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Läuft das Studium der Ausbildung den Rang ab?

14. April 2016

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Im Jahr 2013 begannen erstmals mehr junge Menschen in Deutschland ein Studium als eine Berufsausbildung. Nur acht Jahre zuvor hatten rund 350.000 Studienanfängern noch 520.000 Auszubildenden im ersten Lehrjahr gegenüber gestanden. Eine Studie der Bertelsmann Stiftung zeigt: Wenn sich die Entwicklungen der letzten 20 Jahre fortsetzen, werden 2030 nur noch ungefähr 400.000 Jugendliche eine duale Ausbildung beginnen. Das sind rund 80.000 weniger als heute; ein Rückgang um 17 Prozent. Die Erstsemesterzahlen werden dagegen bis 2030 gegenüber 2013 nur um knapp fünf Prozent sinken.

Während der demographische Wandel die berufliche Bildung ebenso wie die Hochschulen betrifft, profitieren letztere von zwei Entwicklungen. Zum einen steigt der Anteil junger Menschen, die eine Hochschulzugangsberechtigung (HZB) erwerben, seit Jahrzehnten kontinuierlich an – 1960 waren es ca. 5 Prozent eines Jahrgangs inzwischen deutlich über die Hälfte. Zum anderen kommen immer mehr Studienanfänger aus dem Ausland. Im Jahr 2013 nahmen etwa 86.000 Personen, die ihre Hochschulzugangsberechtigung nicht in Deutschland erworben haben, etwa 30.000 mehr als noch im Jahr 2005. Auf längere Sicht wird sich die Gewichtung zwischen Ausbildung und Studium vermutlich weiter verschieben.

Quelle: Bertelsmann Stiftung: Nachschulische Bildung 2030, Trend und Entwicklungsszenarien. Gütersloh 2015

Quelle: Bertelsmann Stiftung: Nachschulische Bildung 2030, Trend und Entwicklungsszenarien. Gütersloh 2015

Die entscheidende Frage ist also nicht, ob in Zukunft mehr junge Menschen ein Studium beginnen als eine duale Ausbildung, sondern wie wir damit umgehen. Zu berücksichtigen ist dabei, dass Berechnungen zum zukünftigen Bedarf an Fachkräften zeigen: der Mangel an Personen mit Berufsabschluss wird in Zukunft  größer sein, als der von Akademikern. Aus diesen beiden Befunden ergeben sich drei Handlungsfelder für die Bildungspolitik:

  1. Mehr kombinierte Angebote aus Ausbildung und Studium anbieten. Solche Bildungsgänge erlauben es jungen Menschen sowohl den angestrebten Studienabschluss zu erwerben als auch die praxisnahen Kompetenzen, die von vielen Unternehmen gesucht werden. Duale Studiengänge sind bereits jetzt ein auch international beachtetes Erfolgsmodell. Dieses könnte weiter ausgebaut und durch andere Modelle ergänzt werden.
  2. Bislang vernachlässigte Zielgruppen in die Berufsausbildung integrieren. Hauptschüler oder Jugendliche mit Migrationshintergrund landen nach wie vor zu häufig in den Maßnahmen des Übergangssystems oder bleiben ganz ohne Ausbildung. Mehr zu tun, um diese Zielgruppen in Ausbildung zu integrieren bleibt die Daueraufgabe der Bildungspolitik.
  3. Die Übergangsmöglichkeiten zwischen Ausbildung und Studium vereinfachen. Auf diese Weise könnten diejenigen, die nach der Schule unentschlossen sind, eher dafür gewonnen werden eine Ausbildung auszuprobieren. Für Studienabbrecher wäre es dagegen attraktiver eine Ausbildung aufzunehmen, wenn sie einen Teil ihrer im Studium erbrachten Leistungen auf eine Ausbildung anrechnen könnten.

Ein viertes Handlungsfeld, nämlich der Versuch der Steuerung der Beteiligung an Ausbildung und Studium durch die Beschränkung des Hochschulzugangs, habe ich bewusst nicht aufgezählt. Ein solches Vorgehen wäre kaum von Erfolg gekrönt und würde allen Bemühungen zuwider laufen den Bildungserfolg des Einzelnen vom sozioökonomischen Status des Elternhauses abzukoppeln.

Foto: Thomas Kunsch.

Der Autor, Lars Thies, ist bei der Bertelsmann Stiftung Project Manager für das Programm Lernen fürs Leben. | Foto: Thomas Kunsch.

Veröffentlicht am 14.04.16

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Wie sagte schon Bacon: „Wissen ist Macht!“
*Francis Bacon, 1561 - 1625, Philosoph & Jurist
 

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