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5 Fragen — 5 Antworten: Mit Professor Andreas Kuckertz

24. Februar 2016

Professor Andreas Kuckertz (1972 in Düsseldorf geboren) ist ein deutscher Wirtschaftswissenschaftler und Professor für Unternehmensgründungen und Unternehmertum an der Universität Hohenheim. wissensschule tauschte sich mit ihm über Sicherheit im Job, "hippes" Unternehmertum sowie die Einführung eines Schulfachs Wirtschaft aus.

Professor Andreas Kuckertz

Viele Schülerinnen und Schüler wissen nach der Schule oftmals nicht, wie es danach weiter geht — direkt ins Studium, eine Ausbildung machen oder im Ausland erste Erfahrungen sammeln? Den eigenen Interessen folgen oder einen sicheren Weg gehen? Wie haben Sie diese Zeit erlebt?

Wenn man als Schüler durch all die Möglichkeiten verunsichert ist, die sich nach der Schule auftun, dann kann ich das mehr als verstehen. Es gibt Tausende verschiedener Studiengänge, es gibt unendlich viele andere Möglichkeiten. Aber natürlich liegt darin auch die Chance verborgen! Denn es ist ja klar: Besser wählen können als überhaupt keine Wahl zu haben. Sicherheit darf bei der Entscheidung aber wohl keine Rolle spielen – denn wenn man einmal ehrlich ist, dann gibt es Sicherheit ja überhaupt nicht. Und was ist schlimmer, als die eigenen Interessen geopfert zu haben für vermeintliche Sicherheit, nur um dann feststellen zu müssen, dass daraus doch nichts geworden ist? Manchmal hilft ja ein Kompromiss. Ich beispielsweise habe nach der Schule erst einmal eine kaufmännische Ausbildung in einem Medienunternehmen gemacht – das Kaufmännische für die gefühlte Sicherheit, die Medienprodukte des Unternehmens für meine Interessen.

Bundesbildungsministerin Johanna Wanka will an den Schulen ein Unterrichtsfach zur Vorbereitung auf die Herausforderungen des Alltags einführen als Reaktion auf den Tweet der damals 17-jährigen Schülerin Naina. Wie ist Ihre Meinung dazu?

Ich kann sehr gut Nainas Gefühle und auch die Reaktionen darauf nachvollziehen. Ob man deswegen aber alles umbauen muss, das steht auf einem ganz anderen Blatt. Wenn Schule – und auch später im Leben vielleicht die Hochschule – funktioniert hat, dann hat man ganz grundsätzliche Kompetenzen erworben, die sich von einem Problem aufs andere übertragen lassen. Wer eine Gedichtanalyse in 4 Sprachen schreiben kann, dem verspreche ich, dass er auch fähig ist, einen Handyvertrag zu interpretieren. Mancher in der politischen Diskussion, die sich dann um das Thema entfaltet hat, verwechselt einfach schlicht Kompetenzen mit Anwendungsfällen. Wir brauchen also kein neues Fach – es lohnt sich aber sicherlich immer darüber nachzudenken, wie wir Basiskompetenzen noch besser vermitteln können. 

Sie leiten das Fachgebiet Unternehmensgründungen und Unternehmertum (Entrepreneurship) an der Universität Hohenheim. In der Beliebtheitsskala von Wunschberufen bei Schülern liegt das "Unternehmertum" nicht gerade weit vorne. Worin sehen Sie die Ursachen und wodurch ließe sich das ggfls. ändern?

Da kann ich Sie beruhigen, so schlimm sieht das alles überhaupt nicht aus. Unternehmertum ist inzwischen ‚hip‘ und ich kenne Zahlen, die mir sagen, dass sich zwei von drei Millenials vorstellen können, ein eigenes Unternehmen, eine eigene Nichtregierungsorganisation oder andere Initiativen anzuschieben. Meine Studierenden beispielsweise merken auch ganz schnell, dass es beim Unternehmertum nicht unbedingt um Geld verdienen geht, sondern mehr darum, etwas wirklich Sinnvolles wirklich groß zu machen. Viele Unternehmensgründer sind Revoluzzer –sie wollen die Welt verändern und das fasziniert viele Menschen. Die Herausforderung liegt also eher darin, diesen Spirit und dieses Interesse zu erhalten und ihn nicht durch falsche Impulse zu unterdrücken.

Was halten Sie von der Einführung eines Schulfachs "Wirtschaft", in dem dann auch das Unternehmertum thematisiert werden könnte?

Ein Fach Wirtschaft ist eine großartige Sache und Unternehmertum sollte natürlich einen entsprechenden Anteil daran haben. Vielfach wird das Fach Wirtschaft ja skeptisch gesehen, da man Sorge hat, Schüler würden hier frühzeitig zu sogenannten Sklaven des Marktes erzogen. Das halte ich für absolut überzogen – Wirtschaft ist für unsere Gesellschaft so grundsätzlich, dass jeder ein entsprechendes Verständnis davon haben sollte. Und das soll ja auch nicht heißen, dass man viele Dinge, die in der Wirtschaft geschehen, nicht kritisch sehen darf.

Zum Unternehmertum gehören neben Erfolgen und Siegen aber auch Niederlagen und das Versagen. Warum tun wir uns in Deutschland im internationalen Vergleich so schwer mit Niederlagen umzugehen? Sind wir zu sehr auf Perfektionismus getrimmt?

Perfektionismus ist sicherlich ein wichtiger Grund. Wobei man aber auch anerkennen muss, dass dieser oftmals ganz gehörig zum Erfolg beiträgt. Man darf es aber eben auch nicht überziehen. Wenn ich auf Ihre Eingangsfrage zurückkommen darf: Wer beispielsweise nach der Schule vor vielen Wahlmöglichkeiten steht und in ganz deutscher Tradition die perfekte Wahl treffen will, der lähmt sich. Wir dürfen uns da alle ruhig ein wenig entspannen –wichtig ist es nicht, keine Fehler zu machen, wichtig ist, dass man losläuft und seine Chance nutzt, die Welt da draußen ein Stück weit mitzugestalten.

Veröffentlicht am 24.02.16

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Wie sagte schon Bacon: „Wissen ist Macht!“
*Francis Bacon, 1561 - 1625, Philosoph & Jurist
 

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