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Wirtschaft in der Schule in der Krise: Tun Sie es jetzt!

21. Juli 2021

Corona macht die Berufsorientierung und den Einstieg ins eigenständige Leben nach der Schule doppelt schwer. Larissa Stöpler und Hagen Schütte erklären, was jungen Menschen heute Sorgen bereitet und warum ökonomische Bildung aktueller ist denn je. In der Krise sehen sie auch eine Chance: Mit aktuellen Inhalten und digitalen Methoden könnten Lehrkräfte jetzt beim Wirtschaftsunterricht unterstützt werden –eine pädagogische Leistung, die für eine ganze Generation von Schülerinnen und Schülern von unschätzbarem Wert wäre.

Denn die Medien sind voll von Hiobsbotschaften. Schließungen, Insolvenzen, Ausfälle, Arbeitslosigkeit. Die Welt, die Wirtschaft, das System, wie wir es kannten, scheint zu bröckeln – und ist dabei eigentlich so transparent wie nie zuvor: Auf Aktionen folgen Reaktionen und die handelnden Akteure sind plötzlich nicht mehr nur Namen in der Tageszeitung, sondern ihre Beschlüsse sind von jedem spürbar. Die Börse ist nicht mehr nur ein Banner am Bildschirmrand, sondern Spiegelbild einer Welt im Chaos.

Das ist gelebte Wirtschaft. Aber nur wer die Zusammenhänge versteht, weiß Entwicklungen einzuschätzen. Weiß, wo seine Stelle ist und wie aus den zahlreichen, oft widersprüchlichen Einschätzungen ein sinnvolles Handeln folgen kann. Und wenn Beschlüsse auf einmal den eigenen Schulalltag, Prüfungen, Ausbildungspläne, die angestrebte Zukunft einfach so auf den Kopf stellen, dann wäre es nur fair, auch Schülerinnen und Schülern zu ermöglichen, sich ein umfassendes Bild ihrer eigenen Situation verschaffen zu können. Das würde ihnen die Angst nehmen und Perspektiven schaffen – individuell und für die Gesellschaft.

Es ist eine Zeit des Wandels, eine Zeit, in der die Zukunft formbar wird. Allerdings müssen wir jetzt dafür sorgen, dass dieses Potenzial nicht ungenutzt bleibt. Denn letztlich sind wir selbst – die jungen Menschen, die Gründer, Tüftler, Entscheider von morgen – die wichtigste Ressource der kommenden Zeiten. Auch in der Krise könnten wir uns einbringen, entweder aktiv oder mit zukunftsorientierten Visionen. Und nach der Krise werden wir noch so flexibel sein, dass wir entscheidende Kräfte für eine reparierte, neu kalibrierte, innovative und ergonomische Ökonomie darstellen können. Ganz ohne Vorkenntnisse wird das aber nicht funktionieren.

Der einzig konsequente Schritt wäre jetzt also, ein flächendeckendes Bildungsangebot im Bereich Wirtschaft zu gewährleisten. Denen, die darüber zu entscheiden haben, wollen wir zurufen: Tun Sie es jetzt! Ermöglichen Sie der Jugend, aktiv an unserer gemeinsamen Zukunft mitzuwirken! Die Möglichkeit dazu ist gegeben: Der Bildungssektor passt sich sowieso gerade an. Jetzt ist der Moment, einzuhaken. Neue Medien werden erprobt, neue Methoden werden angewendet, Themenschwerpunkte verlagern sich. Die Dringlichkeit und der Wandel sind enorme Antriebskräfte. Noch nie war die Gelegenheit so günstig, Wirtschaftsunterricht mit Nachdruck und Nachhaltigkeit aufs Tableau zu bringen.

Wirtschaftslehrkräfte in der Corona-Krise unterstützen

Die Chance der Corona-Krise liegt in den innovativen Lösungsansätzen, die jetzt auf allen Ebenen erprobt werden – insbesondere im Bereich der Digitalisierung. Darin liegt viel Nachhaltiges. Wenn man jetzt bestehende Angebote nutzt und weiter ausbaut, Plattformen nutzergerecht gestaltet, Onlineseminare, Videochats, Lehrvideos und andere Materialien bündelt, dann kann Bildung endlich so flexibel und vielseitig werden, wie es von vielen Seiten schon lange gefordert wurde. Für jeden zugänglich, jederzeit. Es ist paradox: Gerade in Zeiten von Ausgangssperren, Schulschließungen und anderen Einschränkungen des öffentlichen Lebens sind der Kreativität, zumindest im digitalen Bereich, scheinbar keine Grenzen mehr gesetzt.

Voraussetzung ist, dass die aktuellen Geschehnisse nicht als Störung des Betriebs, sondern als Anstoß zum Handeln verstanden werden. Lehrkräfte, die sich durch entsprechende Fortbildungsmaßnahmen schnell an die Situation angepasst haben, können ihre Schülerinnen und Schüler auffangen und unterstützen. Auch für die ausbildende Seite birgt die Krise große Chancen, tagesaktuelle Inhalte als Lehrmaterial zu nutzen. So kann es gelingen, gemeinsam mit Ausbildenden, Lehrenden, Eltern- und Schülerschaft ein geteiltes Wirtschaftsverständnis zu etablieren.

Wenn die Wirtschaftsdidaktik kurzfristig auf diese Herausforderungen reagieren soll, sind Verfügbarkeit und Schnelligkeit gefragt. Einen Pool von Ansprechpartnern gibt es bereits: Erst im vergangenen November hat sich in Berlin das Bündnis Ökonomische Bildung Deutschland formiert – ein engmaschiges Netzwerk aus rund siebzig Lehrerverbänden, Stiftungen, wissenschaftlichen Instituten und Bildungsinitiativen mit Bezug zur ökonomischen Bildung. Die Partner kennen ihr Wirkungsfeld aus jahrelanger Praxis und haben sich öffentlich bereiterklärt, den dringend benötigten Ausbau der ökonomischen Bildung in Deutschland mit Rat und Tat zu unterstützen.Ein hochkarätiges Betreuungsangebot sollte mit diesen Partnern schnell erreichbar sein. Will man in der gegenwärtigen Lage nicht auf diese Angebote zurückzugreifen? Aus Sicht der Betroffenen wäre das verantwortungslos.

Schülerinnen und Schülern den Einstieg ins Berufsleben erleichtern

Die Corona-Krise hat vielen ihre Aussichten genommen, aber darf man deswegen die Weitsicht verlieren? Die Zukunft scheint beklemmt und unklar, das führt zu Verunsicherung. Gerade von Schülerinnen und Schülern, die ihr bisheriges Leben überwiegend in festen Strukturenverbracht haben und gelernt haben, sich einen Plan zu machen, Ziele zu entwickeln, auf etwas Festes hinzuarbeiten, werden die aktuellen Entwicklungen als zerstörerisch wahrgenommen. Niemand weiß, wie das wirtschaftliche und gesellschaftliche Leben nach der Pandemie aussehen wird. Man weiß noch nicht einmal, wie es am Ende des Jahres aussehen wird. Die Berufsorientierung eines aufstrebenden jungen Menschen – eine Phase, die ohnehin schon von Unsicherheiten aller Art geprägt ist – wird dadurch noch zusätzlich erschwert. Apropos Berufsorientierung: Was sind eigentlich „systemrelevante“ Berufe und was zeichnet sie aus? Auch inhaltlich bietet diese Krise genug Anknüpfungspunkte, um nochmal grundlegend Rechte und Pflichten, Möglichkeiten und Sicherungsnetze kennenzulernen. All das, was jetzt aktuell und nötig wird.

Auch hier muss ökonomische Bildung ansetzen und den Schulabgängern von morgen das Spektrum ihrer wirtschaftlichen Handlungsoptionen darlegen. Und auch hier weisen digitale Lernplattformen den Weg. So hat beispielsweise die Joachim Herz Stiftung ein sogenanntes „seriousgame“ – ein Computerspiel mit ernsthafter Intention – für Schülerinnen und Schüler ab der neunten Klasse entwickelt, bei dem die Spieler auf einer einsamen Insel eine neue Zivilisation aufbauen müssen. Könnte dieses Projekt nicht ein Vorreiter für andere didaktische Spiele, Videos, Aufgaben, Online-Unterricht und Seminare werden? Auch mit solchen Methoden wird Lernenden ein Einstieg in die Materie ermöglicht. Die Form sollte nicht der begrenzende Faktor sein. Wichtig ist allerdings, dass die Rolle der Pädagogen – sei es als Betreuer oder als Autoren, die den Programmierern ihre Konzepte vorgeben –auch in solchen Formaten klar und transparent bleibt. 

Deutschland braucht eine nationale Strategie für ökonomische Bildung

Die hier formulierten Gedanken betreffen deutschlandweit, ja sogar weltweit, alle jungen Menschen. Ein Virus kennt keine Ländergrenzen. Zwar zeichnen sich die Probleme in unterschiedlichen Schweregraden ab, aber sie betreffen jede Bildungsschicht, jede Altersgruppe und jeden Sektor. Für die politische Entscheidungsfindung in unserer primären Solidargemeinschaft heißt das: Am Ende wird es Deutschland sein, das wiederzubeleben und weiterzuentwickeln ist – und nicht Bayern, Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen oder Schleswig-Holstein. Um diese Herausforderung zu meistern, braucht es nationalen Zusammenhalt und ein optimales Zusammenwirken aller verfügbaren Kräfte.

Wir Schulabsolventen haben den Antrieb, die Flexibilität, die Zuversicht, die Energie. Was uns oft fehlt, ist Fakten- und Erfahrungswissen, wie es im Bereich der ökonomischen Bildung vermittelt werden sollte. Das könnte man ändern, in allen Ländern. Tun Sie es jetzt!

 

Von Larissa Stöpler und Hagen Schütte


Über die Autoren: Hagen Schütte studiert Politikwissenschaft an der Universität Bremen, Larissa Stöpler Sozial- und Kommunikationswissenschaften in Landau in der Pfalz. Kennengelernt haben sich die beiden durch „business4school“, ein ehrenamtlich organisiertes Bildungsprojekt zur Vermittlung von Wirtschaftswissen an Schülerinnen und Schüler der Stufen 10 bis 12.

Veröffentlicht am 21.07.21

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Wie sagte schon Bacon: „Wissen ist Macht!“
*Francis Bacon, 1561 - 1625, Philosoph & Jurist
 

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