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Digital-to-school - Digitale Medienbildung mobil per Digitalbus

16. November 2017

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Dass die Digitalisierung an deutschen Schulen nur mühsam vorankommt, ist hinlänglich bekannt. Mangelnde IT-Ausstattung sowie starke Defizite bei der Lehrerfortbildung sind hierfür nur zwei Gründe. Dass es aber auch anders gehen kann, das wollen Katja Bröckl-Bergner (KBB) und Christiane Winter (CW)  mit ihrem Projekt Digital-to-school  unter Beweis stellen. Sie unterstützen Schulen bei den Herausforderungen des digitalen Lernens und des Kompetenzaufbaus. wissensschule tauschte sich dazu mit ihnen aus und hat nachgefragt.

Auf einer Skala von 1 bis 10, wo finden sich Deutschlands Schulen im internationalen Vergleich und was sind Ihrer Meinung nach die Gründe dafür?

CW: Mit Ihrer Frage spielen Sie sicher auf die internationale Vergleichsstudie ICILS (2013) an, die bei Achtklässlern die computer- und informationsbezogenen Schlüsselkompetenzen erhob und bei der Deutschland nur mittelmäßig abschnitt.

Die KMK gibt Empfehlungen heraus, und jedes Bundesland erarbeitet seinen Lehrplan. Und jedes Bundesland beschäftigt sich eben auch auf seine Art mit digitaler Bildung. Digitale Bildung ist zeitgemäße Bildung. Im Strategiepapier der KMK „Bildung in der digitalen Welt“ (2016) werden hierfür klare Ziele und Handlungsfelder vorgegeben, um Länder, Bund, Kommunen, Schulträger und Schulen auf eine gemeinsame Linie zu bringen, was inhaltliche Ausgestaltung und Umsetzung digitalen Lehrens und Lernens betrifft. 16 Länder verankern in ihren Lehrplänen die digitalen Medienkompetenzen der Schüler*innen als Bildungsziele, Bund, Länder und Schulträger bauen die notwendige digitale Infrastruktur für Schulen auf und in 2021 gibt es deutschlandweit in allen weiterführenden Schulen digitale Lernumgebungen mit voll funktionsfähigem Internet.

KBB: Im internationalen Vergleich hinkt das große Land der Dichter und Denker eindeutig hinterher. Ein Blick nach Großbritannien, Estland oder Skandinavien verrät uns sehr eindeutig: Wir müssen in Sachen Digitalisierung mehr Engagement zeigen. Aber wir haben doch schon White- und Smartboards! Ich glaube, für viele bedeutet Digitalisierung der Schulen, einfach in die Ausstattung zu investieren. Was nutzt aber die beste Technik, wenn die Lehrkräfte damit nicht umgehen können? Wer Digitalisierung nur technisch angeht, hat die ganze digitale Transformation nicht verstanden. Wir müssen unsere Lehrer*innen dazu befähigen, mit diesen Geräten umzugehen, um die Schüler*innen für die Arbeitswelt 4.0 zu befähigen. Ja, und das geht leider nicht per Knopfdruck. Engagierte und gut ausgebildete Lehrer*innen sind der Schlüssel zum Erfolg. Hier muss unbedingt bei der Ausbildung und Fortbildung der Lehrer*innen angesetzt werden. Daher gebe ich Deutschland eine 5, Luft nach oben ist eindeutig.

CW: Digitale Medien in der Ausbildung sind immer noch kein Thema. Auch heute nicht, schon damals nicht, weder in meinem Lehramtsstudium noch im Referendariat. Das ist heute anscheinend immer noch so. Wie soll ich dann als Lehrerin imstande sein, meinen Unterricht medienpädagogisch und mediendidaktisch wertvoll zu gestalten, wenn ich selbst damit keine Erfahrungen sammeln konnte? Auch wenn ich mich selbst für fähig halte, mit digitalen Medien umgehen zu können, muss ich mich erstmal weiterbilden und ein Mindset entwickeln, wie ich digitale Geräte in die Lernumgebung integriere, um auch Medienkompetenz zu fördern. Das erfordert Zeit des Ausprobierens, Austausch und Begleitung.

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Welchen Stellenwert besitzen digitale Lernumgebungen heute im Unterricht an deutschen Schulen?

KBB: Der Verband der Bayerischen Wirtschaft hat im November 2017 die Studie „Digitale Bildung an bayerischen Schulen - Infrastruktur, Konzepte, Lehrerbildung und Unterricht“ herausgebracht. Hieraus geht eindeutig hervor, dass Lehrer*innen noch nicht die Unterstützung durch technische und medienpädagogische Fachkräfte in ausreichendem Maße zur Verfügung steht. Zudem kommt die Untersuchung zu dem Ergebnis, dass der Medieneinsatz sehr einseitig ist. Digital gestützte Präsentationen und Demonstrationen überwiegen im Unterricht. Ist das bereits digitales Lernen? Eindeutig nein!

Wir wollen Lehrer*innen und Schüler*innen befähigen, digitale Geräte als normales Handwerkszeug zu gebrauchen. Mit den 21st Century Skills oder dem 4K-Modell können wir unsere jungen Menschen auf die zukünftige Arbeitswelt vorbereiten. Wir müssen zukünftigen Generationen dazu befähigen, unbekannte Hürden in einem sich ständig wandelndem Feld zu meistern. Kommunikation, Kollaboration, Kreativität und kritisches Denken sind hierfür der Schlüssel. Das Handwerkszeug: digitale Geräte.

CW:  In den meisten weiterführenden Schulen ist der Informatikraum der klassische vorbereitete Medienraum. Von digitalen Lernumgebungen sind Schulen noch weit entfernt, in denen allen Schüler*innen Tablets zur Verfügung stehen. Und das Vorhandensein der Geräte bedeutet noch nicht dass sich automatisch eine digitale Lernkultur einstellt. Dazu braucht es ein pädagogisches Konzept, wie die didaktischen Ziele mit der digitalen Methodik erreicht werden können. Und das integrativ. Das heißt, digitale Medien sollten neben herkömmlichen Medien (Schulbuch, Lernmaterial) eine Berechtigung im Unterricht finden, um die Medienkompetenz bei Schülern zu steigern. Eine bewusste Auswahl ist hierbei ganz wichtig.

Was war der Auslöser für Ihr Projekt den Digitalbus direkt in die Schulen zu bringen und können Sie uns bitte Ihr Konzept  in einigen Sätzen erläutern?

CW: Nach meinem Lehramtsstudium, kurzer Referendarzeit und dann etlichen Jahren Projektmanagement im Bereich Digitale Medien wollte ich es im Sommer 2016 genauer wissen: Wie digital ist Schule heute? Ich bin mit Anlauf ins kalte Wasser gesprungen und habe ein Schuljahr lang an einem Münchner Gymnasium unterrichtet, neun verschiedene Klassen, 5. bis 9. Jahrgangsstufe. Am ersten Tag konnte ich es nicht fassen, auf „alte Bekannte“ zu stoßen: OHP und Kreidetafel. Und über meinem Kopf: der Beamer. Ein Glück. WLAN gab es nicht. Das gibt es erst 2018. Meinen Unterricht gestaltete ich mit meinem iPad, iPhone und dem Beamer. Meine Flatrate nutzte ich, um - wenn nötig - online zu gehen. Wie sollen die Schüler*innen digitale Medienkompetenzen erlangen, wie sollten sie in Projekten regelmäßig interaktiv digital zusammenarbeiten? Unmöglich!  In den Osterferien kam mir dann die Idee, im FlixBus auf der Strecke München – Berlin gekommen. Während der 7-stündigen Fahrt hat man genügend Zeit zu reflektieren und aus dem Fenster zu schauen. Wie geht es den Schulen abseits der A9 wohl? Und wie kann man diese bei der Digitalisierung unterstützen? Die Idee mit dem Digitalbus war plötzlich da.

KBB: Christiane habe ich während einer Session auf einem Barcamp bei Microsoft kennengelernt. Session-Thema war natürlich: Digitale Bildung! Schnell haben wir gemerkt, wir wollen beide etwas in der digitalen Bildungslandschaft verändern.

Bei unseren Tätigkeiten in der Schule mussten wir beide enorme Hürden nehmen, damit wir ein digitales Projekt durchführen konnten. „Stell dir vor, du hast ein Projekt mit dem Namen Digitalwerkstatt an einer Schule und dir stehen nur zwei Computer zur Verfügung und von WLAN keine Spur“. Der Knackpunkt ist häufig die fehlende Infrastruktur. Wir müssen alles mitnehmen, nur wie? Die Idee kam Christiane ja bei einer Busfahrt. Der Digital>>School Bus war geboren!  Alles an Bord: Geräte, Ideen und Konzepte!  Seitdem touren wir mit unserer Idee durch Deutschland und schrauben fleißig daran. Einen großen Erfolg konnten wir im Juni beim EdTec Startup Dialog 2017 in Mannheim im Rahmen des Digital Gipfels der Bundesregierung erzielen. Dort haben wir mit unserem Pitch Bildung, Wirtschaft und Politik überzeugt und gehören zu den sechs innovativsten EdTech-Startups Deutschlands.

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Wo genau liegen die Vorteile des Digitalbusses im Vergleich zu anderen Alternativen und wo sehen Sie Ihr Alleinstellungsmerkmal?

CW: Unser Startup Digital>>School hat einen zentralen Kern: den Digitalbus, ein als digitale Lernumgebung umgestalteter Linienbus. Mit diesem rollenden digitalen Klassenzimmer können wir die Schulen direkt vor Ort besuchen. Wir holen die Schulen genau dort ab, wo sie sich befinden. Wir wollen sie bei den Herausforderungen der digitalen Bildung unterstützen: vom Medienkonzept, über die Ausstattung, beim Medieneinsatz im Unterricht, bei der Mediendidaktik, bei der Planung und Durchführung von Unterrichtssequenzen, bei allen Fragen des digitalen Lehrens und Lernens. Wir wollen die Lehrkräfte vor Ort, an ihrer Schule, abholen und fortbilden und auf dem Weg zu einer digitalen Lernkultur zu begleiten. Mit dem Digitalbus wird ihnen ein angstfreier Raum geboten, um digitale Geräte und Konzepte auszuprobieren.

Durch Beratung und Fortbildung direkt vor Ort verlieren Schulen und Lehrkräfte keine Zeit. Wir haben Partner im Bus dabei, die bei IT-, Content- und konzeptionellen Fragen im direkten Austausch zur Seite stehen. 

Zwei Fragen noch zum Schluss: Wie finanziert sich Ihr Projekt und was müssen beispielsweise die Schulen für die Nutzung Ihres Angebotes zahlen? Und: Haben Sie zukünftig vor, Ihr Angebot über die Grenzen des Münchener Stadtgebietes und Umland weiter auszubauen?

KBB: Digital>>School ist ein vielschichtiges Geschäftsmodell. Es gibt fünf verschiedene Geschäftsbereiche Bus, IT, Content, Fortbildungen und Sharing-Plattform, bei denen wir mit verschiedenen hochkarätigen Partnern zusammenarbeiten wollen. Die Finanzierungsgespräche laufen noch. Wir wünschen uns, dass das Kultusministerium diese Initiative unterstützt, und somit die digitale Bildung als umfassendes Ganzes flächendeckend in die Schulen bringt. Eine Zusammenarbeit mit dem Kultusministerium könnte so aussehen, dass wir im Auftrag die bayerischen Schulen in der Digitalisierung betreuen.
CW: Digital>>School ist nicht auf Bayern beschränkt. Unsere Vision ist es, einen wertvollen Beitrag zur digitalen Bildung in Deutschland zu leisten. Mit dem Digitalbus lässt sich jede Schule erreichen.
Unser nächster Meilenstein ist, den Digitalbus auf der Didacta 2018 im Februar in Hannover erstmalig zu präsentieren. Dazu sind wir mit einem weltweit führenden Omnibushersteller im Gespräch. Wir stecken voll und ganz in den Messevorbereitungen.

 

Veröffentlicht am 16.11.17

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Wie sagte schon Bacon: „Wissen ist Macht!“
*Francis Bacon, 1561 - 1625, Philosoph & Jurist
 

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