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Gabriele Stein: 5 Fragen — 5 Antworten

9. Oktober 2015

Gabriele Stein wissensschule interview

Gabriele Stein ist Vorstandssprecherin von Amnesty International Deutschland. Amnesty International ist eine weltweite, von Regierungen, politischen Parteien, Ideologien, Wirtschaftsinteressen und Religionen unabhängige Mitgliederorganisation. Auf Grundlage der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte wendet sich Amnesty gegen schwerwiegende Menschenrechtsverletzungen. wissensschule tauschte sich mit ihr über die aktuelle Flüchtlingsproblematik, Menschenrechte als Bestandteil des Unterrichts sowie ihre Motivation sich bei Amnesty zu engagieren aus.

Syrien, Irak, Ukraine, Nigeria - täglich hören und lesen wir von Gewaltausbrüchen, Terror, Folter, Flucht und Vertreibung.  Fühlt man sich hier als Menschenrechtsorganisation nicht ziemlich ohnmächtig?

Natürlich entsteht im ersten Moment ein Gefühl der Hilflosigkeit. Aber mir hilft es, täglich zu sehen, dass so viele Menschen um mich herum sich mit den Grausamkeiten und dem Unrecht nicht abfinden wollen und wir gemeinsam aktiv dagegen arbeiten, und das auch teilweise mit Erfolg. Ohnmächtig würde ich mich fühlen, wenn es nicht solche Menschenrechtsinitiativen gäbe. Bei Amnesty kommt hinzu, dass wir weltweit vernetzt sind. Es ist enorm motivierend, wenn man bei internationalen Treffen mit Menschen aus allen Kontinenten realisiert, wie viele Menschen für die Menschenrechte kämpfen und Menschen begegnet, denen unsere Arbeit geholfen hat.

Viele Menschen sehen die schrecklichen Katastrophen, die sich im Mittelmeer abspielen und denken sich "Wann greift Politik hier endlich ein". Dann werden Maßnahmen ergriffen, die zu kurz greifen und reinen Aktionismus darstellen. Lässt sich die Flüchtlingsproblematik politisch überhaupt lösen und wie könnte Sie aus Ihrer Sicht aussehen?

Für mich war es auch ein Lernprozess zu sehen, dass es keine einfachen Lösungen gibt. Aber die deutsche Politik hat gerade in diesen Wochen ihre Bereitschaft gezeigt, Alternativen zur Abschreckungslogik der vergangenen Jahrzehnte einen Raum zu geben. Es ist immer unwürdig, aber auch unnütz, Flüchtlinge mit einer Abschottungspolitik wie Grenzzäunen und Mauern oder unfairen Schnellverfahren an der Grenze auf lebensgefährliche Fluchtwege zu zwingen. Was wir brauchen, ist eine europäische Einigung auf sichere und legale Zugangswege – Visa für bedrohte Menschen, Aufnahmequoten und Familienzusammenführung – und eine europaweite Qualitätsoffensive für Flüchtlingsaufnahme und Asylverfahren.

Durch den Tweet  der damals 17-jährigen Schülerin Naina, in dem der Wunsch nach "mehr lebensnahem Unterricht" geäußert wurde und Themen wie z.B. Steuern, Miete und Versicherungen mit behandelt werden sollten, wird die Diskussion um die Wissensvermittlung an unseren Schulen wieder neu befeuert. Sollten nicht auch aktuelle Themen wie Bürgerkriege, Flüchtlingskatastrophen und Menschenrechtsverletzungen stärker im Unterricht thematisiert werden?

Auf jeden Fall sollte das Bestandteil des Unterrichtes sein. Menschenrechtserziehung, die Vermittlung der Artikel der Allgemeinen Menschenrechtserklärung und der anderen  menschenrechtsrelevanten Vereinbarungen und deren Einhaltung bzw. Nicht- Einhaltung in den Staaten ist eine äußerst wichtige Aufgabe im Unterricht. Wenn Jugendlich nicht wissen, welcher Rechte, die wir hier z.B. in Deutschland weitgehend haben, Millionen von Menschen weltweit beraubt werden, was in den einzelnen Ländern passiert, wie sollen sie da verstehen, warum z.B. tausende von Menschen von dort fliehen oder sich selbst für die Einhaltung der Menschenrechte engagieren.

Wann und wodurch haben Sie  erkannt, sich bei Amnesty International engagieren   zu wollen und wer bzw. welches Ereignis hat Sie dazu eventuell inspiriert?

Die anfangs angesprochene Hilflosigkeit beim Lesen, Hören und Sehen von den Greueltaten in der Welt hat mich dazu bewegt, mich zu engagieren, ich konnte einfach nicht mehr ruhig daneben stehen. Da ich dies nicht als reine Spendensammlerin, sondern aktiv, unter Mitgestaltung von Strategien und Aktionen und ohne parteipolitische Einflussnahme machen wollte, war Amnesty International, die damals durch den Erhalt des Friedensnobelpreises bekannter geworden waren, die passende Organisation für mich und das hat sich in den letzten 35 Jahren meiner Mitgliedschaft auch immer wieder bestätigt.

Sich in politischen Parteien bzw. anderen Hilfsorganisationen zu engagieren, ist für die heutige junge Generation nicht gerade besonders sexy. Auch hier fehlen ein Stück weit  Vorbilder und Idole, an denen man sich orientieren kann. Warum sollten sich junge Menschen hier engagieren? Drei schlagkräftige Argumente von einer schlagkräftigen Vorstandssprecherin...

Du kannst aktiv etwas in der Welt verändern und verbessern - Aktionen bei Amnesty machen Sinn

Deine Ideen, Deine Fähigkeiten sind gefragt bei gemeinsamen Aktionen mit anderen Jugendlichen- Aktivitäten bei Amnesty sind spannend und machen auch Spaß

Du lernst interessante Menschenund Themen kennen – Du bist Teil einer weltweiten Bewegung


Foto: Amnesty International

Veröffentlicht am 09.10.15

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Wie sagte schon Bacon: „Wissen ist Macht!“
*Francis Bacon, 1561 - 1625, Philosoph & Jurist
 

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