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Nomophobie: Übertriebener Hype oder allgegenwärtig?

31. März 2015

DSC_0197In unserem Beitrag vom 09.02.2015 zum Thema Nomophobie  haben wir uns bewusst diesem Thema gewidmet. Auch in Deutschland tendieren Nutzer von Mobiltelefonen zu nomophobem Verhalten. Dass praktisch alle Jugendlichen über ein eigenes Internethandy verfügen, hat vor kurzem eine Untersuchung des Verbands Bitkom gezeigt. Schon für die Zwölf- bis 13-Jährigen gehört demnach ein Smartphone zur Standardausstattung. Welche Auswirkungen hat das auf das selbstständige Lernverhalten der Schüler? Ersetzt das Smartphone zunehmend unser Gedächtnis oder revolutioniert es den herkömmlichen Unterricht? Hierüber sprachen wir mit Josef Kraus, Oberstudiendirektor an einem bayerischen Gymnasium sowie ehrenamtlicher Präsident des Deutschen Lehrerverbandes.

Nomophobie — wie macht  sich das bei jungen Menschen bemerkbar?

Eine Nomophobie hat Suchtpotential. Ihre Suchtmerkmale sind Abhängigkeit und notwendige Dosissteigerung. Das heißt: Wenn man auf sein Mobile verzichten muss, zeigen sich Entzugserscheinungen; diese können sich psychisch (Nervosität, Panikattacken) und/oder physisch (Kreislaufunregelmäßigkeiten, Schweißausbrüche, Hyperaktivität) äußern.

Für viele junge Menschen ist das Smartphone aus dem Alltag nicht wegzudenken. Wie würde sich ein Entzug des Mobiltelefons aus Ihrer Sicht auswirken?

Negativ in Form von Entzugserscheinungen (siehe Frage 1), positiv dergestalt, dass die jungen Leute sich wieder auf ein breiteres Interessenspektrum und auf vis-à-vis-Kommunikation konzentrieren könnten.

Delegieren junge Menschen ihren Verstand und ihr Erinnerungsvermögen  an Smartphones  und wird dadurch das Allgemeinwissen immer mehr zu einer "Google-Sache"?

Das Allgemeinwissen junger Menschen hat dramatisch gelitten, weil man ja meint, alles googeln bzw. just-in-time downloaden zu können. Die Schulpolitik ist daran nicht ganz unschuldig, indem sie aus Lehrplänen mehr und mehr Leerpläne gemacht hat. Dadurch gibt es kein Vorratswissen mehr, auf das man spontan zurückgreifen könnte. Wer aber kein Vorratswissen hat, der muss alles glauben oder er muss alles googeln. Ein solcher Mensch wäre politisch und wirtschaftlich nicht mündig und leicht verführbar, weil es ihm an einem eigenständigen Urteil fehlt.

Mit den Wearables lassen wir die Technik noch näher an unsere Körper — wie beurteilen Sie diesen Trend?

Ein gefährlicher Trend! Die Abhängigkeit von elektronischen Medien und Dateien wird noch größer. Die sozialen und kommunikativen Kontakte werden noch weiter eingeschränkt werden. Die Informationsbeschaffung wird sich weiter atomisieren, man holt sich nur noch Häppchen-Information.

Smartphones aus Schulen zu verbannen ist die eine Sache — im Schulgesetz ist aber ausdrücklich formuliert, dass Schülerinnen und Schüler lernen sollen „mit Medien verantwortungsbewusst und sicher umzugehen“. Dazu müssten Smartphones doch eher mehr in Schulen zum Einsatz kommen, oder?

Schule braucht Konzentration und einen gewissen Schutz vor der Flüchtigkeit der digitalen Außenwelt. Erziehung zum kritischen Medienkonsum ist natürlich Aufgabe von Schule, aber dazu muss nicht in jeder Stunde ein Smartphone verfügbar sein.

Veröffentlicht am 31.03.15

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Wie sagte schon Bacon: „Wissen ist Macht!“
*Francis Bacon, 1561 - 1625, Philosoph & Jurist
 

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