend aus Breitbandanschluss, WLAN, Cloudservice, Tablets und Smartboards.

Zweitens müssen die Lerninhalte auf die technische Umgebung abgestimmt werden, zum Beispiel in Form von interaktiver Lernsoftware, digitalen Schulbüchern oder Virtual-Reality-Inhalten.

Drittens, und das ist besonders wichtig, braucht es neue didaktische Konzepte und Lehrer mit Digitalkompetenz.

Digitale Infrastruktur, digitale Lerninhalte, digitale Kompetenz – das ist, was wir unter einer „Smart School“ verstehen. In einer Smart School findet Bildung für die und in der digitalen Welt statt. Die Schüler lernen digitale Technik zu verstehen und sie clever zu benutzen – das beste Rüstzeug, um in einer zunehmend digitalen Welt souverän den eigenen Lebensweg zu gestalten. Smart Schools sind Ökosysteme des digitalen Lernens, die digitale Bildungsangebote modellhaft im Praxisbetrieb zeigen. Die ersten beiden Smart Schools sind 2016 auf dem Nationalen IT-Gipfel – heute Digital-Gipfel – in Saarbrücken mit der Bellevue-Gemeinschaftsschule und dem Gymnasium Wendalinum an den Start gegangen. Zum Digital-Gipfel 2017 wurden zusätzlich die Ernst-Reuter-Schule in Karlsruhe (Baden-Württemberg), die Elisabethenschule in Frankfurt am Main (Hessen) und das Leininger-Gymnasium in Grünstadt (Rheinland-Pfalz) als Smart Schools ausgezeichnet. Um die Kreidezeit an Deutschlands Schulen zu beenden und digitale Kompetenzen stärker zu fördern, startete Bitkom zum Digital-Gipfel auch einen Smart-School-Wettbewerb. Mit der Auszeichnung als Smart School sollen Schulen gewürdigt werden, die digitale Bildung entweder bereits praktisch realisieren oder überzeugende Konzepte zur Digitalisierung von Schule und Unterricht vorlegen.

In Zeiten der digitalen Transformation reicht es nicht aus, wenn Kinder und Jugendliche IT nur bedienen können – sie müssen diese auch verstehen. Deshalb muss der Erwerb von digitaler Kompetenz durch die fächerübergreifende Verankerung digitaler Bildungsinhalte und digitaler Technologien im Lehrplan gewährleistet werden. Nicht jeder muss ein Programmierer werden. Aber es kann nicht schaden, zumindest die Grundlagen zu kennen. Um Unterricht digital gestalten zu können, müssen  Schulen über einen entsprechenden Breitbandanschluss verfügen, brauchen WLAN in den Klassenräumen, Endgeräte für Schüler und Lehrer, Cloudservices, Kollaborationsplattformen, digitale Inhalte und Raum für Kreativität und zum Experimentieren, zum Beispiel beim Programmieren von Robotern. Digitale Bildung ist keine Kür, sie ist Pflicht –  für Teilhabe, für einen sicheren Job und für ein selbstbestimmtes Leben. Deswegen gehört digitale Bildung ganz oben auf die politische Agenda!

Weitere Informationen zu Smart Schools, Wettbewerb und Bewerbungsverfahren finden sich unter https://www.bitkom.org/-Smart-School/

[1] Hinweis zur Methodik: Die Angaben basieren auf einer repräsentativen Umfrage, die Bitkom Research im Auftrag des Digitalverbands Bitkom durchgeführt hat. Im Juli 2017 wurden dabei 1.010 Personen ab 14 Jahren in Deutschland befragt.


Über die Autorin | Juliane Petrich leitet den Bildungsbereich beim Digitalverband Bitkom und setzt sich für eine breite digitale Grundbildung ein. Ihr Fokus liegt auf der politischen Positionierung des Bitkom im Bildungsbereich und dem Austausch zwischen Politik, Bildungsakteuren und Wirtschaft.

Veröffentlicht am 11.10.17

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Wie sagte schon Bacon: „Wissen ist Macht!“
*Francis Bacon, 1561 - 1625, Philosoph & Jurist
 

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