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Inklusion: Im Gespräch mit Dr. Faraj Remmo

1. März 2017

In unserer Rubrik "Inklusion" wollen wir Wissensvermittler zu unterschiedlichen Themen im Bereich „Inklusion“  zu Wort kommen lassen und um ihre Meinung fragen. Heute tauscht sich wissensschule mit  Dr. Faraj Remmo  aus. Herr Dr. Remmo ist Dozent an der Universität Bielefeld. Dort lehrt und forscht er zu den Themen Migrationspädagogik, Integration und Inklusion.  

Foto: Uni Bielefeld

Foto: Uni Bielefeld

Der Begriff digitale Inklusion ist derzeit in aller Munde. Was bedeutet digitale Inklusion für Sie und wo stehen wir hier und jetzt? 

Digitale Inklusion bedeutet für mich, dass allen Akteurinnen und Akteuren in einer Gesellschaft ein barrierefreier Zugang zu Partizipation ermöglicht wird. Partizipation im Sinne einer digitalen Inklusion bedeutet für mich Mitgestalten und Mitentscheiden an Prozessen, die unmittelbar alle Lebensbereiche der Betroffenen beeinflussen. Der Schwerpunkt digitaler Inklusion sollte Praktiken ermöglichen, die eine Befähigung der Nutzenden zu partizipativem Handeln fördern. Wir befinden uns auf einem langen Weg Richtung inklusiver Gesellschaft und die digitale Inklusion ist in mehreren Bereichen sichtbar. Zum Beispiel an Hochschulen im Bereich des E-Learnings.  

Welche Voraussetzungen müssen geschaffen werden, damit Inklusion im Bildungsbereich gelingt? 

Inklusion im Bildungsbereich braucht Repräsentierende, also Menschen, die im Bildungswesen tätig sind, um eine inklusive Öffnung des Systems zu forcieren und somit einen gesellschaftlichen Wandel, der durch immer wieder auftretende bildungspolitische Herausforderungen nötig ist, zu fördern. Ziel einer inklusiven Öffnung des Bildungssystems sollte es u. a. sein, strukturelle Veränderungen und Teilhabe an Bildung zu ermöglichen. Durch digitale Mittel kann der Radius auf die noch Unbeteiligten erweitert werden, da ihnen der Zugang sowohl zu Information als auch Kommunikation durch die nötige Technologie ermöglicht wird.
Da ich vom Hals abwärts gelähmt bin, ist es mir erst durch einige elektronische Hilfsmittel möglich, die verschiedenen digitalen Medien unabhängig zu nutzen. Ein Beispiel: die Nutzung des PCs ist für mich erst durch eine Mundsteuerung möglich geworden. Dadurch hat sich die Qualität meiner Privatsphäre deutlich verbessert. Erst durch diese elektronischen Hilfsmittel ist es mir möglich, ohne Assistenz Mails zu schreiben und auch zu lesen.

Was sind Ihrer Meinung nach die größten Herausforderungen für eine erfolgreiche Inklusion in der Schule und was ist noch zu tun im Hinblick auf digitale Inklusion? 

Die größten Herausforderungen für eine Inklusion in der Schule sind nicht genügende Ressourcen für die notwendige digitale Inklusion vor Ort. Das heißt:  materielle Güter im Sinne der Ausstattung eines digitalen Unterrichts, zum Beispiel individuelle Ausstattungen der Hardware für Schüler mit Beeinträchtigungen. Gleichzeitig brauchen Lehrerinnen und Lehrer eine ständige Weiterbildung im Bezug auf die neuen technischen Herausforderungen der digitalen Inklusion.

Ihr Motto lautet: „Lasst uns sichtbar werden“.  Was genau ist damit gemeint, dass Vielfalt kein Defizit sondern Ressource ist ?

Wenn wir an der Universität sind – wir Menschen als Rollstuhlfahrer oder mit Gehstöcken – dann sieht man, da läuft jemand mit einer Behinderung. Das ist schon allein visuell sichtbar. Das reicht aber nicht! Meine Strategie des Sichtbarmachens hat mit Partizipation zu tun. Sichtbar werden, indem wir mitgestalten und mitentscheiden. Es geht um „partizipative Inklusion“. Es reicht nicht, wenn man einen Stand im Foyer der Universität aufbaut mit zwei Tischen, einem Rollifahrer und möglichst noch eine junge Dame mit einem Kopftuch dazu stellt. Das geht nicht! Das kann man immer wieder machen, vielleicht auch noch mit einem bisschen exotischem Essen. Aber das ist wie eine Eintagsfliege. Einen Tag später sind die Leute so vergessen wie alles andere. Ich meine mit Sichtbarmachen und strategisch längerfristig planen, dass man dauerhaft hier in der Universität bleibt und natürlich auch in der strukturellen und institutionellen Verankerung.

Welche Unterstützung und eventuelle Ressourcen müssen Lehrern mit auf den Weg gegeben werden, damit Inklusion erfolgreich realisiert werden kann?

Damit eine erfolgreiche Inklusion durch die Lehrer an den Schulen realisiert werden kann, muss die Ausbildung des Lehrkörpers an einer inklusiven Hochschule erfolgen. Das beinhaltet den regelmäßigen Austausch zwischen den Studierenden auf Lehramt und Verantwortlichen in Schulen während des Studiums in einem inklusiven Konzept. Ein besonderer Fokus während der Ausbildung des Lehrkörpers an der Universität sollte es sein, die Selbstwirksamkeit der Kinder zu fördern.

Veröffentlicht am 01.03.17

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Wie sagte schon Bacon: „Wissen ist Macht!“
*Francis Bacon, 1561 - 1625, Philosoph & Jurist
 

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